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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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entgegen und gab ihnen Zeit, an mir zu schnuppern. Die Stute trat näher und leckte meine Stirn, während sie mit ihrer Oberlippe nach meinem Haar schnappte. Ich sprach leise und ruhig auf sie ein, während ich ihr sanft über die Nüstern fuhr.
    »Luna mag dich, Korisios. Du sprichst die Sprache der Pferde.«
    Wanda hatte offenbar am schwarzen Hengst Gefallen gefunden. Sanft rieb er seinen Kopf an ihrer Schulter.
    »Wenn ich mit jemandem Geschäfte machen will, zeige ich ihm meine Pferde. Luna sagt mir sofort, ob ein Mensch gut oder schlecht ist«, lachte Niger Fabius und nahm mich nochmals herzlich in seine Arme. Als er mich losließ, verlor ich das Gleichgewicht. Wanda war mit einem Satz hinter mich gesprungen und fing mich auf. Niger Fabius schien betrübt.
    »Sag mir, wieso deine Beine so schwach sind und dein Gleichgewicht so wackelig ist – vielleicht habe ich ein Kraut, das dich heilen kann.«
    »Nein«, lachte ich, »ein Kraut kann Kranke heilen, vielleicht, aber ich bin nicht krank. Unsere Götter haben meinen Körper als Behausung ausgesucht, und deshalb brauche ich genausowenig Beine, wie die Esche ein Rad braucht.«
    Niger Fabius zuckte leicht zusammen. »Bist du etwa Druide?«
    »Ja«, entgegnete ich spontan, obwohl es nicht ganz richtig war. Aber es wäre zu umständlich gewesen, ihm Genaueres zu erzählen. Wanda schien anderer Meinung. Ihr Blick verriet mir, daß sie mich für einen kleinen, miesen Lügner und Betrüger hielt.
    »Das ist meine Sklavin Wanda«, sagte ich trocken und schaute ihr dabei frech ins Gesicht. Ich wußte, daß sie mir das im Lauf des Tages wieder heimzahlen würde. Aber es war mir egal.
    Niger Fabius führte uns in ein Lederzelt, das von Sklaven bewacht wurde. Es war vollgestopft mit Holzkisten, Fässern, Leinensäcken und geflochtenen Körben. Niger Fabius zeigte mir die verschiedensten Weihrauchkörner. Er gab mir Myrrhe und Balsam zum Riechen. Er reichte mir Hölzer, die eigenartig dufteten: kleine Figuren aus Sandelholz mit Augen aus blauschimmerndem Lapislazuli.
    Dann öffnete er wohlriechende Lederbeutel mit exotischen Aromapflanzen und deckte große Körbe mit Schößlingen verschiedener Sträucher ab.
    »Zimt benutzen die Römer gerne zum Kochen. Zimt gewinnt man aus der Rinde eines Baumes. Das hier ist Safran, Ingwer und scharfer Curcuma. Damit kann man Wollstoffe färben.«
    Er drückte mir eine kleine bronzene Statue in die Hand, die einen nackten afrikanischen Sklaven in der Hocke zeigte. »Schüttle ihn«, forderte Niger Fabius mich auf, »und halte deine Hand darunter.«
    Ich schüttelte die Statue, und kleine, schwarze Körner fielen auf meine offene Hand. Kaum hatte ich daran gerochen, mußte ich kräftig niesen.
    »Das ist ein Pfefferstreuer. Ich habe bereits ganz Rom damit eingedeckt.« Ich reichte den Pfefferstreuer Wanda, die ihn neugierig untersuchte. Der Sklave in der Hocke hatte in den Hinterbacken kleine Löcher, aus denen die Pfefferkörner herausfielen. Ich hätte nie gedacht, daß man überhaupt auf die Idee kommen konnte, so was herzustellen. Dagegen sind unsere ausgehöhlten und mit Goldblech ausgelegten Totenschädel ziemlich humorlos. Gierig zogen wir den Duft von Muskat, Kümmel, Nelken und anderen Gewürzen in uns ein. Wie abwechslungsreich mußte doch die Küche eines reichen Römers sein. Falls ich mich jemals in Rom einmieten würde, würde ich bestimmt ein Zimmer über einer römischen Küche nehmen.
    Niger Fabius brach den Verschluß von kleinen Tongefäßen auf und gab uns nun Parfüms und Öle zum Riechen. Ein Geruch erinnerte mich an den römischen Offizier. Ich war überrascht, als er uns erzählte, daß sich römische Frauen damit einrieben. Eigentlich gefiel mir Wandas Geruch, der eine Mischung aus Pferdeschweiß, nassem Hundefell und frisch geschnittenem Gras war, wesentlich besser. Aber ich behielt das selbstverständlich für mich. Niger Fabius betupfte mit dem Parfüm Wandas Handwurzel. Es war schon erstaunlich, daß ein einziger Tropfen einen derart starken Duft hinterlassen konnte. Niger Fabius schien unser nicht mehr endenwollendes Staunen zu beflügeln.
    Wie ein Zauberer nahm er ein buntbesticktes Tuch aus einer abgewetzten braunen Ledertasche und reichte es mir. Das Tuch war weder aus Wolle noch aus Leinen. Es war sehr zart, und die beiden goldschimmernden Pferde darauf waren nicht gemalt und auch nicht aus Gold. Ich war begeistert. Ich hatte niemals zuvor einen derartigen Stoff in Händen gehabt. Ich reichte ihn Wanda,

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