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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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mittlerweile eine Wagenburg gebildet. Die zurückkehrenden Bojer und Tiguriner stiegen auf die Ladeflächen, verschanzten sich hinter Getreidesäcken und Fässern und schleuderten von dort ihre Speere auf die diszipliniert nachrückenden Legionäre. Die Helvetier hatten sich auf ihren Berg zurückgezogen und versuchten die nachrückenden Römer aufzuhalten, bis sie ihr Gepäck in Sicherheit gebracht hatten. Da schrie ein Centurio, daß Cäsar den ersten, der in das helvetische Lager eindringe, persönlich belohnen werde. Daraufhin rannten die Legionäre mit Todesverachtung gegen die keltischen Stellungen an. Schließlich gelang es ihnen, in das Herz des Lagers einzudringen und sich des Trosses zu bemächtigen. Die Kinder der angesehensten Fürsten gerieten in Gefangenschaft, die legendären Goldreserven in die Hände der römischen Soldaten. Die überlebenden Helvetier, Rauriker, Bojer und Tiguriner verließen den Kriegsschauplatz. Stumm und ohne Eile, als zollten sie dem wimmernden Schlachtfeld die letzte Ehre.
    Die Römer sanken erschöpft zu Boden und dankten den Göttern, daß der Alptraum vorüber war. Viele weinten leise vor sich hin. Einige zitterten am ganzen Körper und murmelten wirres Zeug, als hätten sie den Verstand verloren. Ich war wie gelähmt. Die ganze Nacht über hörten wir das Flehen, Stöhnen und Wimmern der Sterbenden. Bis in die frühen Morgenstunden mußten erschöpfte Legionäre jungen Rekruten beistehen, die sich, von Weinkrämpfen geschüttelt, am Boden krümmten oder verstört herumirrten. Was hatte man ihnen alles erzählt, über die glorreichen Schlachten ihrer Ahnen, über die Feldzüge, an denen Verwandte teilgenommen hatten! Aber niemand hatte ihnen gesagt, was Krieg wirklich war.
    Cäsar saß starr in seinem Zelt. Ein Kundschafter meldete, daß die Helvetier ihren Zug fortgesetzt hätten. Er schätzte die Überlebenden auf sechzig- bis siebzigtausend. Cäsar befahl, die Verfolgung aufzunehmen.
    »Dazu sind wir nicht mehr in der Lage«, murmelte Labienus. Cäsar wußte, daß die Schlacht unentschieden geendet hatte. Er hätte genausogut als erster das Schlachtfeld verlassen können. Aber so wie ich Cäsar mittlerweile kannte, bin ich sicher, daß er den Ausgang der Schlacht als Zeichen der Götter wertete.
    »Wie lange werden wir brauchen, um die Toten zu bestatten?« fragte Cäsar in die Runde.
    »Mindestens drei Tage, Cäsar.«
    Fast beschämt blickte er auf seine lehmverschmierten Lederstiefel. Drei Tage, das bedeutete, daß er immense Verluste erlitten hatte.
    »Labienus, schick Boten zum Stamm der Lingonen. In ein, zwei Tagen werden die Helvetier ihr Gebiet erreicht haben. Ich verbiete den Lingonen, den Helvetiern zu helfen. Bei Zuwiderhandlungen werde ich die Lingonen so behandeln, wie ich die Helvetier behandelt habe. Sage es ihnen.«
    »Cäsar«, sagte einer der jungen Tribune, »wir haben im Lager der Helvetier Unmengen Gold gefunden. Sollen wir …«
    »Kann Gold meine toten Männer wieder zum Leben erwecken oder die Sterbenden heilen?« fauchte der Centurio Lucius Speratus Ursulus. Sein linkes Auge war blau unterlaufen. Unter dem zerschlissenen rechten Ärmel seiner Tunika hatte sich eine Blutkruste gebildet.
    »In gewissem Sinne schon«, antwortete Cäsar ruhig. »Gold bedeutet Legionen, Legionen bedeuten Macht, und Macht bedeutet Rom. Bringt mir das Gold der Helvetier!«
    In einem riesigen Zelt, das von Cäsars Leibgarde bewacht wurde, hatten die Rekruten das Gold der Helvetier gestapelt. Raubgold. Es waren ganze Wagenladungen von groben Goldbarren, unzählige Fässer mit keltischen, massaliotischen, römischen und griechischen Gold- und Silbermünzen. Cäsar hatte darauf bestanden, daß ich ihn begleitete. Da der Boden zum Teil glitschig war, hatte ich Wanda mitgenommen. Cäsar nahm einem Soldaten seiner Leibwache die Fackel ab und schickte ihn raus. Jetzt stand er allein inmitten seines Goldes. Es hatte einen Gegenwert von einigen hundert Millionen. Und es war Cäsars Gold.
    »Bist du deswegen ins freie Gallien eingefallen?« fragte ich Cäsar.
    Cäsar griff in ein Faß mit massaliotischen Silbermünzen, nahm eine Handvoll und ließ sie wieder ins Faß zurückfallen.
    »Druide«, antwortete Cäsar, in Gedanken versunken, während an den Zeltwänden die Schatten der Wachsoldaten patrouillierten, »hast du jemals Alexander gefragt, wieso er ein Weltreich erobert hat?«
    Cäsar war ein Besessener. Es war nicht das Gold, das ihn faszinierte, sondern die Möglichkeiten,

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