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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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hörte nur noch, wie ihr schwaches »Korisios« erstickt wurde.
    Wenig später, nachdem sie Wanda aus dem Lager gebracht hatten, führten mich die Prätorianer in mein Zelt zurück. Zwei Wachen blieben davor stehen. Krixos war verschwunden. War er geflohen, oder lag er irgendwo erschlagen in der Dunkelheit? Verzweifelt sank ich auf meine Kisten Bernstein nieder und haderte mit den Göttern. Und es kamen mir all die Dinge in den Sinn, die ich Wanda schon lange hatte sagen wollen. Aber sie war weg, und ich verfluchte die Götter, daß sie mir ein lahmes linkes Bein gegeben hatten. Ich hatte Wanda nachgerufen, daß wir uns wiedersehen würden, aber ich war mir dessen nicht mehr sicher. Ich war nichts als ein kleiner, unbedeutender raurikischer Kelte, der sich gerne als Druide aufspielte und auch als Händler kläglich versagt hatte. Wozu hatten die Götter mir Wanda geschenkt? Um sie mir später wieder entreißen zu können? Konnte vorübergehendes Glück auch eine Strafe der Götter sein? Aber wofür wollten sie mich denn bestrafen?
    Im Morgengrauen, gegen Ende der vierten Nachtwache, kehrte Krixos ins Zelt zurück. Er kam sofort ins Schlafzimmer und kniete vor den Bernsteinkisten nieder.
    »Herr!« flüsterte er. »Sie haben Wanda einem Sklavenhändler aus Massilia verkauft!«
    Ich war sofort hellwach.
    »Kennst du ihn? Würdest du ihn wiedererkennen?«
    »Nein«, sagte Krixos, »aber ich habe mit ihm gesprochen. Ich habe ihm gesagt, er solle gut auf sie aufpassen, denn mein Herr wolle sie kaufen. Er würde eines Tages nach Massilia kommen. In ein paar Jahren.«
    »Nimm die drei Bernsteinkisten, Krixos, und reite ihm nach. Kaufe ihm Wanda ab. Sie soll frei sein. Hörst du?«
    Krixos schaute mich voller Zweifel an. »Aber du weißt, Herr, daß du die römische Armee nicht vor Ablauf deines Vertrages verlassen darfst. Auf Fahnenflucht steht der Tod!«
    Ich nickte ungeduldig. In der Tat überlegte ich die ganze Zeit, wie ich Wanda folgen und sie retten konnte. Noch nie hatte ich mein linkes Bein derart verflucht.
    Krixos packte mich am Arm und schaute mich eindringlich an. »Herr! Das kannst du Wanda nicht antun. Stell dir vor, sie ist frei, und du stirbst am Kreuz! Du wirst warten müssen, Herr!«
    Ich nickte, ich wollte es so genau gar nicht hören. Aber Krixos ließ nicht locker: »Herr, es gibt Sklaven, die in Gallien geflohen und in Ägypten wieder eingefangen worden sind. Manchmal will Rom ein Exempel statuieren. Und dich, Herr, dich würden sie bis in die Anderswelt verfolgen!«
    »Ja«, murmelte ich, »vermutlich hast du recht, Krixos. Ich werde lernen müssen, zu warten. Aber geh jetzt. Nimm die Bernsteinkisten und reite los!«
    Wenig später bepackte Krixos zwei Esel mit den drei Kisten und ritt aus dem Lager. Er sagte den Torwachen, er müsse auf dem Markt Geschäfte für seinen Herrn erledigen. Das war weder ungewöhnlich noch verboten.
    Die Wochen zogen ins Land. Krixos kam nicht mehr zurück. Ich versuchte mich, so gut es ging, ohne Sklaven durchzuschlagen. Die Arbeit im Sekretariat hatte ich wieder aufgenommen, aber Cäsar hatte ich seit dem nächtlichen Vorfall nicht mehr zu Gesicht bekommen. Aulus Hirtius war meist still. Er sprach nur noch sehr wenig mit mir. Er machte mir keine Vorwürfe, nein. Ich glaube, was in jener Nacht geschehen war, bedrückte ihn. Still nahm er Anteil an meinem Schicksal. Manchmal, wenn wir über Stunden Abschriften von Weisungen und Briefen angefertigt hatten, schaute er kurz hoch, lächelte freundlich und tunkte dann die Rohrfeder erneut in die Tintenschale. Gaius Oppius war seltener in der Schreibkanzlei. Er tat so, als sei nichts geschehen.
    Ab und zu besuchte uns Mamurra, Cäsars privater Schatzmeister und genialer Baumeister. Er brauchte Unmengen Papyrus und Tinte. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, eine Brücke über den Rhenus zu bauen. Mit Schiffen überzusetzen konnte leicht zum Debakel werden. Aber es ging gar nicht darum, an das rechte Ufer zu gelangen. Nein, Mamurra wollte mit einer Brücke über den Rhenus als genialster Baumeister aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Und Cäsar war natürlich für alles, was neue Maßstäbe setzte, zu haben. Eine Brücke über den Rhenus würde seinen Ruhm mehren und die Sueben stärker beeindrucken als hundert gewonnene Schlachten. Denn wenn es Cäsar gelang, innerhalb kurzer Zeit diese Brücke zu bauen, dann würden alle Germanen wissen, daß sie von nun an stets in Reichweite des römischen Adlers waren.
    Mamurra

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