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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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Rom war unser gemeinsamer Feind, aber im Gegensatz zu den Römern waren wir ein bunter Haufen von kampflustigen Abenteurern. Der Kampf war uns wichtiger als der Gegner. Das ist für Römer schwer verständlich. Sie begreifen heute noch nicht, wieso Germanen und Kelten der römischen Reiterei beitreten und dann gemeinsam mit ihnen gegen Germanen und Kelten kämpfen.
    Ich nahm den Schwertgurt mit der Eisenwaffe und der lederüberzogenen Holzscheide des Germanen an mich und ging zu Onkel Celtillus. Sein Tod hatte nichts Schreckliches. Mit dem abgeschlagenen Germanenkopf in der Hand schien er ziemlich zufrieden. Ich empfand keine Trauer, weil ich wußte, daß wir uns wieder begegnen würden. Ich legte ihm eine griechische Silberdrachme unter die Zunge. Für den Fährmann. Hinter ihm lag der kopflose Körper eines jungen Germanen. Es war einer von denen gewesen, die sich beim Angriff an der Mähne eines Pferdes festgehalten hatten. Er trug eine einfache Felltunika, ein Schaffell, wie arme Germanen es trugen. Neben ihm lag ein hölzerner Schild, lang und schmal und schwarz bemalt. Ich nahm ihm den Köcher ab und den Bogen, den er noch umklammert hielt. Dann ging ich zu meinem toten Germanen zurück, als wollte ich mich noch mal davon überzeugen, daß ich ihn wirklich getötet hatte. Er lag da wie ein gefällter Baum mit kurzgeschorener Krone.
    Ein Geräusch ließ mich herumwirbeln, ich verlor das Gleichgewicht und schlug mit dem Hintern auf meinem toten Germanen auf.
    Am Waldrand löste sich etwas Menschenähnliches aus der Dunkelheit. Es war Wanda. Sie hatte offenbar die ganze Zeit auf dem Bauch gelegen und meinen heroischen Zweikampf beobachtet. Ihr Gesicht war weiß wie Kalk. Sie glotzte mich regelrecht an, mit halboffenem Mund, und stotterte ungläubig: »Herr!« Offenbar hatte sie mir eine derartige Leistung, die in Rom wohl eine ganze Arena begeistert hätte, nicht zugetraut. Sie starrte den toten Germanen unter mir an und murmelte meinen Namen. »Ich laß mir meine Sklavin nur ungern wegnehmen«, sagte ich trotzig. Ich wollte nicht, daß sie auf dumme Gedanken kam. Wenn eine Sklavin den Eindruck hatte, ihr Herr empfände Gefühle für sie, war es höchste Zeit, sie zu verkaufen. Jetzt lachte sie vor Erleichterung auf, und ich sah endlich wieder ihre wunderschönen Zähne. Sie erhob sich und reichte mir die Hand, eine Hilfeleistung die irgendwie lächerlich war, zumal ich soeben einen adligen Germanen im Zweikampf besiegt hatte. Gemeinsam gingen wir zwischen den Leichen hindurch und suchten nach Verletzten. Doch wer verletzt war, war geflohen. Wer liegengeblieben war, war tot. Überall lagen leblose, blutüberströmte Körper, Kelten, Germanen, Frauen, Männer, mit zertrümmerten Schädeln und riesigen Fleischwunden, von Speeren und Pfeilen durchbohrte Leiber und abgetrennte Körperteile. Einige sahen aus, als seien sie von Raubtieren zerrissen worden. Wanda nahm einem Germanen einen keltischen Eisenhelm ab und sammelte darin die Geldbeutel, die sie jeweils mit einer flinken Handbewegung von den Gurten der Toten schnitt. Dicke Regentropfen klatschten hernieder. Es hatte angefangen zu regnen. Der Regen wischte das Blut von den Gesichtern der Toten.
    Als wir nach einer Stunde den Waldrand im Norden erreichten, hörten wir Pferdehufe und Stimmen. Es waren Germanen, die sich in unserem Gehöft besoffen hatten und jetzt Ausschau nach Überlebenden hielten. Fast geräuschlos krochen wir ins dichte Unterholz. Es war immer noch Nacht, und die Chance, in der Dunkelheit unentdeckt zu bleiben, wäre durchaus groß gewesen. Wenn Lucia nicht gewesen wäre. Sie begann leise und drohend zu knurren. Nachdem sie ein Pferd erfolgreich verscheucht hatte, wollte sie es offenbar mit der ganzen germanischen Reiterei aufnehmen. Sanft nahm ich sie zu mir und hielt ihr die Schnauze zu. Blitzschnell entzog sie sich meinem Griff und begann wieder zu knurren. Die Reiter kamen näher. Sie brummten etwas im Chor, und da es einigermaßen melodiös klang, nehme ich an, daß es sich dabei um einen Gesang handelte.
    In Rom sagt man, daß die Kelten nichts lieber täten als saufen und kämpfen, stets bis zum letzten Mann kämpfen und sehr verärgert sind, wenn ihnen die Gegner ausgehen. Ich bin da wohl eine Ausnahme. Ich packte Lucia energisch am Nacken und drückte sie auf den Boden. Wanda hielt ihr die Schnauze zu. Die Reiter nahten. Jetzt konnten wir sie sehen. Sie ritten direkt auf uns zu. Es waren große, hagere Gestalten mit schwarzbemalten,

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