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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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muskulösen Oberkörpern. Sie waren betrunken. Lucia wurde immer unruhiger. Die Germanen waren nun sehr nah. Wir konnten bereits ihre verschwitzten Pferde riechen. Jetzt tänzelten sie nervös und schnaubten. Sie hatten Lucia gerochen. Die Germanen hielten ihre Pferde an. Der eine grölte irgend etwas, worauf die anderen in ein orkanartiges, heiseres Gelächter ausbrachen. Lucia wehrte sich immer heftiger. Plötzlich stieß sie einen Schrei aus. Es klang wie das Quietschen einer Maus. Die Germanen nahmen den Speerarm etwas zurück und grinsten. Bereit zum Wurf. In diesem Augenblick wand Lucia sich wie ein glitschiger Fisch aus der Umklammerung und raste wie von einer Schleuder getroffen aus dem Unterholz. Zwischen den Pferden der Germanen hindurch auf die Felder hinaus. Die Germanen fluchten. Sie schienen enttäuscht. Dann entdeckte einer von ihnen unser Pferd. Sie nahmen es mit und ritten weiter. Nachdem ich sehnlichst gehofft hatte, Lucia würde bei uns bleiben, hoffte ich nun, sie würde nicht gleich zu uns zurückkehren.
    Wanda flüsterte etwas, aber ich verstand es nicht. Wir rückten näher zusammen, so, daß unsere Köpfe eng nebeneinander lagen.
    »Kommt sie zurück?« fragte Wanda.
    »Nein«, sagte ich, »in den letzten Tagen hat es soviel geregnet, daß massenhaft Mäuse in ihren Löchern ersoffen sind. Das ist ein göttliches Bankett für Lucia.«
    »Willst du auf sie warten?«
    »Ja«, antworte ich, »aber wieso bist du nicht geflohen?«
    Wanda machte ein abschätziges Geräusch.
    »Das sind germanische Sueben«, sagte sie verächtlich. Offenbar zählte bei den Germanen auch nur die Sippe, der engste Clan. Ansonsten waren sie mit den anderen germanischen Nachbarn genauso zerstritten wie die Kelten untereinander.
    »Was hast du jetzt vor, Herr?«
    Eine schwierige Frage. Wanda war meine Sklavin. Aber konnte ich in meiner jetzigen Situation noch den Herrn spielen? Konnte ich von ihr verlangen, daß sie einen Kelten, der nur noch zwei freie Knopflöcher im Waffengurt hatte, nach Genava brachte? Wie würde sie reagieren, wenn ich ihr etwas befahl? Gibt es eine größere Demütigung als die Gehorsamsverweigerung einer Sklavin, die der Herr nicht bestrafen kann? Ich beschloß diese Frage einfach zu ignorieren. Ich schloß die Augen. Und horchte. Nichts. In der Luft hing der Gestank von verkohltem Holz und Menschenhaar. Wir schwiegen und warteten.
    Die Stunden vergingen. Manchmal nickten wir ein. Einmal schreckte ich hoch und stellte fest, daß ich Wanda im Schlaf umschlungen hatte. Ich war fast ein bißchen erstaunt, daß sie noch da war. Es wurde allmählich hell. Irgendein Geruch hatte mich aus einem unruhigen Traum gerissen. Der penetrante Geruch einer spanischen Fischsauce. Und Aas: Lucia! Lucia drückte ihre nasse Schnauze an meine Stirn und leckte mit ihrer warmen Zunge mein Gesicht. Sie mußte eine ganze Menge verwester Mäuse gefressen haben. Es stank abscheulich! Ich hätte nie gedacht, daß Göttinnen derart stinken können. Wir horchten und beobachteten noch eine Weile die Umgebung, dann brachen wir auf.
    Als wir das Tal erreichten, war die Sonne im Osten bereits aufgestiegen. Vor uns lag ein Schlachtfeld, wie ich es noch nie gesehen hatte. Leichen, so weit das Auge reichte. Hier hatte offenbar das Gemetzel stattgefunden, hier waren die Fliehenden umzingelt, niedergemacht, entkleidet und ausgeraubt worden.
    »Du bist vielleicht der einzige, der überlebt hat.«
    »Nein«, antwortete ich, »Basilus hat auch überlebt. Er ist verletzt, aber ich hoffe, daß er das Oppidum der Tiguriner erreicht hat. Und du hast auch überlebt.«
    »Ich bin eine Sklavin«, entgegnete Wanda. Sie sah mich dabei derart keck an, daß ich ihr kein Wort glauben konnte.
    »Du bist frei, Wanda«, murmelte ich, ohne sie anzusehen.
    Ihre Stimme klang so, als würde sie lächeln.
    »Bin ich dir lästig, Herr?«
    Ich schaute sie an.
    »Oder hast du Angst, Herr, Angst, daß ich plötzlich verschwinde und dich damit kränke?«
    »Wir Kelten kennen keine Angst, Wanda. Wir fürchten höchstens, daß uns der Himmel auf den Kopf fällt.«
    »Ich weiß, Herr, du bist sehr tapfer. Du hast heute nacht einen germanischen Fürsten getötet und seine Seele den Göttern geschenkt.«
    Na ja, ich hätte ihr natürlich erklären können, daß ich meines linken Beines wegen nicht hatte fliehen können. Und ohne Lucia hätte das Pferd des Germanen nicht plötzlich den Gehorsam verweigert und dieser Baumstamm von Mann wäre nicht wie ein

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