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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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andererseits schien es so, als hätte sich alles gegen Cäsars Plan verschworen. Cäsar schickte die Offiziere wieder hinaus und blieb alleine mit Aulus Hirtius und mir zurück. Gereizt überflog er die Korrespondenz aus Rom. Schließlich donnerte er die Faust auf den Tisch. »Da läuft dieses fette Wildschwein seit Wochen vor mir her, und ich kriege es nicht zu fassen. Weshalb, Druide?«
    »Du meinst, Publius Considius habe Wahnvorstellungen gehabt, als er dir gestern meldete, die Helvetier hätten den Berg bereits besetzt«, sagte ich.
    »Er hat zuviel gesoffen und Wahnvorstellungen entwickelt. Das sagen auch seine Männer. Er hat die Rüstungen verwechselt …«
    »Nein, Cäsar, es sind die Wälder, die ihn um den Verstand gebracht haben. In den Wäldern wohnen unsere Götter. In jedem Baum sind sie zu Hause, und sie können nach Belieben ihr Erscheinungsbild ändern. Als Publius Considius glaubte, die Helvetier auf dem Berg zu sehen, sah er in Wirklichkeit unsere Ahnen. Sie haben ihm den Verstand geraubt.«
    »Ach, hör auf, Druide, ich kann deine Geschichten nicht mehr hören! Ich werde dir zeigen, welche Götter sich für einen Cäsar entschieden haben. Aber zuerst brauchen meine Männer zu essen. Wir marschieren morgen nach Bibracte. Wenn die Häduer uns kein Getreide geben, werden wir es uns gewaltsam holen.«
    Am anderen Morgen brachen wir gegen Ende der vierten Nachtwache auf und marschierten gegen Bibracte. Über Nacht hatte es geregnet. Die Wege waren aufgeweicht und matschig, und die Legionäre hatten an diesem Tag noch mehr zu schultern. Denn wie üblich waren in der Nacht wieder Sklaven verschwunden. Einige von ihnen waren zu den Helvetiern übergelaufen und hatten ihnen Cäsars Pläne verraten. In der Marschkolonne der Helvetier machte sich darauf Hochstimmung breit. Cäsar hatte die Verfolgung aufgegeben! Nein, ein ängstlicher Cäsar floh vor den mutigen Helvetiern! Während die Helvetier weiter nach Westen zogen, entfernten sich die Römer Richtung Norden. Hatten gestern Cäsar und Labienus nicht Hügel und Berg besetzt und trotz günstiger Position die Schlacht vermieden? Die Helvetier wurden geradezu euphorisch, denn es liegt nun mal in der Natur des Menschen, daß er die angenehmste Deutung stets für die wahrscheinlichste hält. Aus den Verfolgten wurden Verfolger. Die Ungeduldigsten unter den helvetischen Reitern ritten zurück und provozierten nun ihrerseits Cäsars Nachhut. Cäsar reagierte prompt. Er ließ die beiden Legionen, die er kürzlich im diesseitigen Gallien ausgehoben hatte, auf einem Hügel in Stellung gehen, flankiert von leichtbewaffneten Söldnern mit Rundschild, Lederhelm, Schwert und mehreren Wurfspeeren; auch einige Bogenschützen waren unter ihnen. Ihre Aufgabe war der Schutz des Gepäcks. Unterhalb dieser unerfahrenen Legionen, ungefähr auf halber Höhe des Hügels, stellte Cäsar seine vier altgedienten Legionen auf.
    Ich stand mit Wanda zuoberst auf dem Hügel inmitten von Karren, Katapulten und zusammengerollten Lederzelten und sah, wie die helvetische Kavallerie ungestüm auf uns zupreschte und gar nicht erst wartete, bis die helvetische Marschkolonne, die größtenteils noch zum designierten Schlachtfeld unterwegs war, den Ort erreicht hatte. Cäsar gab seiner Kavallerie den Befehl zum Angriff. Die Cornubläser übertrugen die Kommandos in akustische Tonfolgen, deren Bedeutung allen Soldaten bekannt war. Auf dieses Signal hin stürmte die häduerische Kavallerie in Cäsars Diensten auf die Helvetier hinunter. Doch die helvetischen Reiter standen derart eng beieinander, daß die Häduer abrupt zum Stillstand kamen und niedergehauen wurden; fluchtartig stoben sie nach allen Seiten auseinander. Angst und Schrecken stand in den Gesichtern der Rekruten. Den Krieg kannten sie nur vom Hörensagen. Aber jetzt standen sie irgendwo in der Wildnis auf einem Hügel und wurden von Tausenden von Barbaren bedrängt. Und es wurden immer mehr. In wenigen Stunden würden die letzten Kelten der helvetischen Marschkolonne den Kriegsschauplatz erreicht haben. Es war wie ein Fluß, der sich am Fuße des Hügels in einen immer breiter werdenden Ozean ergoß. Cäsar handelte rasch. Demonstrativ ließ er sein Pferd und die Pferde seiner Offiziere wegbringen. Er setzte, wie so oft in seinem Leben, alles aufs Spiel. Sein fanatischer Ehrgeiz erlaubte ihm keine Niederlage. Jede Auseinandersetzung geriet sofort zur Überlebensfrage. Sieg oder Tod. Diese Haltung versuchte er auf seine Legionäre

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