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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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als wolle er sich darin verstecken. Er hatte kleine Schweinsaugen, und seine untertänige und heuchlerische Art war eher abstoßend.
    »Gallier«, begann Cäsar, alle Höflichkeit außer acht lassend, »wie könnt ihr es bloß wagen, mich in einer solchen Lage nicht zu unterstützen? Wo ist das versprochene Getreide? Ihr laßt mich im Stich, obwohl ich euretwegen hier bin. Auf eure Bitten hin habe ich mich zu diesem Krieg entschlossen!«
    Liscus schaute Diviciatus verwirrt an. Hatte er das Hilfegesuch nicht geschrieben, um Cäsar einen Gefallen zu tun? Cäsar argumentierte so, als ob nicht er in der Schuld von Diviciatus stünde, sondern Diviciatus in seiner. Das war eine verkehrte Welt! Diviciatus verschlug es förmlich die Sprache. Liscus hob zaghaft die Hand und begann dann die verzwickte Angelegenheit näher zu erläutern: »Großer Cäsar, es gibt bei uns …« Liscus bohrte hektisch in seinem linken Ohr und rang nach Worten, »… es gibt bei uns gewisse Leute, die beim einfachen Volk ein sehr hohes Ansehen genießen. Und obwohl sie kein öffentliches Amt bekleiden, haben sie im Grunde genommen mehr Macht als unsere Obrigkeit. Diese Leute versuchen nun seit Wochen, das Volk durch böswillige und aufrührerische Reden von der Lieferung des versprochenen Getreides abzubringen. Sie sagen, wenn die Häduer nicht mehr in der Lage seien, ihre Vormachtstellung in Gallien zu behaupten, dann sei es immer noch besser, sich einer gallischen Macht unterzuordnen als einer fremden, römischen Macht. Diese Leute behaupten, daß du ganz Gallien erobern würdest, wenn du mit den Helvetiern fertig wärst. Und sie sagen auch, du würdest allen Galliern die Freiheit rauben.«
    Liscus gab sich alle Mühe, leidend und gequält zu klingen. Wenn sein Bartwuchs nicht alles verdeckt hätte, wir hätten bei genauerem Hinsehen vielleicht sogar eine Träne entdeckt, die er mit viel Mühe kunstvoll herauspreßte. »Cäsar«, flehte er nun mit bebender Stimme, »wir haben keine Möglichkeit, diese Leute in die Schranken zu weisen, und du machst dir keine Vorstellung davon, welcher Gefahr ich mich aussetze, wenn ich dir das alles berichte. Denn alles, was wir bereden und beschließen, wird schon morgen den Helvetiern mitgeteilt. Denn zwischen Helvetiern und Häduern gibt es sehr viele Blutsverwandte.«
    Ich übersetzte, so schnell ich konnte. Auch Liscus konnte kein Wort Lateinisch. Und von den Nöten eines Dolmetschers hatte er keine Ahnung. Er sprudelte wie ein Wasserfall. Diviciatus starrte resigniert auf den Zeltboden. Eine erbärmliche Kreatur mit herunterhängendem Unterkiefer, ein Mann, der nur noch Bitterkeit und Resignation ausstrahlte. Cäsar schaute Diviciatus an, doch dieser wagte nicht mehr, den Kopf zu heben. Cäsar entließ darauf die Versammlung.
    »Liscus?« Liscus wollte gerade wie ein Wiesel entwischen, da rief ihn Cäsar zurück. »Ich möchte dich noch etwas fragen.« Liscus kam ins Zelt zurück. Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen.
    »Du sprachst stets von gewissen Leuten. Sprachst du von Dumnorix, dem Bruder des Diviciatus?«
    »Ja!« stieß Liscus erleichtert hervor. »Ja, Cäsar, Dumnorix ist der Anstifter und an allem schuld – das Volk liebt seinen kühnen Unternehmungsgeist, seine Freiheitsliebe. Niemand wagt gegen ihn vorzugehen, und das, obwohl wir alle wissen, daß er auf einen Umsturz hin arbeitet. Seit Jahren hat er die Zölle und übrigen Staatsgeschäfte in Pacht. Für einen Spottpreis.«
    »Werden bei euch die Pachten nicht versteigert?« fragte Cäsar. Ich hatte das mal beiläufig erwähnt. Ich war überrascht, wie Cäsar sich stets an jedes Detail erinnerte und bei Bedarf bereit hatte. Wenn es ihm nutzte.
    »Doch, Cäsar, aber wenn Dumnorix eine Summe bietet, wagt niemand ihn zu überbieten. Das wäre tödlich. Dumnorix ist sehr reich. Er unterhält eine eigene Reiterei. Auch bei den benachbarten Stämmen ist er äußerst beliebt. Seine Frau ist eine Helvetierin. Seine Mutter hat er einem mächtigen Fürsten aus dem Land der Bituriger zur Frau gegeben. Alle seine weiblichen Verwandten gibt er anderen keltischen Stammesfürsten zur Frau. Dich, Cäsar, haßt er aber abgrundtief, denn du hast seinem Bruder Diviciatus die einflußreiche und ehrenvolle Stellung zurückgegeben, die er früher hatte. Du hast seine Macht beschnitten. Dumnorix beschimpft öffentlich seinen Bruder, weil dieser Roms Legionen zu Hilfe gerufen hat, um sich im eigenen Hause behaupten zu können. Er tadelt dies als Verrat

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