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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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Torheit.
    »Korisios«, sagte er leise. »Diese Nacht soll dir und Wanda gehören, aber morgen, wenn die Sonne hinter den Weinbergen emporsteigt, wirst du mein Sklave sein. Solange du lebst.«
    Der Verputz an der Decke war mit Marmorstaub und roter Farbe gemischt worden. An den Ecken ägyptisch-blau, ein Gemisch aus Kupfer und Sand. Unwichtigeres fiel mir nicht ein. Wie erschlagen lag ich auf Kretos' Liebesbett, Wanda in meinen Armen. Ich starrte an die Decke und dachte, daß ich in den Morgenstunden Wanda für immer verlieren würde. Wir hielten uns fest und schwiegen. Es war so, als fürchte sich jeder, noch etwas zu sagen. Etwas, das der andere in der Erinnerung falsch gewichten könnte. So starrte ich an diese verfluchte Decke und überlegte angestrengt, ob der Verputz mit der Farbe aufgetragen worden war. Ich hätte ihr gerne noch gesagt, wie sehr ich sie liebe. Aber ich wollte es nicht noch schwerer machen. Ich schloß die Augen. Diese Nacht würde unsere letzte Erinnerung aneinander sein. Wanda weinte lautlos. Schließlich setzte sie sich auf und schaute mich an.
    »Korisios«, sagte sie mit bebenden Lippen, »ich will ein Kind von dir. Es soll in mir wachsen und als freier Mensch geboren werden. Mein geliebter Druide, so wird ein Teil von dir stets bei mir sein. Und frei sein.«
    Kurz bevor die Sonne hinter den Weinbergen aufging, wurde mir klar, wieso uns Kretos diese Nacht geschenkt hatte. Der Abschied sollte mir das Herz brechen. Diese Nacht sollte ich nie mehr vergessen. Ich saß mit Wanda auf dem Balkon und sah zu, wie die ersten Sonnenstrahlen sich langsam über den Mosaikboden legten. Ich weinte nicht. Der Haß, der in mir aufstieg, sollte mich am Leben halten. Und ich hatte die Genugtuung, daß Kretos mich wohl vernichten konnte; mich, aber nicht mein Geschlecht. In Wandas Schoß würde es weiterleben. Das war ich meinem Vater, dem Schmied Korisios, schuldig.
    Als wir Schritte hörten, umarmten wir uns ein letztes Mal. »Wir werden uns wiedersehen, Korisios«, flüsterte Wanda.
    »Bist du etwa Seherin?« fragte ich traurig.
    »Wir werden uns wiedersehen«, sagte sie mit fester Stimme. Sie nahm meine Hand und legte sie auf ihren Unterleib. »Ich werde allen sagen, daß er der Sohn des Druiden Korisios ist. Ein Kelte vom Stamm der Rauriker.«
    »Vielleicht wird es ein Mädchen«, lächelte ich.
    »Nein, Korisios. Wenn wir uns wiedersehen, wirst du wissen, daß ich recht habe!«
    Stolz trat sie beiseite. Sie gönnte Kretos nicht die Genugtuung einer herzzerreißenden Abschiedsszene. Als Kretos' bewaffnete Sklaven die Tür aufstießen, stand Wanda draußen auf dem Balkon. Die Sklaven umringten mich. Dann betrat Kretos das Schlafgemach. Wortlos warf er mir eine braune Tunika vor die Füße.
    Wenig später saß ich zusammen mit anderen Sklaven auf einem ratternden Ochsenkarren. Es war kaum zu fassen. Ich war, wie ich es mir stets erträumt hatte, endlich in Massilia. Ich hatte mit angesehenen und reichen Bürgern gespeist. Aber in meinem Traum hatte ich nie bemerkt, daß ich nicht Herr, sondern Sklave war. Kretos' Sklave. Ich glaube, so boshaft können nur Götter sein.
    Das Leben im Hafen war hart. Ich war für die Lagerbuchhaltung zuständig. Ich mußte die Formalitäten mit den Zollbehörden regeln, Fracht- und Schiffspapiere aufsetzen und Buch führen über die Wareneingänge und Verkäufe. Ich schlief zusammen mit Dutzenden von Packsklaven in einer muffigen Lagerhalle, in der es nach Fisch, Urin und Moder stank. Bei Regen klatschten die Tropfen durch die morschen Dachbalken auf unsere stinkenden Decken. Einige, die schon länger hier hausten, litten unter einem bellenden Husten. Etliche waren krank und starben. Jeden Tag hoffte ich, irgendein Zeichen von Wanda oder Basilus zu erhalten, doch sie blieben fern und unsichtbar. Ich begann wieder mit den Göttern zu hadern. Wieso mußte ausgerechnet ich dieses Schicksal erdulden? Wieso war Kretos ein reicher und angesehener Bürger Massilias und ich ein Häufchen Elend? Jeden Tag führte ich Buch über Kretos' Einnahmen und wurde Zeuge, wie sein Vermögen sich über Nacht vermehrte! Das war eine zusätzliche Strafe. Täglich sah ich, was es hieß, sich gegen ihn gestellt zu haben. Was heißt hier: gegen ihn? Ich hatte um Wanda gekämpft. Um eine germanische Sklavin. Hatte mich Onkel Celtillus nicht oft genug gewarnt? Hatte er mir nicht erzählt, daß germanische Sklavinnen ihre Herren um den Finger wickelten und ihnen mit der Zeit vorschrieben, was sie ihnen

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