Cäsars Druide
Aufstand Unterstützung von der Insel erhielten.
Ich blieb in Gallien zurück. Insgeheim wünschte ich Cäsar Tod und Verderben. Er hatte mir Wanda entrissen, und Krixos war seitdem ebenfalls verschwunden. Cäsar hatte seit jener Nacht nie mehr mit mir gesprochen. Für ihn hatte ich alle keltischen Brücken hinter mir abgebrochen und war sein Druide geworden. Und jetzt hatte er mich fallenlassen.
Cäsar hatte den Gallier Commius zum König der Atebraten ernannt, weil sich dieser bereit erklärt hatte, als Kundschafter für die Britannien-Expedition anzuheuern. Doch Commius wurde gleich nach seiner Landung auf der Insel gefangengenommen. Die römischen Erkundungsoffiziere trauten sich daraufhin nicht an Land. Am Ufer hatten sich britische Truppen gesammelt. Cäsar gab nicht auf. Mit achtzig Transportschiffen und zwei Legionen stach er von Portus Itius in See und landete nach zahlreichen Schwierigkeiten auf der britischen Insel. Er unterwarf kleinere Einheiten, doch er wagte sich nicht tiefer ins Landesinnere, weil die Kundschafter gemeldet hatten, daß sich dort riesige Heeresverbände gesammelt hatten. Cäsar wollte zurück.
Er hatte seinen Fuß auf britannischen Boden gesetzt, und das war in Rom die Sensation des Jahrhunderts, so, als wäre jemand auf einem Adler zum Mond geflogen und hätte dort seinen Fußabdruck hinterlassen. In der Schreibkanzlei sagte Gaius Oppius, daß Cäsar allein mit der Rhenusbrücke und dem Übersetzen nach Britannien Unsterblichkeit erlangt habe. Doch der ehrgeizige Julier blieb auf der Insel sitzen. Sturmfluten zerstörten einen Großteil der Transportschiffe, die unbedingt vor Einsetzen der Herbststürme navigationstauglich sein mußten. Als ich diese Nachricht erhielt, zog ich mich mit Lucia und einem Krug Falerner in mein Zelt zurück und feierte klammheimlich Cäsars Untergang. Ich war sicher, daß Cäsar den Winter in Britannien nicht überleben würde. Er sollte elend zugrunde gehen auf dieser sagenumwobenen Insel.
Doch seine Legionäre reparierten die Schiffe, und die Götter besänftigten die Stürme. Wie üblich setzten sich die Götter für ihn ein und ermöglichten ihm die unversehrte Rückkehr nach Gallien.
Kaum war er an der gallischen Küste gelandet, gab Cäsar Befehl, sofort mit dem Bau neuer und besserer Schiffe anzufangen. Für das nächste Jahr plante er eine umfassende Invasion Britanniens. Er war kaum noch zu bremsen. Ich war sicher, daß er sich nach der Eroberung Britanniens erneut dem freien Germanien zuwenden würde. Aber noch hatte er Britannien nicht erobert. Und noch loderten selbst in Gallien immer wieder Feuer des Widerstandes auf. Aber jetzt wußte Cäsar endgültig, daß ihn nichts mehr aufhalten konnte, daß ihm die Götter stets beistehen würden. Und auch seine Feinde wußten es.
Ich zog mit den Legionen in den kalten Norden hinauf, ins Land der Belger. Die Winterabende waren lang und kalt. Oft lag ich stundenlang mit Lucia auf meinem Bärenfell und dachte an Wanda. Ich glaube, auch Lucia vermißte sie. Sie lag stets auf jener Stelle des Felles, wo Wandas Kopf geruht hatte. Ohne Lucia wäre ich des Lebens vielleicht sogar überdrüssig geworden. Die Menschen, die mir abends Gesellschaft leisteten, wurden immer weniger. Man warf mir nichts vor, aber man mied mich. Aulus Hirtius und Gaius Oppius waren nach wie vor sehr freundlich zu mir. Aber es war eine oberflächliche Freundschaft geworden. Fast schon Heuchelei. In meinen Träumen glichen sie den Bäumen, die mich mit vereistem Astwerk anstarrten. Sie waren da, und doch war ich allein. Ich glaube, daß die Einsamkeit inmitten von Menschen schlimmer ist als das Alleinsein in einer menschenleeren Gegend. Die Anwesenheit von Menschen erinnert stets daran, daß es auch anders sein könnte.
Vielleicht hatte auch ich mich von ihnen abgewandt. Manchmal dachte ich an Krixos. Ich hatte in der Schreibkanzlei erzählt, daß ich ihn mit dem Auftrag, meinen Bernstein zu verkaufen, weggeschickt hatte. Natürlich dachten alle, Krixos sei geflohen. Aber das glaubte ich nicht. Ich war stets überzeugt, daß Krixos mir Wanda zurückbringen würde. Ich war sicher, daß er eines Tages zurückkehren würde. Denn jedermann in Gallien wußte, wo die römischen Legionen waren. Und ich war verdammt, noch einige Jahre in dieser Legion zu dienen.
Die Nachrichten aus Rom erfüllten mich anfangs mit Schadenfreude. Cato forderte im Senat die Auslieferung Cäsars an die Barbaren. Er warf Cäsar vor, das Völkerrecht
Weitere Kostenlose Bücher