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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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junge Trebatius Testa bittet um eine Anstellung in meinem Stab. Wer hätte das gedacht?«
    »Siehst du«, lachte Gaius Oppius, »unsere Bemühungen sind nicht vergebens gewesen. Wenn dieser ehrgeizige Trebatius Testa eine Stelle in deinem Stab einer Karriere in Rom vorzieht, kann das nur bedeuten, daß man dir in Gallien einiges zutraut.«
    »Trebatius Testa ist ein sehr fähiger, junger, ehrgeiziger Patrizier. Er ist intelligent. Aber wenn er der einzige ist, der mich um eine Anstellung bittet, dann bedeutet das, daß meine Schreibkanzlei nur ungenügende Arbeit geleistet hat. Erst wenn alle Senatoren mich um eine Anstellung für ihre Söhne bitten, weiß ich, daß man in Rom nur noch von Cäsar spricht.« Gaius' Heiterkeit verflog. Cäsar wandte sich an mich: »Ist es wahr, daß auch die Häduer und die Sequaner einen König wollten und gemeinsam mit eurem Orgetorix einen geheimen Bund schlossen?«
    »Ja, der Häduer Dumnorix und der Sequaner Casticus wollten gemeinsam mit unserem Fürsten Orgetorix die Herrschaft über ganz Gallien an sich reißen. Aber der Geheimbund flog auf. Er war ungefähr so geheim wie dein Bund mit Pompeius und Crassus.«
    Cäsar grinste matt. Er schätzte wohl meine Ironie, war aber zu stolz, um es offen zu zeigen.
    »Ist dir ein Häduer namens Diviciatus bekannt, Gallier?«
    Ich spürte, daß Cäsar mich testen wollte und bloß Fragen stellte, deren Antworten er bereits kannte.
    »Ja, ich bin ihm sogar schon begegnet, aber ich bin kein Gallier, Cäsar, ich bin Kelte, vom Stamme der Rauriker. Ich wohne dort, wo der Rhenus im Norden ein Knie bildet.«
    »Und wer sind die Gallier?«
    »Es gibt keine Gallier. Du kannst nach Norden oder nach Westen ziehen, bis du vor dem Ozean stehst, und du wirst unterwegs nur Kelten gesehen haben. Ihr Römer macht jedoch eine Unterscheidung, die uns Kelten fremd ist. Die Kelten im Norden bezeichnet ihr als Belger, die Kelten am Atlanticus als Aquitanier und den Rest als Gallier.«
    Cäsar nickte ungeduldig. »Man könnte aber trotzdem sagen, daß Gallien in seiner Gesamtheit in drei Teile zerfällt …«
    »Euer Gallien, Cäsar.«
    »Und ihr seid alle nach Sprache, gesellschaftlicher Ordnung und Gesetzen verschieden«, murmelte Cäsar.
    Ich nickte. Man sah Cäsar förmlich an, daß er soeben eine Schlußfolgerung gezogen hatte, die ihn zuversichtlich stimmte. Amüsiert fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen und genoß es, daß wir ihm bei diesem albernen Schauspiel andächtig zusahen. Plötzlich sprang er wie von der Tarantel gestochen hoch, klatschte dreimal in die Hände und bat uns alle zum gemeinsamen Essen in das große Offizierszelt. »Aber ohne den Kelten!« sagte Cäsar. »Wenn der Gallier soviel weiß, muß er ein Druide sein.«
    Rusticanus war Lagerpräfekt. Er hatte somit das Höchste erreicht, was sich ein Legionär in der römischen Armee erträumen konnte. Er hatte sich vom einfachen Legionär zum Primipilus hochgekämpft und war nun nach Abschluß seiner mehrfach verlängerten regulären Dienstzeit zum Lagerpräfekten ernannt worden. Als Praefectus castrorum konnte er in der Regel nochmals drei Jahre anhängen. Das war dann der endgültige Abschluß seiner militärischen Laufbahn. Es war also gleichzeitig die allerletzte Möglichkeit, sich nochmals richtig zu bereichern.
    Der etwa fünfzigjährige Rusticanus war als Lagerpräfekt für den gesamten inneren Dienst zuständig. Er war verantwortlich für Bau und Unterhalt des Lagers, für den Wachdienst, die Ausbildung, die Herstellung und Wartung der Waffen und Geräte. Das Lager der zehnten Legion, das war gewissermaßen die Stadt des Rusticanus. Hier herrschte sein Gesetz. Dem Rang nach stand er gleich unter dem Legaten Labienus und dem senatorischen Tribun an dritter Stelle. Nach ihm kam Ursulus, der Primipilus. Wer also zum Beispiel vom Latrinendienst befreit werden wollte, zahlte dem Optio ein paar Sesterzen. Dieser Unteroffizier bestach seinen unmittelbaren Vorgesetzten, den Centurio, damit dieser den Primipilus bestach. War der bestochen, zahlte dieser dem Lagerpräfekten eine bestimmte Summe, damit jener seiner eigenen Schreibkanzlei den Auftrag gab, den Latrinenplan entsprechend zu ändern. Diese Bestechungen waren selbstverständlich, und kein Legionär konnte sich da raushalten. Er wurde so lange schikaniert, bis er die obligaten Bestechungsgelder zahlte. Im Endeffekt lief es darauf hinaus, daß alle Legionäre nach einer gewissen Zeit ihre Schmiergelder ablieferten und der

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