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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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den Atlanticus! Zu den keltischen Santonen. Das Land haben wir bereits bezahlt.«
    Piso verlangte bei einem Sklaven nach einem Mundtuch, doch als dieser grinste, reinigte Piso seine fettigen Hände widerwillig mit Stroh und griff erneut zu seinem Weinbecher, der vor ihm auf dem kniehohen Holztisch stand. Er genoß, daß alle Augen auf ihn gerichtet waren. Man erwartete eine Antwort von ihm. Er griff erneut nach einem Stück Fleisch und schlug seine Zähne hinein. Mit vollem Mund begann er seine Ausführungen: »Wenn ihr die römische Provinz durchquert, wird sich Cäsar darüber freuen. Cäsar sucht den Erfolg, den Ruhm, die Macht. Dazu braucht er Legionen. Damit Cäsar mehr Legionen kriegt, braucht er einen gerechten Krieg. Damit es einen gerechten Krieg gibt, braucht er einen Vorwand … Und wenn ihr wirklich im Sinne habt, die römische Provinz zu durchqueren …, dann hat er seinen Vorwand. Es gibt für einen Römer kein größeres Schreckgespenst als Kelten auf Wanderschaft. Schließlich war der Kelte Brennus der einzige, der Rom jemals erobert hat.«
    Divico war sichtlich beleidigt, daß der Römer nur Brennus erwähnte.
    »Ich bin der Druide Verucloetius«, sagte plötzlich eine Stimme aus dem Dunkeln. Ein hagerer, großgewachsener Mann in der weißen Robe des Druiden trat näher und blieb vor Piso stehen. »Du sprichst viel, Römer, doch es dient nie der Klarheit. Vorhin sagtest du, der römische Senat würde Cäsar keine Legionen zu Hilfe schicken, wenn er in einen Krieg verwickelt würde, jetzt sagst du, Cäsar würde zusätzliche Legionen erhalten, wenn er einen Vorwand für einen Krieg fände.«
    »Noch ist Cäsar nicht Rom! Wenn Cäsar bedroht wird, schickt Rom keinen einzigen Legionär, wenn hingegen Rom bedroht wird, schickt Rom Legionen über Legionen. Was Cäsar braucht, ist ein Vorwand.«
    Divico schrie: »Sind Schulden Vorwand genug für einen Römer?«
    Piso lächelte und vermied es, Verucloetius, der immer noch vor ihm stand, anzuschauen. Statt dessen starrte er auf die goldene Gurtkralle des Druiden.
    »Schulden«, begann Piso, »sind für Cäsar Vorwand genug. Aber nicht für den römischen Senat. Nein, großer Divico, Cäsar wird sich daran erinnern, daß du an der Garumna römische Soldaten unter dem Joch hindurchgetrieben hast.«
    Divico nickte stolz und genoß die weiteren Ausführungen des Römers mit sichtlicher Genugtuung.
    »In jener Schlacht ist der Legat Lucius Piso, der Großvater von Cäsars Schwiegervater Lucius Piso, gefallen. Das mag ein Grund sein, wieso Cäsar in Rom das Gerücht verbreiten läßt, die Helvetier planten einen kriegerischen Einfall in die römische Provinz. In diesem Fall wäre Rom bedroht!«
    Wir waren alle konsterniert. Fürst Nammejus sprang hoch. »Ist es wirklich wahr, daß Cäsar dieses Gerücht verbreiten läßt?«
    Auch Divico sprang auf und schrie mit zornbebender Stimme: »Wer ist denn dieser Julius Cäsar? Habt ihr denn alle die glorreichen Siege unserer Vorfahren vergessen? Vor über dreihundert Jahren hat unser Heerführer Brennus Rom erobert, und wir haben den Appollotempel in Delphi geplündert. Gemeinsam mit Hannibal haben wir eine Legion nach der anderen aufgerieben, und vor neunundvierzig Jahren habe ich, Divico, Fürst und Heerführer der Tiguriner, das Heer des Konsuls Cassius Longinus besiegt, seine Soldaten unter das Joch und in die Sklaverei geschickt. Wer also ist dieser Gaius Julius Cäsar? Nenne mir seine Siege, Römer!«
    Piso richtete sich etwas auf und füllte seinen Becher erneut mit Wein, dann sagte er: »Die Siege der Kelten sind glorreich, Divico, aber seit du die Römer unter dem Joch hindurchgeschickt hast, ist den Römern ein Marius geboren. Marius! Ein Onkel Cäsars! Er hat gewaltige Veränderungen im römischen Heer vorgenommen. Rom kämpft jetzt mit Berufssoldaten. Es sind keine Bauern mehr, die so schnell wie möglich auf ihre Felder zurückwollen. Roms neue Legionäre sind besoldet. Die können sogar im Winter kämpfen! Und sie kämpfen nicht mehr für Rom, sondern für ihren Feldherrn. Und Cäsar behandelt seine Soldaten gut. Er verspricht ihnen reiche Beute. Jetzt wollen sie ewig Legionäre sein. Mit solchen Männern kann man ein ganzes Weltreich erobern.«
    »Römer«, sagte Diviciatus, »du säst Unfrieden und strapazierst die Gastfreundschaft des Fürsten Divico.«
    Piso grinste breit, wie es nur die verkommensten und schurkischsten Kreaturen können. Er schien mit dem Verlauf des Gesprächs sehr zufrieden zu

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