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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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Sonne, dann ist es die Belagerung einer Stadt!«
    »Er wird die Stadt nicht lange belagern können«, lachte Vercingetorix, »denn den Römern geht der Proviant aus. Und ich werde wie in Gergovia Tag und Nacht berittene Einheiten losschicken, um ihnen den Schlaf und die Centurionen zu rauben.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich vorsichtig, »aber aus dem Norden naht Labienus. Er will sich Cäsar anschließen.«
    »Labienus wird vorher verhungern«, sagte ein Offizier.
    »Wieso besinnen wir uns nicht auf das, was uns den großen Erfolg gebracht hat? Auf den Bewegungskrieg, auf die Vermeidung der Schlachten, auf das Aushungern der römischen Truppen!«
    »Wenn Cäsar Gallien lebend verläßt, wird er eines Tages mit zwanzig Legionen zurückkehren. Es ist nicht damit getan, Cäsar zu besiegen«, sagte Vercingetorix ernst. »Wir müssen ihn und seine Legionen vernichten, auf daß Roms größte Niederlage den Namen Alesia trage. Im übrigen war es nicht die Beschaffenheit Gergovias, die Cäsars Belagerung zum Scheitern brachte. Die fortwährenden Angriffe unserer Reiter haben seine Männer zermürbt und ihn zum Aufgeben gezwungen. Bis Labienus eintrifft, wird Cäsars Heer schon stark dezimiert sein. Und während wir hier bestens versorgt sind, werden sie dort draußen nichts mehr zu beißen haben.«
    Als ich am nächsten Morgen aufstand und zur Stadtmauer hochstieg, hatte ich ein ziemlich mieses Gefühl. Cäsar war über Nacht nicht abgezogen. Nein, seine Pioniere hoben Gräben aus. Um die ganze Stadt herum. Unter Mamurras Anleitung bauten sie einen Befestigungsring von zwölf Meilen. Es war nicht zu fassen, aber dieser Julier schloß uns förmlich ein! Um die ganze Stadt herum zog er einen lückenlosen Ring von Gräben, Wällen, Palisaden und Türmen. Es waren die Kelten, die plötzlich in der Falle saßen. Vercingetorix reagierte schnell. Er schickte den größten Teil seiner Reiterei aus der Stadt, denn hier würden sie uns nichts mehr nützen. Im Gegenteil – je weniger Mäuler zu stopfen waren, desto länger würden unsere Vorräte reichen. Vercingetorix gab ihnen den Befehl, in ganz Gallien ein zweites Heer zusammenzustellen und nach Alesia zu führen. Hier sollte sich das Schicksal des keltischen Volkes in Gallien entscheiden.
    Cäsar konnte den Ausbruch der keltischen Reiterei nicht verhindern. Es war ein offenes Geheimnis, daß sich in Gallien ein zweites Heer sammelte. Doch Cäsar dachte nicht an Abzug, nein, jetzt zog dieser Verrückte noch einen zweiten, nach außen gerichteten Verteidigungsring. Wiederum mit Gräben, Wällen, Palisaden, Türmen, Fallgruben und Pferdefallen.
    Zwischen diesen beiden Ringen stapelten sich die Vorräte der fünfzigtausend Legionäre und siebentausend Reiter. Cäsar hatte den Spieß umgedreht. Jetzt würde sich zeigen, wer wen aushungerte.
    »Hast du mir nicht den Sieg prophezeit, Druide?« fragte Vercingetorix, als wir von der Stadtmauer auf die gespenstisch flackernden Lagerfeuer der römischen Legionäre blickten. Es war eine tiefschwarze Nacht. Ich hatte Mühe zu verstehen, wie Cäsar in einer schier aussichtslosen Situation einen derart tollkühnen Plan entwickeln konnte. Er spielte sein altes Spiel: alles oder nichts. Und spekulierte auf die Hilfe der unsterblichen Götter.
    »Ich habe dir nie den Sieg versprochen, Vercingetorix. Ich habe nur gesagt, daß Cäsar besiegbar ist. Aber ich habe nicht gesagt, daß Cäsar besiegt werden würde.«
    »Aber du hast prophezeit, daß ich es vollbringen kann.«
    »Ja. Aber nicht, daß du es vollbringen wirst.«
    Vercingetorix schien verärgert. Ungeduldig rieb er seine Hand auf dem Stein der Burgmauer. Plötzlich löste sich ein kleines Stück und fiel hinunter. Wir hörten den dumpfen Aufschlag. Es schien so, als würde ihm das Glück zwischen den Fingern zerrinnen.
    »Ich habe heute nacht eine schwierige Entscheidung zu treffen.« Vercingetorix schaute mich prüfend an. Ich ahnte, daß ich davon betroffen sein würde.
    »Wir sind achtzigtausend Leute in diesem verfluchten Alesia. Und wir haben kaum noch zu essen.«
    Ich schaute wieder hinüber zu den Lagerfeuern. Cäsar hatte die Versorgung seiner Legionäre sichergestellt. Die Stimmung schien gut.
    »Wer keine Waffen tragen kann, muß bis zum Morgengrauen Alesia verlassen haben«, sagte Vercingetorix abrupt. Dann umarmte er mich und wünschte mir viel Glück.
    Es gibt Ideen, für die ganze Generationen geopfert werden. Es gibt auch Ideen, für die man alle seine Prinzipien opfert,

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