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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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die dieses Gold ihm nun bot. Es war ihm nicht möglich, das bisher Erreichte zu genießen. In Gedanken war er bereits bei der Verwirklichung eines noch tollkühneren Planes. Cäsar war, so gesehen, der Sklave seines Ehrgeizes.
    Plötzlich erregte eine alte Holzkiste mit vergoldeten Scharnieren seine Aufmerksamkeit. Er kniete davor nieder und wollte sie öffnen.
    »Tu es nicht«, warnte ich Cäsar.
    Er drehte sich um und reichte mir die Fackel, damit er beide Hände frei hatte.
    »Wieso sollte ich sie nicht öffnen, Druide? Die Kiste ist nicht mal verschlossen.«
    »Sie ist deshalb nicht verschlossen, weil kein Kelte auf die Idee käme, sie zu öffnen.«
    Cäsar drehte sich um. Er grinste über beide Ohren. Das gefiel ihm. Ein Kelte verbot ihm, eine Kiste zu öffnen.
    »Es ist die Kiste eines Druiden. Du solltest sie zurückgeben, bevor die Götter dich bestrafen.«
    Jetzt war für Cäsar endgültig klar, was er zu tun hatte. Ich hatte ihm mit der Strafe der Götter gedroht. Wenn er die Kiste öffnete, machte er sich die keltischen Götter zu Gegnern. Das war ganz nach seinem Geschmack. Sich mit Göttern anzulegen. Sie besiegen oder untergehen. Als Cäsar die Kiste öffnete, wandte ich mich beschämt ab. Ich stellte die Fackel in einen eisernen Trichter, der an einer Stange in der Mitte des Zeltes befestigt war. Ich wollte nicht sehen, wie dieser gottlose Römer die heiligen Sicheln unserer Druiden beschmutzte.
    In den nächsten Stunden begann Mamurra die Beute zu katalogisieren. Er wurde dabei von gebildeten griechischen Sklaven unterstützt. Die Arbeit war dringend, denn die Höhe der Beute entschied über den Anteil der einzelnen Soldaten. Während der Zählung stürmte Ursulus, der Primipilus, begleitet von anderen aufgebrachten Centurionen, ins Goldzelt und bat Cäsar, sich endlich an die Männer zu wenden. Cäsar gab dem Drängen nach und trat vor die Legionen, die sich bereits in Reih und Glied aufgestellt hatten. Er lobte ihre Tapferkeit und versprach jedem einzelnen eine Prämie in Höhe eines Jahressolds. Trebatius Testa, ein junger Spezialist für Verwaltungsrecht, der gerade erst aus Rom eingetroffen war, nahm die Rede mit Kopfschütteln zur Kenntnis. Wie konnte Cäsar einen Jahressold versprechen, wenn er noch nicht wußte, ob er dieses Versprechen halten konnte? Aber auch das war ein typischer Charakterzug Cäsars. Er setzte sich permanent mit voreiligen Versprechen und Taten unter Druck. Sollte er zuwenig Gold haben, um sein Versprechen zu erfüllen, wäre er gezwungen, zusätzliches Gold zu beschaffen.
    Ich zog mich mit Wanda in unser Zelt zurück und bat Krixos um eine Kanne Wein. Ich hatte Lust, mich zu besaufen. Es war bereits Mitternacht.
    »Was meinst du, Wanda? Liegt dem Schicksal eines jeden Menschen ein göttlicher Plan zugrunde?«
    »Ich weiß es nicht«, lächelte sie, während sie ihren Arm fester um meine Taille schlang. Lucia spielte mit den Lederschnüren meiner Schuhe. Ich war froh, sie bei mir zu haben. Ich erwähne Lucia ausdrücklich, weil man Hunde meist erst dann erwähnt, wenn sie sterben. Lucia war mir stets sehr wichtig gewesen. In gewissem Sinne war sie wie ein Schwamm, der all meine Sorgen aufsog. Nach einigen Schlucken Wein fühlte ich mich schwermütig und melancholisch. Ich war unruhig. Ich hatte plötzlich Angst, Wanda zu verlieren. Ich weiß nicht, ob es daran lag, daß in den letzten Tagen so viele Menschen soviel verloren hatten. Ich weiß es nicht. Oder war es eine Vorahnung? Eine Botschaft der Götter? Ich nahm Wanda in die Arme und hielt sie fest.
    Cäsar stand immer noch draußen vor seinen Legionären. Seine Stimme drang bis in unser Zelt. Einmal mehr bemühte er die unsterblichen Götter, die Rom zu diesem Sieg verholfen hatten.
    Sieg? Cäsars Männer waren am Ende. Drei Tage wurden die Verletzten gepflegt und die Toten verscharrt. An eine Verfolgung der Helvetier, die Weidetiere und Karren zurückgelassen hatten, war nicht mehr zu denken.
    Unterdessen marschierten die Helvetier beinahe Tag und Nacht. Richtung Norden. Sie wollten sich bei den Lingonen verpflegen und sich für die nächste Schlacht rüsten. Doch die Lingonen hatten bereits Cäsars Boten empfangen und seine Drohung zur Kenntnis genommen. Die Lingonen schlossen die Tore ihrer Oppida und verweigerten den Helvetiern jede Hilfe. Sie schickten Gesandte zu Cäsar und boten Frieden an. Einen Zweifrontenkrieg konnten sich die hungernden Helvetier nicht leisten. Cäsar, der nach drei Tagen die Verfolgung der

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