Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
Vom Netzwerk:
Wir müssen begründen, wieso und wozu Cäsar sechs Legionen braucht. Nötigenfalls müssen wir die dazu passenden Nachrichten erfinden. Aber es müssen Nachrichten sein, die unsere Händler, die nach Rom zurückkehren, nicht widerlegen können.« Gaius Oppius lächelte schelmisch, während ihm Aulus Hirtius mit einer kurzen Kopfbewegung beipflichtete: »Er hat recht, Korisios, ich hatte am Anfang auch Mühe damit, aber man gewöhnt sich daran. Die Wahrheit gehört den Phantasielosen.«
    »Dann braucht ihr wohl eher einen Barden als einen keltischen Druiden.«
    »Du siehst das falsch, Korisios. Wir haben durchaus den Ehrgeiz, die Wahrheit über Gallien zu berichten. Wir werden nicht schreiben, daß in Gallien Elefanten für die Feldarbeit eingesetzt werden. Wir halten uns an die Wahrheit. Solange es Cäsar nicht schadet. Cäsar hat aber ohne Einwilligung des Senats diese zwei Legionen ausgehoben und damit erneut gegen römisches Recht verstoßen. Und stell dir vor, wie man in Rom über Cäsar herfallen wird, wenn er mit sechsunddreißigtausend Legionären in Gallien eintrifft, und weit und breit ist keine Bedrohung in Sicht! Cäsar würde lieber sterben, als sich lächerlich zu machen. Deshalb fordert er die Götter heraus. Entweder Ruhm oder Tod.«
    Gaius Oppius und Aulus Hirtius beobachteten mich aufmerksam. Wie würde ich reagieren? Ich schwieg. Gaius Oppius fuhr fort: »Wir setzen Politik in Sprache um. Wir planen keine Enzyklopädie über das gallische Fischereiwesen. Wir machen mit Nachrichten Politik. Dafür werden wir von Cäsar bezahlt.«
    »Weißt du, Korisios«, begann Aulus Hirtius in beinahe väterlichem Ton, »was wir hier tun, kann über Cäsars Leben und Tod entscheiden. Nach Ablauf seines Prokonsulats wird man ihn in Rom vor Gericht bringen. Rom hat Angst vor Cäsar. Als er für die Spiele dreihundertzwanzig Gladiatorenpaare aufmarschieren ließ, dachten alle, er plane den Umsturz. Stell dir vor, was die Leute in Rom denken, wenn sie hören, er hätte ohne Einwilligung des Senats zwölftausend zusätzliche Legionäre ausgehoben! Falls wir lügen müssen, tun wir es für Cäsar, und Cäsar tut es für Rom.«
    »Ihr meint also, was ich mir da eingebrockt habe, ist im Grunde genommen eine Lebensstellung«, scherzte ich. Die Offenheit, mit der hier über Lügen gesprochen wurde, ließ mich bissig werden.
    »Aber sicher«, erwiderte Aulus Hirtius. »Cäsar wird nach seinem Prokonsulat in Gallien so viele Gesetze mißachtet haben, daß er sich nur durch ein noch höheres Amt, das ihm die Immunität sichert, einem Gerichtsverfahren entziehen können wird.«
    »Und welches Amt könnte das sein?« fragte ich spitz.
    Aulus Hirtius und Gaius Oppius lachten.
    »Denkt ihr da an ein bestimmtes Amt?«
    Wir verstummten. Ganz langsam drehten wir uns um. Gaius Julius Cäsar hatte das Zelt betreten. Er legte sich auf das Sofa und schabte sich mit einer angesengten Nußschale die Haare von seinem Handrücken.
    »Antwortet! Wie wird ein Cäsar seinen Kopf aus der Schlinge ziehen?«
    »Nur als Diktator wirst du deinen Kopf noch retten können«, sagte Gaius Oppius.
    »Und was machen die Römer mit Diktatoren?« grinste Cäsar.
    »Das gleiche wie die Kelten mit ihren Königen«, schmunzelte Aulus Hirtius.
    Cäsar schaute mich fragend an, während er lässig auf dem Sofa lag. »Hm? Ist es wahr, daß ihr euren Fürsten Orgetorix getötet habt, weil er König werden wollte?«
    »Er ist eines gewaltsamen Todes gestorben, Prokonsul, das ist richtig. Aber ich weiß nicht, ob er selber Hand an sich gelegt hat oder vergiftet worden ist.«
    »Das scheint bei euch eine Seuche zu sein, Gallier. Ich kenne einen Adligen vom Stamme der Arverner. Er heißt Vercingetorix. Auch sein Vater wurde getötet, weil er König werden wollte.«
    »Du kennst diesen Vercingetorix?« fragte ich überrascht.
    »Ja«, schmunzelte Cäsar, »der Arverner ist einer meiner besten Reiteroffiziere. Er hofft, daß ich ihm eines Tages die Königskrone für ganz Gallien übergeben werde. Aber er ist sehr ungeduldig.«
    Cäsar sah gelangweilt an mir vorbei, während er sich mit dem Nagel des kleinen Fingers den rechten Flügel seiner knochigen Nase kratzte. Ich war erstaunt, daß ihm die Zurschaustellung von soviel Überheblichkeit, Borniertheit und Arroganz nicht peinlich war. Aber für ihn waren wir nicht bedeutender als ein Sandkorn in der Wüste. Cäsar überflog die Korrespondenz, die ihm Gaius Oppius wortlos vorlegte, und lachte plötzlich kurz auf. »Der

Weitere Kostenlose Bücher