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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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schlagen, als Cäsars Finanzen zu verwalten. Wie soll ich zwei Legionen finanzieren, wo ich doch kaum Geld habe, um seine Schuldzinsen zu begleichen?«
    Sechs Legionen! Das waren über dreißigtausend Soldaten. Dazu kamen noch zehntausend Mann keltische Hilfstruppen und ein paar tausend keltische Reiter. Um die Helvetier am Übergang des Rhodanus zu hindern, brauchte man keine fünfzigtausend Soldaten! Während also die keltischen Stämme am anderen Flußufer auf Cäsars Antwort warteten, rüstete der Prokonsul bereits zum Krieg. Und zwar ohne Einwilligung des römischen Senats!
    Ich hatte nur noch einen einzigen Gedanken: So schnell wie möglich raus hier! Ich mußte um jeden Preis ans andere Flußufer und mein Volk warnen. Dieser Cäsar plante einen Privatkrieg und wartete nur auf einen Vorwand, um ihn endlich führen zu können. Nur so würde er nachträglich die ohne Einwilligung des Senats ausgehobenen Legionen rechtfertigen können.
    Cäsar hatte vier Gründe, gegen die Gallier Krieg zu führen: Er sehnte sich nach unsterblichem Ruhm, wie jeder anständige Patrizier, er brauchte militärische Macht, um seine Position in Rom zu festigen, er mußte dringendst seine Schulden begleichen, und jetzt mußte er auch noch die gesetzwidrige Aushebung der beiden Legionen rechtfertigen.
    Der Sklave Olus steckte den Kopf in die Schreibstube und nickte Mamurra zu. Dieser sprang auf, schlug sich mit der Faust gegen die Brust und grölte: »Ave Cäsar.« Dann griff er seinem Lustknaben grob an den Hintern und verschwand mit ihm.
    »Seine Umgangsformen sind nicht sehr gepflegt …«, sagte Aulus Hirtius verlegen.
    »Deshalb haben wir ihn auch nicht in Cäsars Schreibkanzlei angestellt«, scherzte Gaius Oppius, »aber er ist sehr zuverlässig und absolut loyal. Er braucht einfach jeden Abend einen griechischen Lustknaben, dann baut er am nächsten Tag die verrücktesten Sachen – und wer weiß, vielleicht wird er eines Tages sogar Cäsars Finanzen sanieren.«
    »Aber wenn Mamurra weiter so über Cäsar spricht«, orakelte Gaius Oppius, »wird Cäsar ihn in seiner Badewanne ersäufen lassen.«
    »Noch schlimmer«, erwiderte Aulus Hirtius, »er wird seinen Lustknaben Olus verführen …« Das war eine der immer wiederkehrenden Anspielungen auf die homoerotische Beziehung, die Cäsar vor Jahren mit Nikomedes, dem König von Bithynien, unterhalten haben soll, als er Offizier unter Thermus war. Obwohl diese Sache schon lange zurücklag, war sie immer noch Gegenstand der Spottverse, die Soldaten bei Triumphzügen ungestraft singen durften. Ich war ziemlich überrascht, daß Offiziere derart offen über ihren Feldherrn sprachen. Aber was kümmerte mich dieses ganze Geschwätz? In meinem Kopf jagten sich die Gedanken, und immer drängender wurde der Wunsch, von hier zu verschwinden und die Kelten auf der anderen Seite des Flusses zu warnen. Ich hörte gar nicht mehr, wie viele Silberdenare, zusätzliche Vergünstigungen und Privilegien Gaius Oppius mir versprach, nein, ich war wie erstarrt beim Gedanken an diesen heuchlerischen Plan, den sich Mars nicht boshafter hätte ausdenken können, diese niederträchtige List, die Cäsar wie eine Schlinge ausgelegt hatte und die sich jetzt unaufhaltsam zusammenzog, weil die keltischen Auswanderer noch nicht wußten, daß sie in der Falle saßen. Ahnungslos warteten sie am anderen Ufer des Flusses, Hunderttausende von Männern, Frauen und Kindern mit all ihrem Hab und Gut, und sie wußten nicht, daß sie bereits Morituri waren: Todgeweihte auf der Schlachtbank.
    »Nun gut«, sagte Gaius Oppius gerade, »du mußt dich nicht heute entscheiden, Druide, du kannst dir ruhig Zeit lassen.«
    »Ich werde mich in sieben Tagen entscheiden.«
    So lange würde es nämlich dauern, bis die keltische Delegation zur vereinbarten zweiten Unterredung erscheinen würde. »Falls ihr in der Zwischenzeit aber meine Dienste braucht, bin ich gerne bereit, euch behilflich zu sein.«
    Gaius Oppius und Aulus Hirtius nahmen meine Antwort mit Genugtuung zur Kenntnis. In diesem Augenblick wurde die Zeltplane beim Eingang zurückgeworfen, und ein völlig verdreckter Mann in einem trichterförmigen, ärmellosen Mantel aus grobem, schwarzem Wollstoff und hohen Lederstiefeln betrat das Zelt. Er hatte eine laute Stimme und sprach mit einem starken iberischen Akzent: »Baibus grüßt Cäsars Dichter!«
    »Balbus!« entfuhr es Gaius Oppius und Aulus Hirtius fast gleichzeitig. Mit offenen Armen gingen sie auf ihn zu und umarmten

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