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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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die Schmerzen, die meine Schläfen durchbohrten. In mir tobte ein Gewitter. Es war mir, als würde ich gleich in Stücke gerissen.
    Der Fremde mit dem gelockten Haar erinnerte mich an einen adligen Kelten in römischen Diensten. Stolz stand er da, umringt von anderen Kelten, die ihm offenbar untergeordnet waren. Er war bestimmt keine fünfundzwanzig Jahre alt, aber er hatte bereits die Autorität eines Führers. Groß war das Ansehen, das er bei seinen Begleitern genoß. Als Kelte mußte er sich dieses Ansehen auf dem Schlachtfeld verdient haben. Er beugte sich zu mir herunter.
    »Sag mir, Druide, mußte mein Vater Celtillus sterben, weil er König der Arverner werden wollte? Oder weil mein Onkel Gobannitio es so wollte?«
    Ich begriff überhaupt nichts mehr. Der Fremde war offenbar vom keltischen Stamme der Arverner. Offenbar hatte sein Vater den gleichen Namen wie mein Onkel. Bei Taranis, ich war wirklich nicht in der Stimmung, ihm dies zu erklären. Geschweige denn in der Lage.
    »Im Land, das die Römer Gallien nennen, muß jeder Kelte sterben, der König seines Volkes werden will«, antwortete ich mit letzter Kraftanstrengung.
    »Was ist mit meinem Onkel Gobannitio?! Bitte, Druide, sag es mir! Gobannitio haßt mich. Er hat mich aus Gergovia verbannt. Ohne ihn wäre ich nie im Leben in die römische Legion eingetreten. Werde ich Gergovia jemals wiedersehen?«
    »Ja«, stöhnte ich, von Schmerzen geplagt. Dann fingen die Krämpfe wieder an. Wie ein verletzter Wurm krümmte ich mich, bis die Knie beinahe meine Stirn berührten, und kotzte erneut gelbe Galle. Ich spürte, wie ich wieder das Bewußtsein verlor. Es war mir, als würde mein Kopf auf etwas aufschlagen, wie ein Ei auf dem Rand eines Bronzekessels. Ich stürzte in etwas Gelbes, das wie eine heiße Quelle blubberte. Ich schrie um Hilfe. Ich spürte, wie das Gelb langsam fester und härter wurde. Und dann sah ich riesengroß über mir Kretos' Mund, und er fragte mich tatsächlich nach dem Verbleib seiner beiden Sklaven. Er war wütend. Er nahm diesen komischen Pfefferstreuer, der einen Sklaven in der Hocke darstellt, und schüttelte ihn zornig über dem Bronzekessel. Wie gehärtetes Lavagestein schlugen die schwarzen Körner auf meinem Kopf auf.
    »Korisios!« hörte ich eine Stimme verzweifelt rufen. Es war nicht Kretos' Stimme. Bestimmt nicht. Ich riß die Augen auf.
    »Lucia hat dich gefunden«, hörte ich jemand sagen. Ich versuchte die Person zu sehen, aber mein Kopf schmerzte immer noch, als würden fünfzig Schmiede meinen Schädel auf einem glühenden Amboß bearbeiten. Ich schloß wieder die Augen.
    »Erkennst du mich, Herr?«
    Bei Canturix und der ganzen göttlichen Vereinigung, die sich in diesem Augenblick über mich lustig machte, es war Wanda, die da vor mir kniete und mir mit Blättern und Grasbüscheln das Erbrochene aus dem Gesicht wischte.
    »Als es dunkel wurde, haben wir uns Sorgen gemacht. Lucia hat dich gefunden, Herr. Du warst in Begleitung von Reitern.«
    »Reitern?« fragte ich verblüfft. Ich konnte mich sehr wohl an das Gespräch mit diesem jungen Arverner erinnern. Aber ich konnte mich ebensogut an die prallen Brüste in der Landschaft und das brutzelnde Eigelb erinnern.
    »Reiter?« wiederholte ich. »Arverner?«
    »Ja«, sagte Wanda ungeduldig, »aber komm jetzt, wir müssen zurück.«
    »Ich kann nicht«, stöhnte ich wie ein sterbender Krieger auf dem Schlachtfeld, »laß mich bitte liegen. Nicht anfassen.«
    »Aber es wird kalt, Herr, wir müssen zurück, bevor es ganz dunkel ist. Bald werden die ersten römischen Patrouillen hier aufkreuzen. Sie werden dich für einen feindlichen Kelten halten.«
    Sie hatte recht. Ich rollte mich zur Seite. Dann winkelte ich die Beine an und drehte mich auf den Bauch. Ich atmete tief durch und hob den Oberkörper, während mir Lucia stürmisch das Gesicht leckte. Immerhin, jetzt war ich schon auf allen vieren. Ich spürte etwas in meiner Faust. Ich öffnete sie und blickte auf eine kleine goldene Statuette. Es war ein Mann ohne Arme und Beine. Er trug einen Torques, und auf seinem Bauch erkannte ich ein Wildschwein.
    »Was ist das, Wanda?«
    Wanda nahm mir die goldene Statuette aus der Hand und steckte sie ein.
    »Ich weiß nicht – beeil dich!«
    Mir wurde wieder schwarz vor Augen.
    »Wanda, in meiner Ledertasche sind Misteln. Falls ich … ein einziges Blatt … hörst du? Auf die Zunge …« Langsam streckte ich den Oberkörper zurück, und plötzlich spürte ich eine Hand, die

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