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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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darüber hinwegzukommen? Ja, ich glaube schon. Schuldgefühle werde ich deswegen wahrscheinlich immer haben. Ist wahrscheinlich genetisch bedingt. Apropos …« Angus’ Stimme wurde ruhiger. »Was ich dir jetzt sage, wollte ich dir gern persönlich sagen, nicht bloß in so einer blöden Mail. Ich hätte es auch David gern selbst gesagt, aber … über dich ist es vielleicht leichter.« Er machte eine Pause. »Ich habe beide Tests gemacht, Simon, und aussagefähige Ergebnisse.«
    »Glückwunsch.«
    »Danke, danke. Ohne mir jetzt zu penetrant selbst auf die Schultern klopfen zu wollen, wüsste ich keinen einzigen Genetiker auf der ganzen Welt außer mir, der das hinbekommen hätte. Zwar war genügend Genmaterial vorhanden, von dem Spielzeughund zum Beispiel, aber es war knifflig. Egal, ich habe es geschafft. Ich habe die DNS deines Bruders isoliert. Und sie mit der DNS im Haar deines Sohns verglichen.«
    »Wo?«
    »In einem Labor, das ich mir in Witwatersrand gemietet habe.«
    Der Augenblick rückte näher. Simon spürte die Anspannung wie eine Stahlklammer um seine Kehle. Gleich würde Angus ihn mit der Wahrheit konfrontieren.
    »Timothy Quinn, dein verstorbener Bruder, trug die typischen genetischen Marker für schizotype Störungen: Veränderungen der DNS-Sequenz in NRGi und DISCi.« Angus machte eine nüchterne Pause. »Ich kann mit 99,995-prozentiger Sicherheit sagen, dass dein Sohn Conor Quinn diese sequenziellen Veränderungen nicht hat.«
    »Will heißen…?«
    »Dass er es nicht geerbt hat. Natürlich könnte dein kleiner Conor mit fünfzig einen Herzinfarkt erleiden und tot umfallen, das habe ich nicht geprüft. Aber keine Schizophrenie. Da besteht keine Gefahr.«
    Die Erleichterung, die Simon in diesem Moment überkam, war wie ein Sprung an einem heißen Sommertag in einen kalten Pool. Er atmete tief aus. »Danke, Angus. Und?«
    »Auch für David habe ich gute Nachrichten. Aufgrund Miguels angeborener Probleme war es ohnehin sehr unwahrscheinlich, dass er ein Kind hätte zeugen können. Aber jetzt haben wir den Beweis. Die kleine Miss Martinez ist tatsächlich David Martinez’ Tochter. Mit 99,99-prozentiger Sicherheit. Aber zuverlässiger lässt es sich nicht nachweisen. Und weder David noch seine Tochter tragen irgendwelche Marker der … Cagots. Er ist Baske und seine Tochter ebenfalls.«
    »Gut, na ja, dann … auf jeden Fall vielen Dank … dass du das für uns gemacht hast«, stammelte Simon.
    »Ach was, gern geschehen!« Angus hörte sich richtig wehmütig an. »Dann mache ich jetzt mal lieber Schluss. Schöne Grüße an David und Amy … und sag ihnen auch, dass mir der Name gefällt, den sie der Kleinen gegeben haben. Vielleicht sehen wir uns ja bald mal wieder. Bis dann.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen.
    Simon steckte das Handy ein und ging zu Amy und David, die am Flussufer saßen, eine Idylle familiärer Beschaulichkeit.
    Simon spürte eine tiefe, erhebende Freude. Doch begleitet wurde dieses Glücksgefühl von einem Anflug hartnäckiger Trauer. Wie es immer war und immer sein würde. Conor hatte nichts zu befürchten, aber Tim war für immer tot. Die Harmonik des Lebens würde sich nie ändern: die sonoren Bässe des Schmerzes und die jubilierenden Höhen der Liebe. Er setzte sich auf den Stuhl neben David.
    »Suzie ist mit Conor zum Supermarkt gefahren. Wein holen, glaube ich«, erklärte ihm David. »Aha.«
    David fuhr fort: »Das Päckchen. Ich habe es auf dem Tisch liegen sehen. Von Angus?«
    »Ja.«
    Eine Pause. »Und?«
    »Sie ist von dir. Wie du gesagt hast. Du hast immer gesagt, du wüsstest es.« David nickte.
    »Ich wollte nur ganz sichergehen. Nicht dass ich sie deshalb weniger lieben würde. Sie ist meine Tochter. Aber … medizinisch gesehen mussten wir es wissen. Und Conor? Ist er …?«
    »Alles bestens. Keine Veranlagung. Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen.«
    »Das freut mich für euch. Wirklich.«
    »Ja…«
    Sie verstummten. Amy spielte mit ihrer kleinen Tochter; die blonde Zweijährige hopste kichernd herum und deutete auf die Vögel in den Bäumen am anderen Flussufer.
    »Schon komisch«, begann Simon nachdenklich. »Deine Tochter… sie sieht total englisch aus. Sie hat wohl die Gene ihrer Großmutter …«
    »Und sie ist zur Hälfte jüdisch und zu einem Viertel baskisch. Wahrscheinlich ist sie die strahlende Zukunft der Welt! Und alles, was sie im Moment sagen kann, ist: Daddy shopshop gehen.« David beugte sich vor und rief seiner Tochter zu: »Eloise

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