Cäsars Druide
Gast …«
»Danke. Stell dir vor, wenn Ursulus zum Lagerpräfekten befördert wird, hab ich Aussichten, zum ersten Centurio befördert zu werden.«
»Oh, das muß dich ja ein Vermögen gekostet haben«, scherzte Niger Fabius.
»Willst du meine Tapferkeit in Abrede stellen, Araber?« fauchte Silvanus ungewohnt heftig.
»Nein, tapferster Silvanus«, lachte Niger Fabius, »nur deine Finanzkraft. Die fünf Silberdenare, die du meinem jungen Freund abgeknöpft hast, werden dafür wohl nicht reichen.«
»Gibst du mir einen Kredit?« bat Silvanus plötzlich sehr ernst.
»Nein«, sagte Niger Fabius streng, »von mir kriegt kein Römer in Gallien einen Kredit. Das Land ist mir zu unruhig.«
»Hör mir gut zu, Araber: Der scheidende Praefectus castrorum möchte Cäsar ein Pferd schenken. Weil er ihm in Rom eine lukrative Pacht zugeschanzt hat.«
»Ich dachte, Cäsar macht sich mehr aus Frauen als aus Pferden«, sagte Niger Fabius.
»Die Frauen nimmt er sich einfach. Aber die Pferde muß er kaufen.«
»Tut mir leid, Silvanus, ich habe keine Pferde zu verkaufen«, entgegnete Niger Fabius freundlich.
»Und die beiden da draußen? Ich biete dir achthundert Silberdenare für beide Tiere.« Silvanus war leicht gereizt, weil er ahnte, daß Niger Fabius nicht verkaufen würde.
»Ich verstehe durchaus den Ehrgeiz des scheidenden Lagerpräfekten, Gaius Julius Cäsar mit seiner Tüchtigkeit zu beeindrucken. Aber falls er dich beauftragt hat, für achthundert Denare ein Pferd zu kaufen, hat er wohl ein Maultier oder einen Esel gemeint.«
»Neuntausend Denare für beide«, gab Silvanus knapp zurück und ignorierte Niger Fabius' Ironie, die für andere Römer eine folgenschwere Beleidigung gewesen wäre. Neuntausend Denare, das waren immerhin zwei Jahreslöhne eines Primipilus.
»Silvanus, kennst du den Frachttarif pro Lagerscheffel von Alexandria nach Rom? Sechzehn Denare. Ein Pferd entspricht ungefähr eintausendachthundert Lagerscheffeln. Das wären also achtundzwanzigtausendachthundert Denare für einen unterernährten, seekranken, lahmen Gaul. Aber meine Pferde sind die schnellsten rund ums Mittelmeer. In Rom kriegen die Sieger mittlerweile zwölftausendfünfhundert Silberdenare für ein einziges Rennen.«
»Du wirst doch nicht vierzigtausend Silberdenare für ein Pferd verlangen!« entrüstete sich Silvanus.
Niger Fabius lächelte. Mit heller, melodiöser Stimme rief er plötzlich: »Luuuuna!«
Wenig später steckte die Schimmelstute ihren muskulösen Kopf, der majestätisch auf dem breiten Hals des reinrassigen Araberpferdes ruhte, in das Zelt.
»Soll ich dich verkaufen, Luna?« fragte Niger Fabius.
Luna wieherte und schüttelte den Kopf, wobei ihr sauber gekämmter Schweif Silvanus ins Gesicht fuhr.
»Komm zu mir, Luna.«
Luna kam ins Zelt und stellte sich hinter Niger Fabius. Lucia kam zu mir rüber und setzte sich zu meiner Linken. Offenbar war ihr der neue Gast nicht geheuer.
»Hast du Hunger, Luna?«
Die Stute hob die Nüstern und schnappte mit den Lippen nach dem im schwarzen Haar versteckten linken Ohr. Niger Fabius nahm eine Dattel, steckte sie kurz in den Mund und reichte sie dann Luna, die sie dankbar entgegennahm. Sie schmatzte und zeigte dabei ihre riesengroßen Zähne. Es schien so, als würde sie lachen.
»Geh jetzt wieder, Luna.«
Gehorsam und elegant stolzierte die Araberstute zum Zelt hinaus.
»Seht ihr?« sagte Niger Fabius mit Stolz in der Stimme. »Jedes Tier ist so, wie man es behandelt.« Dann wandte er sich an Silvanus. »Für euch Römer sind alle Tiere Nutztiere, selbst die schönsten Exemplare laßt ihr in der Arena abschlachten. Ich habe gehört, daß Cäsar als Aedil zu Ehren Iupiters Tierhetzen veranstaltet haben soll, die fünfzehn Tage und Nächte gedauert haben.«
Silvanus winkte ab. »Gerüchte haben Flügel, aber oft sind sie falsch. Cäsar hat dreihundertzwanzig Gladiatorenpaare in silbernen Rüstungen antreten lassen. Wir hatten Angst, er plane einen Umsturz. Deshalb sind Cäsars Spiele bei den Patriziern ins Gerede gekommen. Aber das römische Volk rechnet es ihm hoch an, daß er sich als Aedil so hoch verschuldet hat, um dem Volk Brot und Spiele zu bieten, die alles Bisherige in den Schatten gestellt haben.«
»Jaja«, murmelte Niger Fabius, »Cäsar und seine ewigen Schulden … Vor vier Jahren soll er der höchstverschuldete Mann Roms gewesen sein …«
»Was gehen dich Cäsars Schulden an!« schrie Silvanus ungeduldig.
»Wenn ein krankhaft ehrgeiziger Mensch
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