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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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wie die Legionäre die schweren Handschellen um ihre zarten Gelenke schlugen. Procillus kamen bei diesem Anblick die Tränen. Obwohl er längst ein erwachsener und gestandener Mann war, weckten diese Bilder wieder die Erinnerung an seine eigene Verschleppung. Gerne hätte ich den Kindern die keltische Weisheit mit auf den Weg gegeben, wonach ein Unglück, das man sofort annimmt, viel leichter wiegt. Aber heute hätten sie es nicht verstanden. In einigen Tagen würde man den Kindern und Frauen die Handschellen abnehmen und sie fortan wie Gäste behandeln. Die Kinder würden ja nicht allein sein, es gab auch adlige Männer jeglichen Alters, die als Geiseln gestellt wurden. In der Regel versuchte man alle Sippen zu berücksichtigen und wählte stets die Beliebtesten aus, denn nur diese boten die Gewähr, daß sich der Besiegte auch wirklich im Sinne Roms verhielt.
    Gegen Abend wurden die übergelaufenen Sklaven zurückgebracht. Jene, die sich gewaltsam ihrer Rückführung widersetzt und dabei Legionäre verletzt hatten, wurden ans Kreuz geschlagen. Diese Sitte stammt übrigens von den Carthagern. Es war ursprünglich ein Opferritus gewesen. Die Römer übernahmen diese Hinrichtungsart jedoch, um ihre Opfer der Lächerlichkeit preiszugeben.
    In den nächsten Tagen bewilligte Cäsar mehrere Lagerfeste. Er kaufte die Märkte in der Umgebung leer und ließ seine Legionäre fürstlich bewirten. In einer feierlichen Rede lobte er ihren Mut und ihre Tapferkeit und verkündete erneut, daß er seinen Quästor angewiesen habe, jedem Legionär eine Prämie in Höhe eines Jahressoldes zu schenken. Obwohl normalerweise nur römische Bürger in diesen Genuß kamen, wich Cäsar auch in diesem Punkt vom Üblichen ab. Er ordnete an, daß auch die Auxiliartruppen, die berittenen Kelten in seinen Reihen, eine Prämie erhalten sollten. Er empfing die keltischen Reiterführer, die geschlossen mit all ihren Gefolgsleuten Cäsars Auxiliarkavallerie beigetreten waren, persönlich in seinem Zelt und überreichte ihnen das Geld. Er machte sie zu reichen Leuten und trieb den Keil zwischen den rivalisierenden keltischen Stämmen damit noch tiefer. Um die hohen Prämien zahlen zu können, mußte Cäsar einmal mehr seine private Feldherrenkasse belasten. Mamurra war deswegen außer sich vor Wut.
    »Du gibst das Geld aus, bevor ich es gezählt habe. Wieso zahlen wir nicht endlich deine Schulden zurück, Cäsar?«
    Er war einer der wenigen, die so mit Cäsar sprechen konnten.
    »Was habe ich davon, wenn ich schuldenfrei bin und Gallien verliere?« fragte Cäsar lakonisch. »Die Häduer sind für mich mehr wert als irgendein befestigtes Proviantdepot mitten in dieser Wildnis.«
    »Du versprichst viele Königskronen«, grinste Mamurra versöhnlich und führte Cäsars Befehle aus.
    Die Abende verbrachte Cäsar meist mit dem Diktieren von Briefen. Ganz Rom sollte erfahren, daß er hier in Gallien auf eine Goldader gestoßen war. Ganz Rom sollte erfahren, daß er die Helvetier, die wegen ihrer Nachbarschaft zu den Germanen als besonders mutig galten, besiegt hatte.
    Die Helvetier, Latobriger, Tiguriner und Rauriker schickte er in ihre Heimat zurück und wies die Allobroger an, den Heimkehrenden genügend Lebensmittel bis zur ersten Ernte zur Verfügung zu stellen. Die Allobroger waren nicht zu beneiden. Sie unterstanden der römischen Verwaltung der Provinz Gallia Narbonensis. Sie hatten zu tun, was Cäsar ihnen befahl. Als die Helvetier hingegen in ihre Heimat zurückkehrten, waren sie immer noch ein freies Volk.
    Cäsar ließ in der Nähe von Bibracte ein befestigtes Lager errichten und gönnte seinen Männern Ruhe und ausgiebig Verpflegung. Die Häduer hatten nach der Unterwerfung der Helvetier ihre Verzögerungstaktik aufgegeben. Nun versorgten sie das römische Heer mit allen gewünschten Nahrungsmitteln und Materialien. Die zahlreichen Verletzten wurden fürsorglich gepflegt und mit doppelten Nahrungsrationen verwöhnt, die übrigen Legionäre durften sich nach Erledigung ihrer Pflichten zu den Händlern und Prostituierten begeben, die im Umkreis des Lagers wieder ihre Zelte aufgeschlagen hatten und bereitwillig den keltischen Schmuck aufkauften, den die Legionäre den Toten geraubt hatten. Die zahlreichen Waffen und Rüstungen der toten Kelten wurden von der Legion eingesammelt und entweder für die spätere Ausrüstung von Hilfstruppen aufbewahrt oder den Großhändlern verkauft. Ein gewaltiger Geldkreislauf war in Bewegung geraten. Täglich

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