Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
Vom Netzwerk:
Königskrone.
    Cäsar schaute zu mir rüber.
    »Ist das Gallien, Druide?«
    »Gallien hat viele Gesichter«, antwortete ich, »Rom aber nur eins.«
    Cäsar lächelte und bot mir einen Becher Wein an. Ich setzte mich zu ihm. Lucia streckte ihre Vorderläufe von sich und gähnte geräuschvoll. Dann tippelte sie in kurzen Schritten zu mir herüber und setzte sich wieder auf meine Füße.
    »Du erinnerst mich an meinen Grammaticus, Druide.«
    »An deinen was?«
    »An meinen Grammaticus. Das war mein Lehrer. Antonius Gripho. Er unterrichtete mich zu Hause. Er war Gallier. Ursprünglich war er als Geisel nach Rom verschleppt worden. Aber er hat sich bei uns so gut eingelebt, daß er auch nach Ablauf seiner regulären Zeit geblieben ist. Er hat mir leider nicht sehr viel über Gallien erzählt. Was denkst du, Druide, was ist der größte Unterschied zwischen Rom und Gallien?«
    »Die Pferde«, schmunzelte ich.
    »Die Pferde? Du meinst, die Pferde in Gallien sind größer und stärker als die Pferde in Rom?«
    Ich schwieg und nippte an meinem Becher. Es war Cäsars Hauswein, den ich da trank, ein blutroter Tropfen aus Massilia.
    Cäsar insistierte: »Was willst du damit sagen? Daß ihr besser mit Pferden umgehen könnt? Daß ihr die besseren Reiter seid?«
    »Nein, Cäsar. Die Pferde in Gallien haben nicht nur vier Beine wie die Pferde in Rom, sondern auch vier Köpfe. Und jeder Kopf vertritt eine andere Meinung, und jedes Bein gehorcht einem anderen Kopf.«
    Cäsar musterte mich nachdenklich, dann setzte er seinen Becher an die Lippen und trank ihn in gleichmäßigen Schlucken leer. In diesem Augenblick war ich stolz, Cäsar gegenüberzusitzen. Der jämmerliche Anblick von Diviciatus und Liscus hatte etwas in mir zerbrochen. Vielleicht den Stolz, ein Kelte zu sein. Von diesem Tag an stellte ich mich Fremden nicht mehr als Kelte vor. Sondern als Rauriker. Ich war Rauriker und würde immer ein stolzer Rauriker sein. Aber noch lieber war ich: Cäsars Druide!
    Kundschafter meldeten, daß die Helvetier am Fuße eines Berges ruhten. Sofort sandte Cäsar Reiter aus, um die Beschaffenheit des Berges auszukundschaften. Wenig später meldeten sie, der Berg sei von allen Seiten leicht zu besteigen. Deshalb schickte Cäsar während der dritten Nachtwache seinen ersten Legaten, Titus Labienus, mit zwei Legionen auf den Bergkamm hinauf. Cäsar selbst folgte um die vierte Nachtwache den Spuren der Helvetier. Die Reiterei bildete die Vorhut. Publius Considius wurde mit Spähern vorausgeschickt. Ich blieb mit Wanda im Lager zurück und kopierte in Cäsars Sekretariat Briefe und Dokumente, die aus Rom eingetroffen waren. In der Zwischenzeit hatte Labienus mit den beiden Legionen den Bergkamm besetzt. Cäsar war nur noch anderthalb Meilen entfernt, als ihm Publius Considius die Falschmeldung brachte, daß die Bergspitze von den Helvetiern besetzt sei. Er habe es deutlich an den glitzernden Rüstungen und Abzeichen erkannt. Cäsar zog sich darauf auf den nächsten Hügel zurück und stellte sein Heer in Schlachtordnung auf. Da Labienus erst angreifen durfte, wenn Cäsar in unmittelbarer Nähe des feindlichen Lagers war, wartete Labienus geduldig auf seiner Bergspitze, während auch Cäsar geduldig auf seinem Hügel ausharrte. Als Kundschafter endlich das Mißverständnis klärten, waren die Helvetier bereits weitergezogen.
    Publius Considius wurde am Abend vor der versammelten Legion degradiert und mußte zu seiner Schande zusammen mit seiner Reiterstaffel drei Wochen außerhalb des befestigten Nachtlagers schlafen. Als wir am nächsten Tag aufbrachen, fanden wir hier und da Leichen von Publius Considius' Reitern. Sie waren allesamt nackt und enthauptet. Die Köpfe fanden wir später. Man hatte sie auf angespitzte Pfähle aufgepflockt und am Waldrand in den Boden gerammt.
    Wir folgten den Helvetiern. Sie hatten zu keinem Zeitpunkt auch nur die kleinste Chance. Sie waren zu langsam. Und siegen würde schließlich derjenige, der den Nahrungsmittelnachschub besser organisiert hatte. In dieser Beziehung hatte Cäsar plötzlich ein großes Problem. In zwei Tagen mußte er seinen Soldaten den Proviant für die nächsten zwei Monate aushändigen. Zwei Modien pro Kopf.
    Cäsar berief den Kriegsrat ein und verlangte von allen Offizieren die neuesten Meldungen. Die Stimmung war schlecht. Die meisten machten die unzuverlässigen Häduer für den Schlamassel verantwortlich. Einerseits war es ein Kinderspiel, Gallien im Handstreich einzunehmen, aber

Weitere Kostenlose Bücher