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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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Helvetier wieder aufgenommen hatte, empfing die Gesandten und beschied ihnen knapp, sich nicht mehr von der Stelle zu rühren und seine Ankunft zu erwarten.
    Die erste Nachtwache hatte bereits begonnen, als Cäsar die keltische Gesandtschaft in seinem Feldherrenzelt empfing. Sie wurde von Nammejus und Verucloetius angeführt. Cäsar saß in einem mit rotem Leder überzogenen Stuhl, dessen breite Armlehnen in Bronze eingefaßt waren. Der Boden des Zeltes war mit Brettern ausgelegt, doch dort, wo Cäsar saß, war er um einen Tritt höher. So thronte Cäsar, leicht erhöht, inmitten seiner Tribune, Präfekten und den Legaten A. Cotta, Crassus, D. Brutus, S. Galba, C. Fabius und dem treuen T. Labienus. Zu beiden Seiten waren Tische für die Schreiber und Dolmetscher aufgestellt. Cäsar hatte mich, Aulus Hirtius, Gaius Oppius, Valerius Procillus und Trebatius Testa mit den Kanzleiarbeiten beauftragt. Cäsar ergriff sofort das Wort: »Helvetier, im Namen Roms fordert Cäsar eure sofortige Kapitulation.«
    Procillus übersetzte. Cäsar gab dem jungen Trebatius Testa einen Wink. Testa war ein ansehnlicher junger Mann, schlank und mit griechisch anmutenden Gesichtszügen. Seine Stimme war angenehm weich, seine Worte präzise und verständlich: »Die Kapitulation beinhaltet die sofortige Abgabe aller Waffen, die Rückerstattung aller entlaufenen Sklaven und das Stellen von Geiseln. Mit der Annahme der Kapitulation stimmt ihr einem provisorischen Rechtszustand zu, der Roms Herrschaftsanspruch zum Inhalt hat. Stimmt ihr der Kapitulation zu, werde ich euch anschließend die Einzelheiten der Bestimmungen vorlesen.« Testa schaute kurz zu Cäsar. Als Procillus die Übersetzung beendet hatte, ergriff Cäsar wieder das Wort: »Helvetier, stimmt der Kapitulation zu, oder lehnt sie ab.«
    »Cäsar«, begann Nammejus, »die Götter waren dir wohlgesonnen. Sie haben unsere Pläne zunichte gemacht. Aber sie haben uns nicht vernichtet. Unser Kampfeswillen ist ungebrochen. Deshalb sag uns, wo du uns ansiedeln willst, wenn wir kapitulieren.«
    »Ich befehle euch, in eure Heimat zurückzukehren. Baut eure Häuser und Oppida wieder auf.«
    »Hat Cäsar denn den Grund vergessen, wieso wir vor drei Jahren beschlossen haben, unsere Heimat zu verlassen? Will Cäsar uns schutzlos den Angriffen der Germanen überlassen? Wenn Cäsar uns zurückschickt, damit Ariovist nicht in die verlassenen Gebiete nachrücken kann und zum Nachbarn der römischen Provinz wird, dann soll Cäsar uns wenigstens unsere Waffen lassen.«
    Cäsar schüttelte unwirsch den Kopf.
    »Ihr habt keine Bedingungen zu stellen, Helvetier. Ihr sollt bis morgen abend, bis zur ersten Nachtwache, alle eure Waffen abgegeben haben. Jeder Kelte, der dann noch Waffen trägt, wird gewaltsam entwaffnet und in die Sklaverei geschickt. Wer die Kapitulation annimmt, kann in seine Heimat zurückkehren. Dort wird er seine Waffen wiedererhalten.«
    Die helvetische Delegation beriet sich kurz. Offenbar hatten sie die möglichen Szenarien vorher schon genau besprochen. Nammejus löste als erster den vergoldeten Haken seines Waffengurtes und warf das Gehänge mitsamt dem Schwert erhobenen Hauptes zu Boden. Dann lösten zwei Sklaven die Lederschnallen seines Brustpanzers und legten die Rüstung zu Boden. Die anderen Fürsten folgten seinem Beispiel. Es war ein Augenblick, der mich stark bewegte und unendlich traurig stimmte. Wir alle wußten, daß Cäsar einen ungerechten Krieg geführt hatte. Ich verstand nicht, wieso unsere Götter dies zugelassen hatten. Oder war es vielleicht doch so, wie Cäsar behauptete, daß die Götter gerade denjenigen, den sie besonders strafen wollen, länger unter ihre Fittiche nehmen, damit der plötzliche Sturz ins Unglück um so grausamer empfunden wird? Ich wußte es nicht. Der Druide Verucloetius kam auf mich zu und ergriff meine Hand.
    »Divico ist tot, Korisios. Geh deinen Weg, und denk an die Prophezeiung.«
    Ein kalter Schauer fuhr mir den Rücken hinunter. Ich sollte also im Alleingang einen Mann vernichten, den eine ganze keltische Armee nicht hatte vernichten können. Ich nickte Verucloetius zu, aber ich meinte es nicht wirklich. Für einen Druiden wie Verucloetius war Cäsar natürlich das größere Problem. Seine Armeen brachten die lateinische Schrift, sie brachten Wissen, Wissen und Wein. Sie brachten neue Götter und frisches Geld aus Rom. Und dort, wo einst blutige Schlachten geschlagen worden waren, blühte später der Handel. Die Druiden würden ihre

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