Cäsars Druide
schon aufgefallen, daß er bloß lächelte, wenn die anderen grölten.
Piso grinste. »Cäsar ist abgebrannt. Er braucht bereits neue Kredite, um seine Zinsraten bezahlen zu können.«
Der Händler mit der Wurzelnase lachte. »Hat ihn das etwa davon abgehalten, seiner geliebten Servilia eine Perle im Wert von sechs Millionen Sesterzen zu schenken? Sechs Millionen für ein paar Nächte! Das muß man sich mal vorstellen. Also wenn ihr mich fragt, der Mann ist verrückt. Er setzt alles auf einen einzigen Wurf. Alles oder nichts.«
»Was meint ihr«, fragte Mahes Titianos, »sind Cäsars Legionäre auch an Amuletten interessiert?« Die römischen Händler lachten und ließen sich Wein nachschenken. »Wenn Cäsar nach Britannien übersetzt, um die Zinngruben zu plündern«, fuhr er trotzig fort, »werden seine Legionäre etwas brauchen, das sie vor dem Sturm schützt.« Mahes Titianos reichte Piso ein Amulett. »Es kostet fast nichts und schützt dich vor manchen Gefahren.«
Piso warf Mahes das Bronzeplättchen mit dem stilisierten Auge angeekelt zurück. »Ich will mit deinen Dämonen nichts zu tun haben!«
»Mein Gott ist gütig!« rief Mahes. »Wenn du das kaufst, wirst du gerettet werden, wenn die Welt in Stücke zerrissen wird.«
»Aber gegen Pompeius konnte es offenbar nichts ausrichten. Judäa ist in römischer Hand, und Jerusalem ist gefallen!«
Piso und die andern lachten herzhaft und prosteten sich zu.
»Weißt du, Korisios«, begann Piso, »in Judäa wimmelt es nur so von Propheten, Wunderheilern, Dämonenaustreibern, Heilanden, Gottessöhnen und anderen religiösen Fanatikern und Messiassen, die als Retter und Erlöser verehrt werden. Seit hundert Jahren predigen sie schon das Ende der Welt. Pompeius hat in Judäa schon Hunderte von diesen Irren ans Kreuz schlagen lassen, aber sie wachsen wie Unkraut nach! Du findest sie an jeder Straßenecke. Ihre Reinheits- und Speisevorschriften sind eine Folter, und sie maßen sich an, Verbrecher von ihrer Schuld zu befreien, ohne Gericht, ohne Tempel, ohne Priester, ohne Sühneopfer. Das ist hundertfache Götterlästerung! Aber das verrückteste ist: Sie haben nur einen einzigen Gott!«
Piso und die anderen Römer kugelten sich vor Lachen. Eine Religion, die nur einen einzigen Gott kannte, war nun wirklich das Dümmste, was sich ein Mensch überhaupt ausdenken konnte. Wenn wir mit einem Gott zerstritten waren, konnten wir uns wenigstens an einen anderen wenden.
»Wie wollt ihr über einen Gott urteilen, wenn ihr nicht mal den Unterschied zwischen Kelten und Germanen kennt? Ihr seid doch nichts anderes als ein ungehobelter Haufen versoffener Römer«, protestierte Mahes.
Die Römer lachten noch lauter und ließen sich von den stumm hinter ihnen stehenden nubischen Sklaven ihre Weinbecher nachfüllen. Silvanus rieb sich kichernd die Tränen aus den Augen: »Sag mal, Mahes Titianos, welchem unserer Götter entspricht denn dein einsamer Gott am ehesten? Iupiter oder …«
»Unser Gott ist der größte und der einzige wirkliche Gott«, schrie Mahes Titianos aufgebracht.
»Wieso hilft er dir nicht, deine Amulette zu verkaufen?« lachte Piso und klopfte sich vergnügt auf die Schenkel. »Du solltest Merkur opfern, der würde dir helfen!«
»Laßt ihn doch ausreden«, sagte C. Fufius Cita mit ruhiger Stimme und wandte sich interessiert an Mahes Titianos. »Der römische Merkur entspricht dem griechischen Hermes, dem keltischen Thur und dem germanischen Wotan, es ist wohl stets der gleiche Gott, der bei den verschiedenen Völkern nur einen anderen Namen trägt, aber dein Gott …«
»Sein Gott der Apokalypse …«, grölte einer, und alle lachten und machten eine vernünftige Diskussion unmöglich.
»Mahes Titianos«, gluckste Silvanus, »wenn dein Geschwätz nicht derart vergnüglich wäre, hätten wir dich schon längst gepfeffert und als römisches Schwein den Barbaren verkauft.«
»Er hat recht!« sagte ein Händler, der Ventidius Bassus hieß und mit Handmühlen und Karren handelte. »Wir Römer dulden Hunderte von Göttern und machen dabei keinen Unterschied, ob es eigene oder fremde sind, aber wenn einer kommt und behauptet, es gebe nur einen einzigen Gott, dann beleidigt er alle unsere Götter! Und deshalb wirst du eines Tages wie ein Verbrecher am Kreuz enden!«
Ventidius Bassus erhielt johlenden Beifall. Die meisten waren bereits so betrunken, daß sie wegen jeder Kleinigkeit in schallendes Gelächter ausbrachen. Entsprechend derb wurden auch ihre
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