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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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quetscht man die Luftröhre zusammen und bricht die Halswirbel.
    »Zuerst hat man ihm den Schädel eingeschlagen, und dann, als er vermutlich schon betäubt war, hat man ihm noch die Halswirbel gebrochen«, sagte der Medicus und schüttelte den Kopf.
    »Das ist noch nicht alles«, sagte ich und drehte den Kopf des Toten zur Seite. Er war seltsam verrenkt und lag schief in der rechten Schulterbeuge. Der Kiefer war gebrochen.
    »Jemand hat ihm die Halsschlagader durchgeschnitten, um ihn ausbluten zu lassen.«
    »Das ist ein Opfer!« empörte sich Silvanus. »Dieser Araber ist irgendeinem keltischen Gott geopfert worden!«
    Plötzlich waren alle Blicke auf mich gerichtet. Was sollte ich dazu sagen?
    »Ist er ausgeraubt worden?« fragte ich.
    »Nein«, antworte Silvanus, »das ist ja das Merkwürdige an der Sache. Ich habe mal gehört, daß ihr Kelten eure Opfer dreifach tötet. Das ist doch ein keltisches Opfer! Deshalb ist er nicht ausgeraubt worden!«
    Jetzt war auch Ursulus, der Primipilus, im Zelt erschienen. »Wo sind die Sklaven?« fragte er.
    »Hinter dem Zelt«, sagte Silvanus.
    »Bringt ihren Aufseher rein«, befahl Ursulus.
    Ein Optio schleppte einen großgewachsenen Griechen herein, dem die Hände auf dem Rücken gefesselt waren.
    »Bindet ihn los«, befahl Ursulus.
    Der Optio band den Griechen los.
    »Wie heißt du, und was ist deine Aufgabe?« fragte Ursulus militärisch knapp.
    »Mein Herr nannte mich Pecunio, weil ich ihm als Faustkämpfer viel Geld einbrachte. Ich habe mich vor fünf Jahren freigekauft, aber bin in seinen Diensten geblieben. Seitdem beaufsichtige ich die Sklaven, Treiber und Burschen. Niger Fabius hat uns stets gut behandelt. Aber ich schwöre dir, Herr …«
    »Halt den Mund, bis ich dich danach frage«, herrschte Ursulus ihn an.
    »Wäre das nicht eine Angelegenheit für den Lagerpräfekten?« fragte Silvanus.
    Ursulus drehte sich blitzschnell zu Silvanus um und musterte ihn überrascht. »Paßt es dir nicht, wenn ich die Untersuchung leite? Der Lagerpräfekt hat mich ausdrücklich darum gebeten.« Dann wandte er sich wieder an den Sklaven: »Ist dein Herr ausgeraubt worden?«
    »Nur das Geld ist verschwunden, und das seidene Vexillum.«
    »Die Sklaven sind unschuldig«, sagte Silvanus, »sonst wären sie doch längst geflohen.«
    »Das stimmt«, pflichtete ich bei. »Niger Fabius hat sie auch immer gut behandelt.«
    Überraschend meldete sich plötzlich der Medicus zu Wort: »Druide, du warst Gast von Niger Fabius. Was hat es mit dem dreifachen Tod eines keltischen Menschenopfers auf sich?«
    Einer der anderen Ärzte fragte, wo ich die letzten Stunden verbracht hatte. Jetzt waren wieder alle Blicke auf mich gerichtet.
    »Wir Kelten haben Götter, die Menschenopfer verlangen. Taranis, der Sonnengott, Esus, unser Herr und Meister, und Teutates, der Gott aller Menschen. Für Taranis verbrennen wir unsere Opfer, für Esus hängen wir sie an heiligen Bäumen auf, und für Teutates werfen wir sie in heilige Teiche, damit Teutates sie in seine feuchten Arme schließen kann. Mein Freund und Gastgeber Niger Fabius hat hingegen keinen dreifachen Tod erlitten. Das Erdrosseln mit der Garotte und das Aufschneiden der Halsschlagader ist ein und dasselbe.«
    »Das ist doch Haarspalterei!« polterte Silvanus.
    »Nein, Silvanus«, entgegnete ich, »wenn wir den Göttern opfern, gelten sehr strenge Regeln. Wer das Ritual verletzt, zieht den Zorn der Götter auf sich. Kein Druide würde jemals einen Menschen auf diese Weise töten, um ihn einem Gott zu opfern. Das ist kein Opfer, das ist ein Mord. Das ist nicht die Tat eines keltischen Druiden, sondern die Tat eines Römers, der mit den keltischen Bräuchen nicht vertraut ist und den Verdacht auf einen Druiden lenken will.«
    Ein lautes Raunen erhob sich unter den Umstehenden.
    »Wo warst du während der vierten Tagwache?« fragte Silvanus.
    »Bei Kretos, einem Weinhändler aus Massilia«, antworte ich.
    »Bringt uns diesen Kretos her!« befahl Ursulus.
    »Ich bin Kretos«, sagte eine Stimme im Hintergrund. Ein Mann trat zwischen den dicht gedrängt stehenden Offizieren hervor. Es war Kretos.
    »Ich bin Kretos«, wiederholte er. »Ich kann bezeugen, daß der junge Druide den Nachmittag bei mir verbracht hat.«
    Silvanus verließ das Zelt. Ich hatte keine Ahnung, wohin er wollte. Kretos fuhr fort: »Es gibt überhaupt keinen Grund, wieso der Druide seinen Gastgeber hätte umbringen sollen. Er mochte ihn sehr. Im übrigen steht dieser junge keltische

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