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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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Römer zu. Die Pioniere hatten einen Teil des Palisadenzauns eingerissen und den Graben mit Erde aufgefüllt.
    Langsam erhob ich mich. Lucia blieb liegen. Sie war krank. Ich nahm sie in die Arme und humpelte mit ihr den Graben entlang. Ein paar hundert Schritte vor dem zugeschütteten Graben blieb ich stehen und setzte mich. Lucia zitterte. Ich hörte Trompeten und das metallische Geräusch der Gladien, wenn sie auf die Randbeschläge ihrer Schilde aufschlagen. Ich hörte die Rufe: »Ave Cäsar! Ave Imperator!«
    Cäsar kam hoch zu Roß zwischen den beiden Wehrtürmen hervor und blieb auf dem aufgeschütteten Graben stehen. Er trug seinen roten Umhang. Links und rechts von ihm standen seine berittenen Legaten. Die Offiziere waren zu Fuß. Kretische Bogenschützen waren in Stellung gegangen. Hunderte von Schützen für einen Kelten.
    Vercingetorix blieb ein paar Pferdelängen vor Cäsar stehen. Dann stieg er etwas hölzern von seinem Schimmel. Fast zärtlich strich er ihm über den Kopf und drückte sein Gesicht an seine Nüstern. Er schien ihm etwas zuzuflüstern. Dann ließ er langsam die Zügel los. Es war mir, als überlasse er Gallien seinem Schicksal …
    Vercingetorix schritt aufrecht auf Cäsar zu. Cäsar schwieg. Ich glaube, er hatte Achtung vor seinem Gegner. Vercingetorix legte sein Schwert Cäsar zu Füßen. Dann löste er seinen Waffengurt und ließ ihn zu Boden gleiten. Alesia war gefallen. Gallien war befriedet. Vercingetorix löste die Lederriemen seines Muskelpanzers und warf ihn auf seine Waffen. Dann kniete er mit einem Bein nieder und senkte den Kopf.
    »Du hast gesiegt, Cäsar. Dir gebührt der Ruhm. Nimm mein Leben und verschone mein Volk.«
    Cäsar nickte einigen Offizieren zu. Sie traten ein paar Schritte vor und stellten sich links und rechts von Vercingetorix auf. Der Arvernerkönig erhob sich. Dann ließ er sich abführen. Cäsar ritt langsam ins Niemandsland hinaus. Er ritt direkt auf mich zu. Ich blieb im Gras sitzen. Lucia in meinen Armen.
    »Druide, wieso hast du mich verlassen?«
    Ich schwieg. Ich hörte, wie jemand fragte, ob sie mich ans Kreuz schlagen sollten. Ich schaute nicht mal hoch.
    »Du hast mir prophezeit, daß ich nicht in Gallien den Tod finden würde. Du hattest recht, Druide.«
    »Nimm ihn wenigstens als Sklaven, Prokonsul«, sagte einer der Legaten.
    »Er ist frei«, sagte Cäsar knapp und ritt zurück.
    Frei? Ich schleppte mich zu einer der zahlreichen Garküchen, die in der Umgebung Alesias wie Pilze aus dem Boden schossen. Überall kampierten die Sklavenhändler, die auf den Ausgang der Belagerung gewartet hatten. Auch sie mußten verpflegt werden. Keltische Wirte, deren Gaststätten im Krieg zerstört oder auf Vercingetorix' Befehl hin niedergebrannt worden waren, folgten nun ihrerseits den Hyänen und Schakalen des römischen Imperiums, um diese Brut zu ernähren. Nach kurzer Zeit gab es plötzlich wieder luftiges Weißbrot und gallische Würstchen im Überfluß. Und Wein! Und Regen! Ich lag irgendwo inmitten von Garküchen und Weinstuben, irgendwo im Schlamm und nuckelte an meinem Weinschlauch. Manchmal gab ich einem Kind eine Sesterze, damit es mir neuen Wein brachte. Eines Morgens sagte mir der kleine Knirps, daß Lucia tot sei. Sie lag wie immer in meinen Armen. Ihr Bauch war kalt wie ein Weinschlauch. Die Götter hatten mich endgültig verlassen. Ich begrub Lucia im Schlamm neben mir. Ich war dabei, mich um den Verstand zu saufen. Ganze Tage und Nächte verbrachte ich im Regen. Und als die Sonne wieder schien, trocknete der schmutzige Lehm wie eine zweite Haut auf meinem Körper. Ja, ich war frei. Es war die härteste Strafe, die Cäsar mir auferlegen konnte. Ich lebte. Und ich hatte die Hoffnung, jemals nach Massilia zu gelangen und Wanda wiederzusehen, aufgegeben. Wer weiß, vielleicht hatte Wanda mittlerweile Gefallen an ihrem neuen Herrn gefunden? Kretos. Was juckte mich diese massilianische Ratte? Ich war ohnehin am Ende. Ich hatte alles verloren, Wanda, Lucia, Krixos. Ich war weder Druide noch Händler geworden. Ich war nur noch ein Stück Abschaum im Dreck, irgendein keltischer Köter, der sich von kleinen Kindern Weinschläuche bringen ließ.
    Die gefangenen Häduer und Arverner ließ Cäsar nach kurzer Zeit wieder frei. Es war nicht die Milde des Siegers. Es war eine Notwendigkeit. Cäsar brauchte sichere gallische Stützpunkte, Verbündete. Die anderen Gefangenen schenkte er seinen Legionären. Sie banden ihnen Stricke um den Hals und zogen sie wie

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