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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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ganze Macht verlieren! Für immer. Ihr sorgsam gehütetes Wissen! Und die Adligen bangten um ihre Privilegien. Deshalb hatte sich der Häduer Diviciatus auf die Seite Cäsars geschlagen. Deshalb ritt der Arverner Vercingetorix in der römischen Kavallerie. Mir schien plötzlich, als würde keinem keltischen Vornehmen sein Land wirklich am Herzen liegen. Jeder wollte bloß sein Eigentum beschützen. Wenn nötig, mit Cäsars Hilfe.
    »Ich soll auch nicht mehr Druide werden, nicht wahr?«
    »Die Götter haben bereits zu dir gesprochen«, lächelte Verucloetius, »du sollst kein verschlossenes Buch der Kelten werden, Korisios, du sollst ein sprechendes Buch werden.«
    Um schöne Worte waren die Druiden nie verlegen. In dieser Stunde wurde mir klar, daß ich vermutlich nie die Chance gehabt hatte, jemals Druide zu werden. Innerlich hatte ich mich schon entschieden. Lieber Wandas Geliebter als Druide auf der Insel Mona. Aber es kränkte mich, daß es nicht meine Entscheidung gewesen sein sollte. Selbst wenn ich mich dafür entschieden hätte, den Weg der Druiden zu gehen, heute wäre ich abgewiesen worden. Spätestens heute hätten mich die Druiden aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen. Ich war nun mal nicht adliger Abstammung. Wollte ich gesellschaftlich aufsteigen, so konnte ich dies nur in Cäsars Heer. Ausgerechnet in Cäsars Heer. Ich denke, daß der Tag der Kapitulation für mich ähnlich einschneidend gewesen ist wie der Anblick der erbärmlich weinenden Häduer Diviciatus und Liscus.
    Ich verabschiedete mich von Verucloetius. Und auch ein bißchen von meinem Stamm. Ich wußte, daß ich den Druiden nie mehr wiedersehen würde. Jetzt erst bemerkte ich, daß Cäsar mich die ganze Zeit über beobachtet hatte. Er lächelte. Es schien, als hätte er meinen Abschied von Verucloetius mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. Und seine Augen suchten erneut meine Freundschaft.
    Das Lager der Helvetier war mittlerweile mit einer endlosen Palisade in einen Freiluftkäfig verwandelt worden. Als die Delegation ins Lager zurückgekehrt war, hörte man aufgeregte Stimmen. Es wurde auch gestritten und hier und da gekämpft. Gegen Mitternacht gelang sogar über sechstausend Kriegern die Flucht aus dem Lager.
    Am anderen Morgen inszenierten Cäsars Legaten und Tribune den offiziellen Kapitulationsakt. Sechs Legionen standen Spalier. Am Ende der Allee war ein Holzpodest aufgebaut. Cäsar saß wie ein König in seinem roten Lederstuhl, umringt von seinen Offizieren. Ein Kelte nach dem andern schritt den Weg zwischen den Legionärsreihen hinunter und warf vor Cäsar seine Waffen ab. Als der Stamm der Rauriker an der Reihe war, hielt ich die Luft an. Wer hatte überlebt? Doch Basilus war einer der ersten.
    »Basilus!« brüllte ich, so laut ich konnte. Die römischen Offiziere schauten verdutzt zu mir rüber. Wanda schubste die jungen Tribune vor mir beiseite und zerrte mich nach vorn. Jetzt endlich sah mich Basilus. Sein Oberkörper war nackt und von Wunden gezeichnet. Aber er schien keine bleibende Verletzung zu haben. Er bewegte sich aufrecht und stolz und kam leichtfüßig auf mich zu. Übers ganze Gesicht strahlend, reckte er sein Schwert in die Höhe.
    »Korisios!«
    Sofort sprangen einige Prätorianer von Cäsars Leibwache vor ihren Feldherren und schützen ihn mit ihren Schilden. Links und rechts legten kretische Bogenschützen auf Basilus an. Er blieb stehen und genoß den Schrecken, den er den Römern eingejagt hatte. Lachend warf er sein langes Hiebschwert auf den Eisenhaufen zu Cäsars Füßen.
    »Werden wir uns wiedersehen, Korisios?« fragte Basilus. Er schrie es freudig heraus.
    »Ja«, antwortete ich spontan, »wir werden uns wiedersehen, Basilus, aber es werden einige Winter vergehen.«
    Die Prätorianer gingen nun mit gezückten Gladien auf Basilus zu. Einige Legionäre hatten bereits ihre Pila gesenkt und schubsten ihn vorwärts. Gereizt drehte er sich um und schaute die Legionäre, die ihre Pilumspitzen nur eine Handbreite vor seiner nackten Brust hielten, verächtlich an. Er hatte keine Angst. Er wußte ja aufgrund meiner Prophezeiung, daß heute nicht sein Tag zum Sterben war. Basilus lachte furchtlos und ging dann weiter. Mir schien, als sei er älter geworden. Sein Gesicht war eingefallen und von den Strapazen gezeichnet.
    Die Waffenübergabe dauerte den ganzen Morgen. Am Nachmittag wurden die geforderten Geiseln gestellt. Es waren grausame Szenen. Die Kinder weinten jämmerlich. Es brach einem das Herz mitanzusehen,

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