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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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gebrochen zu haben. Cäsar habe die Ehre des römischen Volkes beschmutzt. Kein Römer dürfe ungestraft das Völkerrecht mit Füßen treten, wie es Cäsar getan hatte. Die widerrechtliche Festsetzung von Gesandten sei ein verdammenswerter Akt und müsse bestraft werden. Und dafür setzte Cato alle Hebel in Bewegung. Andere Senatoren warfen Cäsar vor, die Usipeter und Tencterer gezielt und ohne ersichtlichen Grund ausgerottet zu haben. Sie warfen Cäsar nichts Geringeres als brutalsten Völkermord vor! Auch sie forderten die Auslieferung Cäsars an die Barbaren. Wieso, fragten sie höhnisch, vernichtet Cäsar nicht die Sueben, die an allem schuld sind? Wieso vernichtet er stets die kleinen Völker, die vor den Sueben fliehen? Wieso packt er das Übel nicht an der Wurzel?
    Aber die Mehrheit in Rom war für diese Anschuldigungen und Forderungen taub geworden. Cäsar hatte das wilde Nordmeer überquert und den römischen Adler auf die sagenumwobene britannische Insel getragen. Für Rom stand fest, daß kein Mensch je Vergleichbares erreicht hatte. Kein Mensch überragte den großen Julier an Ruhm. Die Bewunderung war so groß, daß man ihm alles verzieh. Er wurde weder an die Barbaren ausgeliefert, noch vor Gericht gebracht oder seines Prokonsulats enthoben, nein, Rom und der Senat gewährten ihm, was man noch keinem Menschen vor ihm gewährt hatte: ein zwanzigtägiges Dankfest!
    Im nächsten Frühling, wir schrieben das Jahr 700, setzte Cäsar mit achtundzwanzig Kriegsschiffen, sechshundert Transportern, fünf Legionen und zweitausend Reitern erneut nach Britannien über. Die Hyänen und Aasgeier des römischen Imperiums folgten ihm mit zweihundert Handelsschiffen. Cäsar hatte endlich ein neues Gallien entdeckt.
    Doch die britischen Götter waren stärker als erwartet. Cäsar unterwarf zwar einige Stämme, forderte Tribute und Geiseln, kehrte aber schon zwei Monaten später wieder nach Gallien zurück. Er hinterließ keine bleibenden Spuren. Was er auf der Insel geschaffen hatte, war nicht mehr als eine Sandburg am Meeresstrand, die mit der nächsten Flut wieder weggespült wurde. Und in Gallien rumorte es wieder. Die Carnuten töteten ihren von Cäsar eingesetzten König. Der Eburonenfürst Ambiorix vernichtete mit seinen Männern fünfzehn römische Kohorten. Das war mehr als eine ganze Legion!
    Cäsar war bereits sechsundvierzig, als ich ihm in Lutetia nach langer Zeit wieder begegnete. Er hatte mich überraschend zu einem kleinen Abendmahl eingeladen. Er trug den Bart und das Haar lang, denn er hatte sich geschworen, sein Haupthaar nicht schneiden zu lassen, bevor die fünfzehn verlorenen Kohorten gerächt waren. Er wirkte einsam, in sich gekehrt, und doch hatte er mich rufen lassen. Ich hatte vor ein paar Wochen Briefe aus Rom gelesen, in denen mitgeteilt worden war, daß Cäsars Mutter gestorben war. Jetzt war auch noch Cäsars Tochter, seine geliebte Julia, verstorben. Aber ich glaube, das war nicht der Grund. Ich denke vielmehr, daß ein Mensch, der zum Gott wird, unter Menschen sehr einsam wird.
    »Wie ist es dir ergangen, Druide?« fragte mich Cäsar.
    Ich schwieg. Cäsar lächelte und bedeutete mir mit einer Handbewegung, mich selbst zu bedienen. Es gab lediglich Brot und verdünnten Wein.
    »Hast du deine Sklavin vergessen?« fragte Cäsar.
    »Du weißt, daß ich sie nie vergessen werde, Cäsar.«
    »Das denkt man immer, Druide. Meine erste Frau hieß Cornelia, ich habe sie leider viel zu früh verloren. Selbst als man mir mit dem Tode drohte und befahl, mich von ihr zu trennen, blieb ich ihr treu. Sie ist vielleicht – neben meiner Tochter Julia – die einzige Frau, die ich jemals geliebt habe. Und doch, wenn ich heute an sie zurückdenke, kommt sie mir weit weg und unwirklich vor. Ich empfinde weder Schmerz noch Trauer. Eine Frau vergißt du am besten mit einer anderen Frau.« Cäsar lachte kurz auf.
    »Ich hab gehört, du hättest dann wieder geheiratet. War es denn nicht Liebe?«
    »Liebe?« fragte Cäsar überrascht. »Nein, Cornelia hab ich geliebt …« Cäsar sprach so, als hätte er in seinem ganzen Leben nur eine einzige Frau geliebt, als könne man in einem Leben nur eine einzige Frau wirklich lieben.
    »Mit Cornelia hat mich Liebe verbunden, mit Pompeia die Leidenschaft. Aber auch von Pompeia ließ ich mich scheiden. Und bei meiner dritten Frau war es weder Liebe noch Leidenschaft. Es war Politik«, schmunzelte Cäsar, »sozusagen ein staatsmännischer Akt.«
    Cäsar schaute mich

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