Cafe con Leche
und für mich einen Kaffee. Danach geht es weiter in die
Stadt. Unser Zug fährt erst in zwei Stunden. So haben wir noch Zeit, nach einer
Kartusche für unseren Gaskocher zu schauen. Chris, die französisch spricht,
fragt sich durch.
„Eine
Gaskartusche? Nein, da müssen sie mit dem Bus in den Vorort fahren. Da gibt es
ein spezielles Geschäft. Die verkaufen so etwas.”
Wir
fahren nicht in den Vorort, das ist uns zu heikel. Wenn wir den Zug verpassen,
fährt heute keiner mehr. Die Fahrkarten in der Tasche gehen wir zurück zum
Bahnhof. Dort setzen wir uns auf eine Bank und warten auf unseren Zug. Aus den
Lautsprechern ertönen immer wieder die Ankunfts- und Abfahrtzeiten der Züge.
Ich verstehe nur Bahnhof, denn ich bin der französischen Sprache nicht mächtig.
Plötzlich kommt ein junger Bursche auf uns zu.
„Wollt
ihr auch nach Saint-Jean-Pied-de-Port?”, fragt er uns auf Englisch.
Das
wiederum kann ich verstehen und ich nicke.
„Das
habe ich mir schon gedacht”, fährt er weiter fort. „Man sieht’s an euren
Rucksäcken. Euer Zug steht schon seit einiger Zeit auf Gleis 1. Ihr seid auf
dem falschen Bahngleis.”
„Oh
Gott!”, erwidere ich. „Das wär’s ja, wenn wir jetzt hier den Zug verpassen
würden!”
Wir
hechten mit ihm durch die Unterführung zu Gleis 1 und kaum, dass wir im Zug
sitzen, schließen auch schon die Türen und es geht los.
Der
Zug setzt sich gemächlich in Bewegung und kurze Zeit später fahren wir durch
eine Schlucht. Die Zweige der Bäume schlagen immer wieder gegen das Zugfenster.
Das
Kinderbuch Henriette Bimmelbahn kommt mir in den Sinn. Henriette heißt die
nette alte, kleine Bimmelbahn. Henriette, Henriette fuhr noch nie nach einem
Plan. Und so fährt sie... Mir kommt das Fahren mit diesem Zug auch wie bei der
kleinen Henriette vor. Der Zug tingelt durch die steiler werdende Landschaft.
Orte gibt es kaum noch. Wenn, dann liegen nur ein paar Häuser an den
Haltestationen. Der Lokführer tutet bei jedem Einwohner, den er am Straßenrand
in den kleinen Ortschaften stehen sieht. Die Leute winken zurück. Aha! Man
kennt sich hier!
Gegen
achtzehn Uhr erreichen wir St.-Jean. Der Himmel ist mit Regenwolken behangen
und im Gegensatz zu dem warmen Bayonne ist es hier richtig kalt. Mich fröstelt.
Wir hieven unserer Rucksäcke auf den Rücken und dann
geht es los. Steil zur Herberge hinauf. Zumindest kommt es mir so steil vor. In
der Herberge angekommen, werden wir von einem der freiwilligen Helfer
herzlichst begrüßt. Wir holen unseren Pilgerausweis, den Credencial del
Peregrino aus dem Rucksack. Eine pfarramtliche Bescheinigung von unserer
Pfarrei haben wir auch dabei. Er schaut sich beides an. Dann erhalten wir
unseren ersten Stempel im Pilgerausweis und bekommen eine große Jakobsmuschel
geschenkt, die wir an unsere Rucksäcke hängen. So sieht jeder, dass wir
Peregrinas, also Pilgerinnen sind. Wir bedanken uns und suchen anschließend zur
Übernachtung den Zeltplatz auf. Chris, die schon zuhause das Zeltaufbauen geübt
hat, macht sich an die Arbeit und im Nu steht es. Duschen und Toiletten sind
auf dem Platz auch vorhanden. Die geschmierten Brote von heute Morgen schmecken
immer noch lecker. Bevor wir uns schlafen legen, gehe ich noch zu einem anderen
Zelt. Drei junge Leute sitzen darin.
„Hallo”,
sage ich. „Wo können wir hier Gaskartuschen kaufen?”
„Mh!
In dem kleinen Ort wohl nicht. Aber, du kannst eine von uns haben. Wir haben
noch eine Volle da.”
„Und
was kostet die?”, will ich wissen.
„Ach,
die kostet nichts!”, höre ich zu meinem Erstaunen.
„Wir
pilgern auch”, sagt einer der Dreien. „So ist das auf dem Camino. Wenn du geben
kannst, gibst du halt eben.”
„Danke”,
sage ich bestimmt dreimal! Dann gehe ich freudestrahlend mit meinem Geschenk zu
unserem Zelt zurück.
„Chris
sieh mal, was ich gerade geschenkt bekommen habe!” Ich zeige ihr die Kartusche.
Chris
kriegt große Augen. „Das ist ja toll! Einfach so geschenkt?”
„Ja!”,
erwidere ich und fühle mich, als sei Weihnachten.
„Da
haben wir aber Glück, Mama!” Chris steckt ihren Kopf aus dem Zelteingang und
ruft den drei jungen Burschen ein herzliches Danke rüber.
Die
Drei winken uns zu und wir winken zurück.
„Ja”,
sage ich zu Chris. Das ist ja wirklich toll”, und im Stillen danke ich Gott für
das Geschenk.
Walter
hatte uns heute Morgen noch löslichen Kaffee mitgegeben. So mache ich uns jetzt
erst einmal einen heißen Kaffee und wärme meine kalten
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