Cäsars Druide
Sklaverei verkaufen. Es waren in der Tat die beiden dümmsten Sklaven der römischen Republik. Und wenn du nicht aufpaßt, Korisios, bist du morgen der dümmste Sklave von Massilia.«
Ich hatte verstanden. »Läßt du mir drei Tage Bedenkzeit?«
Kretos zog sein Gesicht theatralisch in die Länge. »Ich warte schon eine ganze Weile auf meine beiden Sklaven. Aber in Anbetracht unserer Freundschaft, will ich dir drei Tage Zeit lassen.«
Ich löste mich aus Kretos' Umarmung und erhob mich. Beim ersten Schritt schnellte mein linkes Bein unkontrolliert nach vorn und scherte nach rechts aus. Ich stürzte einmal mehr über mein eigenes Bein. Wanda war sofort zur Stelle und half mir hoch. Kretos' helfende Arme hätte ich am liebsten weggestoßen.
»Noch eins, Korisios. Wir haben doch mal darüber gesprochen, daß ich einen Vertrauensmann brauche, der Cäsars Heer begleitet. In Cäsars Schreibkanzlei wärst du mir natürlich von größtem Nutzen.«
Jetzt ging mir allmählich ein Licht auf. Hatte mir dieser alte Bock einen derartigen Schrecken eingejagt, damit ich nun jeden Strohhalm dankbar ergriff?
»Ich werde darüber nachdenken«, sagte ich.
Kretos nickte. »Es ist alles nicht so schlimm. Wenn alle Stricke reißen, gebe ich mich mit deiner Sklavin zufrieden.«
»Ich werde mir Geld leihen«, sagte ich.
»Bei Fabius Niger?« grinste Kretos.
Ich schwieg.
»Du kannst es ja versuchen«, murmelte Kretos.
Als wir gegen Abend zu Niger Fabius zurückkehrten, war sein Zelt von zahlreichen Legionären umstellt. Silvanus kam gerade heraus. Als er uns sah, winkte er uns herbei.
»Was ist passiert?« fragte ich erschrocken. Ich ahnte Schlimmes, denn hinter dem Zelt knieten die Sklaven von Niger Fabius. Man hatte ihnen die Hände auf dem Rücken zusammengebunden. Silvanus musterte uns skeptisch. Dann schlug er den Zelteingang zurück und befahl uns einzutreten. Auf dem Boden lag Niger Fabius. Er lag nackt auf dem Rücken. Unter seinem Kopf hatte sich eine riesige Blutlache gebildet. Dort, wo die Haut den Boden berührte, sah man bereits deutliche rotviolette Verfärbungen. Ich hatte plötzlich Angst. Verzweifelt kniete ich vor Niger Fabius nieder. Es war unbegreiflich. Was einmal war, war für immer vorbei. Niger Fabius war tot. Ich spürte, daß alle Augen auf mich gerichtet waren, und ich versuchte mich zusammenzureißen.
»Die Leichenflecken bilden sich in der Regel nach einer halben Stunde«, sagte ich leise. Meine Stimme bebte. Ich drückte mit dem Daumen auf die rotvioletten Stellen am Po. Sogleich hellte sich die Haut auf. Der Druck verdrängte das Blut.
»Das Blut ist noch nicht dick geworden«, sagte ich zu Silvanus, »es braucht sechs bis zwölf Stunden, bis es sich vollständig gesetzt hat.« Jetzt hatten weitere Römer das Zelt betreten. Es waren keine einfachen Soldaten, sondern Offiziere, Militärärzte aus dem Ritterstand. Der erste Medicus kniete auf der anderen Seite der Leiche nieder und befühlte ebenfalls die Leichenflecken. »Ich bin Calidius Severus, der erste Medicus der zehnten Legion. Und wer bist du?«
»Der Tote ist Niger Fabius. Ich war sein Gast. Niger Fabius war der Sohn eines Freigelassenen«, antwortete ich.
»Ich habe dich gefragt, wer du bist«, wiederholte Calidius Severus.
»Er ist Druide, ein keltischer Druide«, sagte Silvanus, und seine Stimme klang fast anklagend. Der Medicus blickte hoch und musterte mich. Dann nahm er die Hand des Toten in seine Hand und befühlte vorsichtig die Gelenke der einzelnen Finger. Er richtete den Kopf auf und schaute mich an. Er schien mich aufzufordern, es ihm gleichzutun. Sorgfältig befühlte ich die kleinen Gelenke an der linken Hand. Dann rutschte ich auf den Knien ein Stückchen weiter und ergriff das linke Bein. Sorgfältig beugte ich das Knie. Die Leichenstarre hatte bereits eingesetzt, und ihr Stadium bestätigte die Vermutungen, die ich aufgrund der Leichenflecken angestellt hatte.
»Er ist vor drei bis fünf Stunden ermordet worden«, sagte ich.
Silvanus schaute fragend zu Severus hinunter. Severus nickte und gab mir ein Zeichen, die Leiche auf den Bauch zu drehen. Das Genick war gebrochen. Er war mit einer verknoteten Schnur aus Tiersehnen erdrosselt worden. Die Schnur hatte drei Knoten.
»Eine Garotte«, murmelte Severus. »Damit ist er schnell und sauber gestorben.«
Der Tod durch die Garotte war ein Gnadentod. Man zieht eine Tiersehne um den Hals. Zwischen Hals und Sehne steckt man einen Knebel. Sobald der Knebel umgedreht wird,
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