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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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Druide Diviciatus trank Wasser und schwieg. Wenn diesem Römer der Wein nicht schmeckte, dann hielt er gescheiter den Mund. Alles andere war eine Beleidigung. Divico gab dem Sklaven einen Wink, dem römischen Gast verdünnten Wein einzuschenken. Dieser Quintus Aelius Piso war sich offenbar gar nicht bewußt, daß er mit dieser Geste seinen Gaststatus aufhob! Das konnte ihn den Kopf kosten! Divicos römischer Sklave goß gesiebten Wein aus der schmalen Amphore in einen Kupferkessel und fügte Wasser hinzu. Dann nahm er eine hölzerne Schöpfkelle und verrührte Wasser und Wein. Piso tauchte seinen Becher in den Krug und trank nun verdünnten Wein. Divico murmelte, daß wir Kelten keine Weiber seien, die den Wein verdünnen würden. Mit dieser Beleidigung gab Divico den Umstehenden bekannt, daß er Piso nicht mehr als Gast betrachtete. Der Römer hatte jetzt seinen eigenen Wein in seinem eigenen Kelch und kippte ihn wie eine verschimmelte Druidenmixtur hinunter.
    »Erzähl, Römer, was sagt man in Rom?«
    Piso setzte ein scheinheiliges Lächeln auf und erzählte beflissen den neuesten Klatsch aus Rom und Umgebung: »Lucius Piso, mit dem ich übrigens nicht verwandt bin, und Aulus Gabinius haben ihr Konsulatsjahr angetreten. Und Metellus Celer, der Statthalter der römischen Provinz Gallia Narbonensis, ist überraschend gestorben. In Rom sagt man, er sei vor Kummer gestorben, weil kein gallischer Stamm ihn angegriffen hat. Er hätte so gerne einen Vorwand gehabt, um gegen das reiche Gallien in den Krieg zu ziehen. Böse Zungen behaupten sogar, seine Hure Clodia hätte ihn umgebracht. Clodia ist die Schwester von Clodius, und Clodius ist Roms größter Bandenführer. Mit seiner Gladiatorentruppe terrorisiert er nachts mißliebige Senatoren. Clodius ist übrigens ein enger Freund Cäsars! Er frißt Cäsar aus der Hand. Jaja, der arme Metellus Celer! Jetzt kann der neue Prokonsul Julius Cäsar die Hure Clodia sogar im Bett eines Metellus Celer reiten! Ihr wißt ja, in Rom sagt man, Crassus hat das Geld, Pompeius die Macht, aber Cäsar den größten Schwanz.«
    Niemand schien das komisch zu finden.
    »Und dieser Gaius Julius Cäsar erhält nun die Provinz dieses Metellus Celer?« fragte Divico ungeduldig. Divicos zunehmend strenger Tonfall hatte Piso verwirrt. Er schaute zu mir rüber. Ich antwortete ihm mit dem steinernen Blick eines alten Druiden. Stumm.
    »So ist es, Divico. Der neue Statthalter heißt Gaius Julius Cäsar«, antwortete Piso.
    Divico lachte lauthals und ließ sich vergnügt den Becher nachfüllen: »Dieser Weiberheld Julius Cäsar, der mehr in fremden Senatorenbetten als auf dem Schlachtfeld von sich reden macht? Da werden sich Roms Ehemänner aber freuen, wenn er die Hauptstadt verläßt.«
    »Das ist richtig, Divico«, schmunzelte Piso, »aber Gaius Julius Cäsar ist nicht nur der größte Weiberheld Roms, er ist auch der größte Schuldner. Schuldner bringen Zinsen, aber sie sind gefährlich. Denn sie brauchen stets Geld. Und alle Gläubiger sind darauf bedacht, daß ihre Schuldner wieder zu Geld kommen …«
    Einer jener vornehmen Fürsten, die bis jetzt schweigsam und stolz zugehört hatten, meldete sich zu Wort. Nammejus galt nach Divico als wichtigster Mann der Helvetier.
    »Was hat Gaius Julius Cäsar Rom denn geboten außer Zirkusspielen, Wagenrennen und Tierhetzen?«
    »Zirkusspiele, Wagenrennen und Tierhetzen!« lachte Piso und fügte hinzu: »Eine Menge betrogener Ehemänner und entjungferter Töchter.«
    Divico röhrte, damit es auch jene hören konnten, die möglicherweise im Freien lauschten: »Genügt das, um in Rom Konsul zu werden?«
    »Es hat genügt«, antwortete Piso, »aber der große Divico sollte Cäsar nicht unterschätzen. Bevor Cäsar Konsul in Rom wurde, war er Proprätor in Hispania ulterior. Da er nach seiner Wahl aber immer noch zwanzig Millionen Sesterzen Schulden hatte, durfte er Rom nicht verlassen und konnte seine Statthalterschaft in Spanien erst gar nicht antreten. Ohne Crassus' Bürgschaft wäre Cäsar seinen Gläubigern nicht entkommen. Er ging mit zwanzig Millionen Schulden nach Spanien! Und wie kam er nach Rom zurück? Als steinreicher Mann! Gut, er hat dann alles wieder ausgegeben und sich bis über beide Ohren neu verschuldet … Ich will damit sagen, wenn Cäsar eines Tages Gallien verläßt und nach Rom zurückkehrt, wird er reicher sein, als es Crassus jemals gewesen ist! Und Gallien …?«
    Alle schwiegen betreten. Piso genoß die Aufmerksamkeit ausgiebig,

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