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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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bevor er seinen Schlußsatz sagte: »Deshalb, großer Divico, sind Verträge mit Rom so wichtig.«
    »Wenn uns dieser Weiberheld angreifen will, soll er es tun. Bei uns ist es nicht üblich, den Frieden mit Gold zu erkaufen. Wir wünschen den Frieden. Aber wir kaufen ihn nicht.«
    Piso verzog das Gesicht zu einem gequälten Grinsen: »Großer Divico, ganz Rom weiß von eurem Mut, denn ihr lebt in Nachbarschaft zu den Germanen. Und jedes Jahr liefert ihr Tausende von germanischen Sklaven nach Rom. Aber unterschätzt Cäsar nicht. Er hat sich in Spanien nicht nur bereichert. Er hat sich dort so viele militärische Verdienste erworben, daß ihm der Senat einen Triumphzug gestattet hat.«
    Divico winkte geringschätzig ab und trat nach einem Huhn, das sich zu nahe an den Schweinebraten wagte, den seine Sklaven nun auf Bronzetabletts herbeitrugen und auf den kniehohen Holztischen absetzten. »Ich habe von Händlern gehört, Cäsar hätte in Spanien die kleinen Bergstämme ausgerottet. Aber wenn er sich in das Land vorwagt, das er Gallien nennt, wird er den Tod finden. Denn dieses Gallien ist das Land der Kelten!«
    Diviciatus war sichtlich betrübt über den Verlauf des Gesprächs. Er wünschte Frieden mit Rom. Frieden um fast jeden Preis. Denn nur Rom konnte ihn wieder zum Führer der Häduer machen, ihm zu jener Stellung verhelfen, die er wegen Roms Verrat Stück für Stück an seinen romfeindlichen Bruder Dumnorix verloren hatte. Piso bat, daß man seinen Wein noch mit mehr Wasser verdünne. Seine Zunge war schwer geworden: »Cäsar hat Spanien geplündert, um bei Crassus seine Schulden zu begleichen. Er wird in Gallien das gleiche tun.«
    Diviciatus nahm Cäsar in Schutz und beteuerte, daß sich die Zeiten geändert hätten. Niemand hörte ihm richtig zu. Auch ich glaubte ihm kein Wort mehr. Ein Sklave trug den kulinarischen Höhepunkt auf, einen Schweinerücken, der über dem Feuer gegrillt worden war. Divico gebührte nach alter Sitte das beste Hüftstück. Sein Führungsanspruch war unbestritten. Bei Gelagen mit ebenbürtigen adligen Kriegern konnte es schon mal vorkommen, daß sich zwei um das Hüftstück stritten und sich dabei umbrachten. Es ging natürlich nicht um das Fleisch, sondern um die öffentliche Bestätigung der Führungsrolle. Der Römer sah mit Befremden, wie wir mit den Händen die großen Fleischstücke auseinanderrissen und gierig verschlangen. Als vornehmer Römer war er es gewohnt, daß ihm ein Sklave das Fleisch in mundgerechte Portionen vorschnitt, da man auf einem Liegesofa kein Besteck benutzen konnte. Basilus und ich griffen kräftig zu. Die goldbraune Kruste duftete nach Liebstöckel, gestampftem Pfeffer und Fenchelsamen. Basilus und ich wechselten zufriedene Blicke und verschlangen das Fleisch wie hungrige Wölfe. Wer weiß, wann wir das nächste Mal zu einer solchen Mahlzeit kommen würden? Zu meinen Füßen saß Lucia. Sie sah wieder genauso schmutzig aus wie noch vor einigen Stunden. Ich ließ absichtlich, aber eher diskret, ein Stück Fleisch fallen und spülte den Mund mit einem Schluck Wein. Lucia schmatzte geräuschvoll und schaute mich bereits wieder mit diesem sanften, herzzerreißenden Blick an, dem kein speisender Mensch widerstehen kann. Ich verstehe, wieso einige Menschen Hunde hassen. Sie verderben uns mit ihrem Bettelblick den Appetit und bringen uns dazu, ihnen die besten Stücke zu überlassen. Diskret reichte ich ihr einen Knochen hinunter, an dem noch eine ganze Menge Fleisch hing. Nach all den naßkalten, halbverwesten Mäusen muß dieser warme Schweinerücken für Lucia eine köstliche Abwechslung gewesen sein. Während ich trank und den Becher nach rechts weiterreichte, fiel mir – es war fast ein Versehen – ein ziemlich großes Stück Fleisch zu Boden. Das war offenbar des Guten zuviel. Ein keckes Huhn meldete gehässig gackernd seine Ansprüche an. Eine Katze sprang von einem Gestell und landete fauchend vor dem Huhn, das fluchtartig davonstob, während sich vor dem Langhaus magere Hunde versammelten, denen der Speichel in langen Fäden hinuntertroff. Die beschönigende Rede des Druiden Diviciatus wurde mit Schweigen quittiert. Schließlich ergriff erneut Divico das Wort: »Man hört immer wieder, Cäsar habe viele Feinde. Wieso erhält ein Mann, der in Rom so viele Feinde hat, nun plötzlich drei Provinzen zur Verwaltung? Und ein Militärkommando dazu!«
    Eine berechtigte Frage, wie mir schien.
    Piso lachte. »Cäsar hat nicht nur Feinde, es gibt auch Leute,

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