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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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die verwundert auflachte.
    »Das ist Seide. Der kostbarste Stoff unter dem Himmel. Die Perser benutzen Seide bereits für ihre Feldzeichen. Aber Seide ist sehr, sehr teuer. An der römischen Reichsgrenze bezahle ich dafür fünfundzwanzig Prozent Zoll. Nur der Weihrauch ist zollfrei.«
    »Beleidigst du gerade das römische Volk und den Senat, Niger Fabius?« Vor uns stand der Offizier, den ich vorhin an der Brücke bestochen hatte.
    Niger Fabius lachte und umarmte den römischen Soldaten.
    »Das ist Silvanus«, lachte Niger Fabius. »Ohne ihn hätten mich die römischen Zölle längst ruiniert.« Silvanus lachte laut. Es war ihm einerlei, daß all die herumstehenden Menschen von seiner Bestechlichkeit erfuhren. Das war allerbeste Werbung. Für den Römer sind das keine Bestechungen. Für den Römer sind das einfach Gebühren, die nirgends festgeschrieben sind. »Und das ist mein Freund Korisios, ein keltischer Druide.«
    Silvanus starrte mich an, als sei ich ein dreiköpfiger Gott. Mißtrauisch wich er einen Schritt zurück. »Nimm dich vor diesen Druiden in acht, Silvanus. Man sagt, sie können Tiere verzaubern und dich mit heiligen Versen töten. Ich hoffe für dich, du hast ihm nicht zu viele Sesterzen abgeknöpft.«
    Silvanus griff blitzschnell in seinen Beutel und warf mir die Sesterzen beinahe angeekelt zu. Fürchtete er sich vor einem keltischen Druiden? Dazu lachte er laut und gekünstelt und flachste, daß er einem Freund von Niger Fabius selbstverständlich kein einziges As abverlangen würde. Doch in seinen grüngrauen Augen pulsierte die Angst und gab ihm das Aussehen eines herzkranken Frosches. Für mich war das eine interessante Entdeckung. Der Aberglaube eines Römers war offenbar so stark, daß selbst ein gehbehinderter Barbar einen durchtrainierten und bewaffneten römischen Offizier in die Knie zwingen konnte. Wenn er Druide war, wohlverstanden!
    »Silvanus«, lachte Niger Fabius, »du stinkst ja wie ein ganzes Zelt voller Konkubinen. Ein einziger Tropfen Parfüm genügt!«
    »Gib mir noch etwas mehr davon. Die Offiziere sind verrückt danach.«
    »Und ich dachte immer, römische Legionäre müßten nach Zwiebeln und Knoblauch stinken.«
    »Legionäre, aber nicht Offiziere!«
    Niger Fabius bat uns zum Essen in das große Hauptzelt. Dort lagen bereits ein Dutzend Händler, die man an ihren Togen unschwer als römische Bürger identifizieren konnte, auf gepolsterten Sofas ausgestreckt. Sie ließen sich von nubischen Sklaven Wein, gekochte Eier und mit Sesam gespickte Brotfladen bringen. Nur einer der Gäste saß auf einem Stuhl. Es war kein Römer. Er trug eine ziemlich dicke, langärmlige Tunika, die mit bunten Streifen verziert war und bis zu den Knöcheln reichte. Er hatte einen zerzausten Bart und einen Wuschelkopf, der ihm ein wenig den Ausdruck eines Phantasten und Philosophen verlieh. Erst als er mich freundlich anlächelte, erkannte ich ihn wieder. Es war Mahes Titianos, der syrische Händler mit dem iranischen Vornamen. Ich lächelte ihm kurz zu und beobachtete dann wieder die beiden Sklaven, die vor dem offenen Zelt ein Schwein über der Feuerstelle brieten. Der eine Sklave arbeitete mit einem großen Pinsel aus weißem Pferdehaar, den er monoton wie ein Zeremonienmeister in ein mit Sauce gefülltes Tongefäß tunkte und anschließend den Schweinerücken einstrich, während der andere Sklave, auch er ein dunkelhäutiger Nubier, zufrieden lächelnd den Spieß drehte.
    »Korisios!« hörte ich jemanden rufen. Einer der Römer sprang hoch, und ich wußte sofort, daß ich dieses abscheuliche Gekrächze schon irgendwo gehört hatte. Piso, Lucceius' Spion, Schuldeneintreiber, Provokateur und Speichellecker, trat auf mich zu und verkündete den Anwesenden lauthals, daß ich ein helvetischer Druide sei, der alle Sprachen rund ums Mittelmeer beherrschte. Das war natürlich übertrieben. Aber aus Höflichkeit wollte ich in diesem Punkt nicht widersprechen. Was die Herkunft betraf, hingegen schon.
    »Ich bin vom Stamme der keltischen Rauriker«, korrigierte ich ihn, »wir wohnen dort, wo der Rhenus ein Knie bildet und das Gebiet der Kelten vom Gebiet jener Völker trennt, die ihr Germanen nennt.«
    Ein Händler, der eine Nase hatte wie eine verunstaltete Baumwurzel, sagte, daß das doch alles einerlei sei, Barbaren seien Barbaren. Die Händler, die um ihn herum und hinter ihm gruppiert waren, applaudierten. Mahes Titianos erwiderte lächelnd, daß es doch erstaunlich sei, einen jungen Mann von solchem

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