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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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seinen Männern das Faß als Geschenk zu überlassen.
    Die Idee hingegen fand Silvanus nicht besonders gut. Wozu sollte ich dann noch ans andere Ufer? Ich wollte ja angeblich rübergehen, um mit einem Faß Wein Geld zu machen.
    Der allobrogische Auxiliarführer grinste übers ganze Gesicht. »Er soll doch einfach rübergehen und Bestellungen entgegennehmen. Wir liefern nächste Nacht. Wenn das kein Geschäft ist!«
    So wurde ich also fünf Silberdenare und ein 100-Liter-Weinfaß los. Ich winkte Kretos' Sklaven herbei. Im Schutze der Dunkelheit begleiteten sie mich über die schmale Furt ans andere Ufer.
    Kaum hatten wir das andere Ufer erreicht, lösten sich dunkle Gestalten aus dem Gestrüpp und kamen lautlos auf uns zu.
    »Ich muß zu Divico«, flüsterte ich. Doch da hörte ich bereits das Summen einer Schwertklinge in der Luft. Mit einem sauberen Hieb wurde einem Sklaven der Kopf vom Rumpf getrennt. »Ich bin Korisios, der Rauriker!« schrie ich.
    »Was willst du hier? Wir hielten dich für einen Allobroger!« Ich war von jungen helvetischen Kriegern umzingelt. An meinem Dialekt hatten sie erkannt, daß ich kein Allobroger war.
    »Ich war in Cäsars Schreibkanzlei. Ich bin Druide und bringe Neuigkeiten für Divico.«
    Der eine Helvetier erinnerte sich an mich. »Du warst bei Divico zu Gast, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte ich, während ich meinen Blick vom abgetrennten Kopf des Sklaven losriß.
    »Dann bist du der Mann mit der dreifarbigen Hündin, der den germanischen Fürsten erledigt hat!«
    »Ja, aber bringt mich jetzt zu Divico!«
    »Dann bist du der Freund von Basilus!« schrie einer.
    »Ja, aber bringt mich endlich zu Divico!«
    Sie wollten unbedingt trinken, mich zum Essen einladen und nochmals meine abenteuerliche Geschichte hören. Aber ich bin sicher, daß Basilus sie mittlerweile derart ausgeschmückt erzählte, daß ich alle enttäuscht hätte.
    Ich befahl dem Sklaven, am Ufer auf mich zu warten, und ließ mich von den andern zu Divico führen. Entlang des Ufers waren Tausende von Zelten aufgeschlagen. Sie reichten bis tief ins Landesinnere. Überall saßen Menschen an Lagerfeuern. Sie tranken, aßen und unterhielten sich lautstark. In der Dunkelheit hörte man vereinzelt das Klagen und Stöhnen der Kranken und Alten. Ein penetranter Geruch von Kot und Urin hing in der Luft. Irgendwo wurde heftig gestritten. Man hörte, wie Männer mit den Fäusten aufeinander losgingen. Divicos Zelt lag ungefähr eine Meile vom Ufer entfernt. Er war alleine mit seinen Sklaven und Familienangehörigen. Der alte Mann saß erschöpft auf einem hölzernen Schemel. Die Strapazen der langen Reise hatten ihn sichtlich mitgenommen. Im flackernden Licht der Öllampen sah ich den fiebrigen Schweiß auf seiner Stirn. Sein Atem ging flach. Nachdem er mir die Erlaubnis zu sprechen gegeben hatte, erzählte ich ihm, was ich in Cäsars Schreibkanzlei gehört hatte. Doch zu meiner Verblüffung kannte Divico bereits jedes Detail.
    »Worauf wartet ihr dann noch? Wieso nehmt ihr nicht den Weg durch die Schluchten?«
    Nammejus trat aus dem Dunkeln hervor. Er wollte mich zurechtweisen, weil es nicht Sache eines siebzehnjährigen Raurikers war, dem großen Divico Ratschläge zu erteilen. Doch Divico gab Nammejus ein Zeichen, still zu sein.
    »Korisios«, begann Divico mit schleppender Stimme, »ich verstehe durchaus, daß Cäsar die Helvetier fürchtet. Deshalb hat er zusätzliche Legionen ausgehoben. Aber wenn er uns die Durchreise durch seine Provinz verbietet, werden wir seinen Entschluß hinnehmen und einen anderen Weg wählen. Es ist seine Provinz.«
    »Er wird euch auch außerhalb der Provinz verfolgen.«
    »Ich weiß, Korisios, das erzählen auch die Sklaven, die jede Nacht über den Fluß zu uns fliehen. Sollte Cäsar uns tatsächlich angreifen, wird ein weiterer Fluß den Namen einer römischen Schmach tragen. Wir werden dem Kampf nicht ausweichen. Wir sind es gewohnt, dem Feind die offene Feldschlacht anzubieten. Wir kämpfen lieber gegen sechs römische Legionen als gegen zwei. Denn dieser Sieg ist größer und ehrenhafter.«
    Ich war fassungslos. Ich hatte fünf Silberdenare und ein 100-Liter-Weinfaß in den Sand gesetzt. Für nichts. Das Angebot für Speis und Trank lehnte ich dankend ab. Niemand bedankte sich dafür, daß ich mein Leben aufs Spiel gesetzt hatte. Wozu auch? Es war ja absolut überflüssig gewesen. Ich versuchte meine Enttäuschung so gut es ging zu verbergen. Verärgert verließ ich Divicos Zelt.
    Draußen

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