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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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Wolken die Sonne verdeckten und ein schneidend kalter Wind uns frösteln machte, erschien die graue Szenerie noch trostloser. Ich spürte den Blick des Druiden Verucloetius und schaute ihm offen in die Augen. Nach einer Weile sagte ich: »Druide, ich habe vor einigen Tagen …«
    Doch Silvanus unterbrach mich: »Habe ich dir die Erlaubnis gegeben zu sprechen, Kelte?«
    »Nein, Silvanus, aber ich möchte vom Druiden wissen, weshalb ich vor einigen Tagen beinahe gestorben wäre.«
    »Du hast wohl bei deinem arabischen Freund zuviel von diesem griechischen Harzwein gesoffen«, grinste Silvanus, »aber frag ihn ruhig, ob Rattenpisse tödlich ist.«
    Ich fragte den Druiden also, was ich bei der Zubereitung der Mixtur falsch gemacht hatte. Ich schilderte ihm, welche Kräuter ich verwendet, wie ich sie zubereitet und in welchem Verhältnis zueinander ich sie in das kochende Wasser geworfen hatte.
    »Die Zubereitung war so, wie es uns unsere Ahnen seit Jahrtausenden lehren. Und doch mußt du etwas falsch gemacht haben, Korisios. War dein Geist nicht rein?«
    »Oh doch«, log ich, »ich war absolut rein.«
    »Das ist merkwürdig«, entgegnete der Druide, »mir ist kein vergleichbares Erlebnis bekannt.«
    »Vielleicht hab ich zuviel davon getrunken …«, sagte ich einigermaßen ratlos.
    »Getrunken?!!« entrüstete sich Verucloetius. »Die Mixtur mußt du inhalieren! Nicht trinken!«
    Nammejus, der jedes Wort mitgehört hatte, begann leise zu lachen, zuerst nur leise, doch als auch die anderen in der keltischen Delegation zu lachen anfingen, verloren sie alle ihre Zurückhaltung und lachten sich die ganze Anspannung von der Seele.
    Silvanus schaute mich mürrisch an. »Warum lachen sie?«
    »Wenn du schon die Araber nicht verstehst, wie willst du dann die Kelten verstehen?« gab ich zurück. Die Gelegenheit schien mir günstig, und ich berichtete Verucloetius, was ich bereits Divico zu erklären versucht hatte, daß nämlich Cäsar einen Krieg um jeden Preis brauchte.
    Silvanus beobachtete mich immer argwöhnischer. Ich ahnte, daß er mir bald das Wort verbieten würde. Deshalb fragte ich Verucloetius noch, ob er mir einen Rat geben könne. Was sollte ich tun? Mit den anderen nach Westen ziehen, mit Wanda nach Massilia … Doch Verucloetius sagte, ich solle warten, bis die Götter entschieden hätten. Warten? Hier in der römischen Provinz? Oder gar als römisches Haustier?
    Wuchtige Tubaklänge zerrissen die Stille, und unter wilden Trommelwirbeln wurden die großen zweiflügeligen Holztore der Porta Praetoria geöffnet, während wir mit leisem Zureden unsere Pferde wieder beruhigten.
    Jetzt kam er auf uns zugeritten, der Prokonsul Gaius Julius Cäsar. Von überall erschallten die Rufe »Heil dir, Cäsar«, als gelte es einen Gott zu begrüßen. Flankiert wurde er von seinen zwölf in blutrote Togen gekleideten prokonsularischen Liktoren, an seiner Seite ritten der Legat Titus Labienus und Ursulus, der Primipilus der zehnten Legion. Das »Heil dir, Cäsar«, das die Legionäre skandierten, klang wie die anfeuernden Rufe des Taktgebers auf einer Rudergaleere. Römische Standarten, Vexilla und goldene Adler wurden rhythmisch in die Höhe gereckt. »Heil dir, Cäsar! Heil dir, Cäsar!« Plötzlich dröhnte eine Donnerstimme: »Gladios stringite«, worauf alle Legionäre ihre Schwerter zückten. Dann erscholl der Befehl: »Scuta pulsate«, und die Legionäre schlugen auf die blutroten Schilde mit den gezackten Blitzen. Sie schlugen gleichmäßig, stur und monoton, während sie weiterhin ihr »Heil dir, Cäsar« brüllten.
    Als Cäsar nur noch eine Wagenlänge von Nammejus und Verucloetius trennte, hielt er sein Pferd an. Drei kurze Stöße aus der Tuba ließen alle verstummen. Blitzschnell wurden die Gladien in die Scheiden zurückgestoßen und wieder Haltung angenommen.
    »Rom hat entschieden«, begann Cäsar.
    Wieder lag dieses herausfordernde Lächeln auf seinen Lippen. Diese Ironie in seinen Augen. Seine Haltung verriet Unerschrockenheit und Unbeugsamkeit. Im Grunde genommen war er nichts anderes als ein Glücksspieler, der jedes Mal um alles oder nichts spielte.
    »Nammejus und Verucloetius, Fürsten der Helvetier und der Tiguriner, ihr habt Rom gebeten, euch den Durchmarsch durch unsere Provinz Narbonensis zu gestatten. Ihr habt versprochen, es ohne Feindseligkeiten zu tun. Nun hört die Antwort Roms! Noch haben wir nicht vergessen, daß die Helvetier vor neunundvierzig Jahren den römischen Konsul Lucius Cassius

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