Cafe con Leche
gelandet! Leider
sieht es hier in Biarritz nach Gewitter aus. Nun ja, kommt es mir in den Sinn.
Hier ist nun mal der Atlantik und nicht das Mittelmeer. Und schlechtes Wetter
in Deutschland zieht meistens vom Atlantik herüber.
So
stehen wir in der Ankunftshalle am Transportband und warten auf unsere
Rucksäcke. Christine hat zwei Beutel für die Rucksäcke genäht. Im Internet
stand, die Rucksäcke besser darin zu verpacken, damit die Gurte nicht mit einem
Messer durchgeschnitten werden, falls diese sich bei der Ankunft im
Transportband verfangen.
Das
sind ja rosige Aussichten, denke ich mir. Rucksäcke, so ohne Tragegurte?!
Wie
riesengroße Wäschebeutel kommt unser Gepäck auf dem Laufband daher gerollt. Wir
holen sie aus den Wäschebeuteln und stecken diese in die Rucksäcke. Dann geht
es hinaus zur Bushaltestelle. Dort stehen schon viele Pilger mit ihren Sachen,
die wie wir auch mit dem Bus nach Bayonne wollen, um von dort aus weiter, mit
dem Zug, nach St.-Jean-Pied-de-Port, zu fahren. Der Ort, wo unser Pilgern
beginnt!
Inmitten
der vielen Pilger fühle ich mich wie in einer Reisegruppe, was mir gar nicht
behagt. Es wird lustig drauf los geschnattert. Man hat die richtigen
Wanderstöcke und gutes Schuhwerk dabei. Drei Wochen zuvor wurde auch schon
trainiert! Ach ja! Bloß nicht zu viel Gepäck!
Mir
wird immer unwohler! Mein Rucksack wiegt fast 14 Kilogramm! Wanderstöcke habe
ich auch keine dabei und meine Schuhe kennen nur den Weg von der Küche ins
Wohnzimmer, vom Wohnzimmer ins Bad und wieder zurück zur Küche. Trainiert habe
ich auch nicht!
„Ich
glaube, die pilgern bestimmt alle schon zum zehnten Mal”, sage ich zu Chris.
„Da wird mir ja ganz anders. So professionell, wie die sich hier unterhalten!”
„Komm!”,
sagt sie zu mir. „Lass uns ein bisschen abseits auf den Bus warten.”
Vielleicht
hat sie Sorge, ich könne jetzt schon resignieren! So warten wir abseits der
anderen. Kalter Wind kommt auf. Dann endlich auch der Bus, denn mittlerweile
fange ich in meinen Shorts an zu frieren. Den Pullover habe ich schon aus
meinem Rucksack geholt und mir übergezogen. Fast zur
Hälfte schon mit Fahrgästen besetzt, stürmen ungefähr noch dreißig Leute mit
ihren Rucksäcken in den Bus hinein. Chris und ich stehen im Mittelgang. Die
Türen schließen und dann geht es ab, wie auf dem Nürburgring! Nichts gegen
Frauen am Steuer! Aber, diese Frau hinterm Buslenkrad glaubt wohl, Michael
Schuhmacher zu sein und vergisst darüber das Wohl ihrer Fahrgäste. Hussa, in
einem Affentempo geht es in die rechte Kurve — Jung und Alt — alles fliegt nach
rechts. Dann ab in die linke Kurve — alles fliegt nach links. Und wer sich
nicht festhält, fliegt hin! Muss sie in eine Seitenstraße einbiegen und kriegt
aufgrund ihres flotten Tempos die Kurve nicht, wird das Bremspedal brutal
niedergetreten, der Rückwärtsgang rein gehauen, Gas gegeben und dann fliegt
alles nach hinten. Zwischendurch steigen immer wieder Fahrgäste ein, was das
Risiko, im Bus zu stürzen, senkt. Wir brauchen, Gott sei Dank, unsere
Krankenversichertenkarte nicht in Anspruch nehmen! In Bayonne angekommen,
stürzt die Pilgerschar zum Bahnhof.
„Lass
uns einen Zug später fahren. Ich möchte nicht wie in einer Horde bei der
Herberge ankommen”, sage ich zu Chris. „Lass uns lieber hier etwas trinken.”
Auch
sie findet es besser, in einem Café, bei einer Cola zu entspannen. Während wir
über eine große Brücke in die Stadt laufen, spüre ich das Gewicht meines
Rucksackes auf meinem Rücken.
Oh
je! Das schaffe ich keine achthundert Kilometer. Nie
und nimmer! Bis Santiago de Compostela? Nein! Und dann über die Pyrenäen mit
diesem, schweren Rucksack? Die sind doch so hoch! Mit diesem Gewicht bis auf
vierzehnhundert Meter kraxeln?
Mein
innerer Schweinehund will jetzt so richtig mit dem Gestöhne loslegen, da meldet
sich auch schon mein mir vertrautes inneres Stimmchen.
Du
wolltest doch mit deiner Tochter pilgern. Also jammere nicht so herum! Geh diesen
Weg! Oder denkst du, hier kommt gleich eine Rikscha, die dich mitnimmt?!
Das
hat mir gerade noch gefehlt! Mein Stimmchen, das mir zuhause schon keine Ruhe
lässt, flötet hier unverblümt lustig drauflos. Kann es nicht einmal Ruhe geben!
So laufe ich, in Gedanken versunken, neben Chris her. In einer Seitenstraße
finden wir ein kleines Café. Draußen stehen Tische und Stühle im Schatten und
wir setzen uns dort hin. Ich schwitze! Von diesen paar Metern! Christine
bestellt eine Cola
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