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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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bewegen. Und nach und nach versteifte sich mein ganzer Körper. Es war, als würde man mir ein Kettenhemd nach dem andern überziehen. Ich spürte, daß etwas geschehen würde. Wie damals bei unserem Druiden Fumix. Aber ich wußte nicht, was. Jetzt verkündete der Druide, daß man den Göttern opfern mußte. Für jeden von uns, der überleben wollte, müsse dem Kampfgott Caturix ein anderer geopfert werden. Das konnte ja heiter werden. Gebannt starrten wir auf die heilige Lichtung. Der Druide schien auf etwas zu warten. Er stand immer noch mit erhobenen Armen da. Doch sein Körper hatte sich seltsam gekrümmt, und aus seiner Brust ragte etwas Dünnes, Langes. Jetzt drehte er sich langsam herum, und wir alle sahen, daß dieses dünne, lange Ding ein Speer war. Er hatte ihn durchbohrt! Hatten ihn die Götter gerichtet? Der Druide warf den Kopf zurück und drehte sich im Kreis. Es war ein hölzerner Speer, von dem er getroffen worden war. Mit solchen Speeren kämpften nicht die Götter. Die Germanen!
    Plötzlich bebte der ganze Wald. Wir hörten wildes Geschrei. Von überall her flogen Geschosse auf uns zu. Wir hörten das laute Aufschlagen von Schwertern auf Holzschilden. Ariovist! Und plötzlich waren sie mitten unter uns. Auf ihren struppigen, kleinen Pferden umkreisten sie uns wie eine Schafherde und warfen ihre Speere in unsere Reihen. An den Mähnen der Pferde hingen junge Burschen, deren Oberkörper rabenschwarz bemalt waren. Blitzschnell ließen sie die Mähnen los und sprangen geschmeidig wie junge Katzen auf die Fliehenden, die in heilloser Panik zu unserem Gehöft zurück rannten. Das war zwar ziemlich unkeltisch, aber ohne Waffen macht der Kampf wenig Spaß. Da ich durchaus ein geselliger Mensch bin, wollte ich mich den Fliehenden anschließen, doch ich stolperte über die erstbeste Wurzel, fiel der Länge nach hin und spürte dann, wie etwas Schweres auf mich niederkrachte, das fürchterlich nach Knoblauch stank. Onkel Celtillus. Ich wagte mich nicht mehr aufzurichten. Mein Kopf war zur Hälfte in die feuchte Erde gedrückt, aber mit dem freien Auge sah ich, daß alle in den Wald rannten. Wie aufgescheuchtes Wild. Und die Germanen rannten hinterher, wie Jäger, die nur noch ein Auge für das fliehende Wild haben. Und nicht für die tapferen Kerle, die bereits mit halbem Kopf unter der Erde ruhten. Daß man mich einfach übersah, war natürlich für einen stolzen, jungen Kelten wie mich eine außerordentliche Kränkung. Aber ich sah darüber hinweg. Überall schrien, brüllten und stöhnten Menschen vor Wut und Schmerz. Doch allmählich entfernten sich die Stimmen. Ich hörte nur noch das leise Wimmern der Sterbenden. Es war wie ein Platzregen, der überraschend einsetzt und ebenso schnell wieder vorbei ist. Mühsam zerrte ich meinen rechten Arm unter mir hervor und versuchte mich auf beiden Händen hochzustemmen. Ich glitt in der lehmigfeuchten Erde aus. Onkel Celtillus rollte von meinem Rücken herunter. Jetzt lag er neben mir und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ein Schwerthieb hatte ihm die Brust vom Hals bis zum Nabel geöffnet. In der Hand hielt er die rotblonde Mähne eines abgetrennten Germanenkopfes.
    Auf der heiligen Lichtung erkannte ich die blutdurchtränkten weißen Togen der Druiden. Alle waren ermordet worden. Irgendwo hörte ich das erstickte Schreien einer Frau. Wanda? Ich rappelte mich hoch und sah, daß ein Germane hoch zu Roß eine junge Frau an den Haaren aus dem Gestrüpp zerrte. Es war Wanda. »Wanda!« brüllte ich. Ich weiß nicht, wieso. Es war wirklich sehr töricht. Absolut töricht! Der Germane ließ Wanda fallen und riß sein Pferd herum. Jetzt hatte er mich gesehen. Er zog sein Schwert und hielt die Zügel etwas straffer. Sein Brauner tänzelte nervös. Gleich würde er ihm die Fersen in die Flanken drücken und auf mich losstürmen. Ich wußte, daß er nicht ruhen würde, bis er mich niedergestreckt hatte. Auch er hatte Gesicht und Oberkörper schwarz bemalt, und die lange blonde Mähne, die bis auf die muskelbepackten Schultern hinunterreichte, verlieh ihm etwas Wildes und Unerschrockenes. Er zog sein Eisenschwert und schwang es brüllend in der Luft. Wenn der Kerl sich eine Waffe aus Eisen leisten konnte, war er kein gewöhnlicher Germane. Ich zog sofort meinen Dolch. Ich kam mir dabei ziemlich albern vor, denn den Dolch hatte ich bisher nur zum Tranchieren von knusprig gebratenem Schweinerücken benutzt. Der Germane lachte dröhnend und rauh, und ich gestehe

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