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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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Diviciatus' Tränen von seinen nackten Knien wischte, versicherte er ihm, seine Bitte zu erhören.
    »Geh jetzt, Diviciatus, und schick deinen Bruder zu mir.«
    Diviciatus nickte und verließ beschämt das Zelt. Cäsar setzte sich wieder auf seinen Stuhl und starrte kopfschüttelnd und angewidert zum Zelteingang. Dann schaute er kurz zu mir rüber. »Ist das Gallien?«
    »Nein«, sagte ich, »das war Diviciatus.«
    Cäsar grinste breit.
    »Du bist ein guter Übersetzer, Druide.«
    »Wie willst du das beurteilen, Cäsar? Sprichst du die Sprache der Kelten?«
    Cäsar lachte. »Aber noch besser ist dein Verstand. Dir gebührt ein Königreich in Gallien.« Cäsar klatschte in die Hände und befahl dem herbeieilenden Sklaven, verdünnten Wein zu bringen. Einer von Cäsars Leibwache kündigte Dumnorix an. Cäsar hieß ihn eintreten. Es ist schon sonderbar, wie verschieden Brüder sein können. Das muß auch Cäsars erster Gedanke gewesen sein. Dumnorix verkörperte den stolzen Kelten, der lieber untergeht, als in Knechtschaft zu geraten.
    Cäsar bot Dumnorix einen Stuhl und einen Becher Wein an. Dumnorix lehnte mit einer stolzen Geste ab. Cäsar nahm es ungerührt zur Kenntnis und faßte alle Vorwürfe zusammen, die er im Laufe des Tages gehört hatte. Als er jedoch Dumnorix vorwarf, den Helvetiern den Durchmarsch durch das Gebiet der Sequaner vermittelt zu haben, ohne ihn, Cäsar, um Erlaubnis zu bitten, unterbrach ihn Dumnorix barsch. Er sprach laut und klar, damit seine Gefolgsleute vor dem Zelt jedes Wort verstehen konnten:
    »Seit wann müssen wir, freie Kelten, den Prokonsul der römischen Provinz um Erlaubnis bitten, wenn wir außerhalb seiner Provinz unseren Geschäften nachgehen? Bitten die Römer uns um Erlaubnis, wenn sie in Ostia gebrannten Kalk in die Latrinen werfen oder die Via Appia pflastern? Was hast du hier verloren, Cäsar? Wieso bleibst du nicht in deiner Provinz? Wieso verfolgst du die Helvetier durch freies Gebiet? Was haben sie dir getan? Wer hat dir überhaupt erlaubt, das Land der Sequaner zu betreten?«
    »Schweig, Dumnorix«, herrschte Cäsar ihn verärgert an. »Du verkennst die Lage, wenn du meinst, du könntest mich einem Verhör unterziehen. Ich bin der, der über dich richtet. Ich bin hier, weil die Häduer Rom gerufen haben.«
    »Nein«, schrie Dumnorix, »ich habe dich nicht gerufen!«
    Cäsar ignorierte nach bewährter Manier, was ihm nicht paßte, und fuhr fort: »Wenn die Häduer mit den Aufrührern in ihren eigenen Reihen nicht fertig werden, wird Rom ihnen dabei behilflich sein. Und ich rate dir jetzt, Dumnorix, vermeide jeden Anlaß zur Klage, vermeide jeden erneuten Verdacht. Deinem Bruder Diviciatus zuliebe will ich dein Leben schonen, aber von nun an sollen dich auf Schritt und Tritt fünfzig Männer begleiten, die mein Vertrauen genießen. Du stehst unter Aufsicht, Dumnorix.«
    »Du kannst mir das Leben nehmen, Cäsar, vielleicht, aber nie wirst du meinem Land die Freiheit nehmen.«
    Cäsar war erbost von seinem Stuhl aufgesprungen. Beide Männer standen sich feindselig gegenüber. Dumnorix' Hand umklammerte bereits den Griff seines Hiebschwertes. Da fing Cäsar plötzlich an zu lachen und sagte: »Dumnorix, dein Mut gefällt mir. Ich werde dir deshalb nicht das Leben nehmen, sondern dich zum König der Häduer machen!«
    Dumnorix war verwirrt. Schließlich zupfte er an seinem borstigen Schnurrbart und nickte Cäsar anerkennend zu.
    »Dumnorix, du sollst das einflußreiche Amt des Vergobreten übernehmen und als oberster Richter eures Stammes über Leben und Tod entscheiden. Überlaß deinem Bruder für diese Zeit die politische Führung der Häduer. Sobald ich Gallien befriedet habe, sollst du dann König der Häduer werden.«
    »So überzeugend hat noch keine Frau um mich geworben«, lachte Dumnorix, »aber was hast du mit den Sequanern im Sinn? Die haben germanische Söldner über den Rhenus geholt und unserem Volk übel zugesetzt. Mittlerweile sind bereits über hunderttausend Germanen über den Rhenus gekommen und tanzen den Sequanern auf dem Kopf herum.«
    »Beruft eine Versammlung der Stammesfürsten ein«, riet Cäsar »und versucht euch mit den Sequanern zu einigen. Dann kommt zu mir und laßt uns die Sache besprechen.«
    Dumnorix bedankte sich bei Cäsar und verließ mit erhobenem Kopf das Zelt. Man mußte wahrlich nicht in irgendwelchen Eingeweiden herumstochern, um vorauszusehen, daß Dumnorix mit Milde oder Härte nicht beizukommen war. Nur mit der Aussicht auf die

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