Caitlin, du bist zauberhaft
„Beinahe.“ Caitlin wartete, bis er sich zu ihr an den Tisch setzte, nahm einen Schluck und wartete.
Endlich brach Nathan das Schweigen und seufzte. „Das Gespräch mit meiner Mutter ist nicht gut gelaufen.“
„Das dachte ich mir schon.“
Erst nach einer Weile fuhr er fort: „Ich habe ihr angeblich das Herz gebrochen, und sie weiß nicht, ob sie mir das jemals verzeihen kann.“
„Sie sind doch Ihr Sohn, Nathan. Ihre Mutter liebt Sie.“
„Sicher, aber zurzeit will sie mich nie wieder sehen.“
Caitlin umklammerte die Tasse. „Das hat sie gesagt?“
„Wortwörtlich.“
„Sie war verletzt und hat es nicht so gemeint, und sie sorgt sich, was die Leute sagen werden. Dieses ewige Gerede ist ihr natürlich unangenehm.“
„Das verstehe ich alles, und das habe ich ihr auch gesagt. Ich wollte mich sogar dafür entschuldigen, dass ich ihr solche Schmerzen zufügen muss, und ihr erklären, dass mir keine andere Wahl blieb. Sie wollte nichts davon hören.“
„Bei Schmerz schotten sich manche Menschen völlig ab. Sie haben doch schon genug Ehepartner in hässlichen Scheidungsfällen vertreten, um das zu begreifen.“ Nathan nickte und starrte in seine Tasse. „Mein Verstand begreift es auch, aber vom Gefühl her kann ich es nicht erfassen. Ich verdiene es nicht, von meiner Mutter gemieden zu werden, weil ich mich um ein kleines Mädchen kümmere.“
„Ich habe nicht behauptet, dass Ihre Mutter sich richtig verhalten hat. Ich habe nur gesagt, dass ihre Reaktion nicht ganz unerwartet kommt.“
„Ich hatte gehofft, wenn sie Isabelle sieht, könnte sie vielleicht vergessen…“
„Sie sieht in Isabelle Ihren Vater und somit ihre eigene Vergangenheit. Und Sie haben auch noch gesagt, dass Isabelle ähnlich aussieht wie früher Deborah. Das war für Lenore bestimmt ein Schock.
Trotzdem hat sie sich vor Isabelle beherrscht.“
„Mir hat sie erklärt, dass sie dem Kind nichts Schlechtes wünscht, aber nichts mit der Kleinen zu tun haben will. Sie will Isabelle nicht in ihrem Haus sehen und wird mich nicht besuchen, solange Isabelle hier ist.“
„Und was haben Sie dazu gesagt?“
Nathan zögerte verdächtig lange. „Ich habe versucht, geduldig zu bleiben, und wollte sie einfach reden lassen.“
„Aber?“
Er seufzte. „Ich habe die Beherrschung verloren.“
„Ach, Nathan! Was haben Sie denn gesagt?“
„Ich habe sie an diesen tollen Preis für ihre Arbeit zu Gunsten benachteiligter Kinder erinnert“, erwiderte er abweisend. „In meinen Augen wäre es der Gipfel der Heuchelei, dieses Kind auf die Straße zu setzen, nur weil es sie in unangenehme Situationen bringen könnte. Wer einem unschuldigen Kind etwas vorwirft, das noch vor seiner Geburt passierte, hat ein Herz aus Stein, habe ich gesagt. Und ich habe ihr vorgehalten, dass sie mich im Stich lässt, statt sich hinter mich zu stellen – wo ich doch gerade jetzt die Unterstützung meiner Familie am Nötigsten brauche.“ Natürlich hatte er das Recht, seine Meinung zu sagen, aber der Zeitpunkt war schlecht gewählt.
„Lassen Sie Gras über die Sache wachsen“, riet Caitlin. „Ihre Mutter wird es sich irgendwann anders überlegen.“
„Im Moment ist mir das ziemlich egal“, erwiderte Nathan finster.
„Das meinen Sie nicht ernst!“
„Doch, im Moment ist das wirklich so. Aber das ändert sich auch wieder. Ich weiß nur nicht, ob sich bei ihr etwas ändern wird.“
Caitlin drückte seine Hand, die schlaff auf dem Tisch lag. „Mit diesem Ausgang mussten Sie rechnen.
Und Sie waren um Isabelles willen darauf vorbereitet.“
„Sicher“, bestätigte Nathan. „Ich bin auch jetzt überzeugt, dass Isabelle mich mehr braucht, als das auf meine Mutter zutrifft. Von jetzt an besteht meine Familie eben nur noch aus zwei Personen.“
„Und Sie bereuen Ihre Entscheidung nicht?“
Er warf einen Blick in Richtung Kinderzimmer. „Sie haben doch gesehen, wie glücklich Isabelle über ihr neu eingerichtetes kleines Reich ist. Zwei Mal im vergangenen Jahr wurde ihr Leben schon auf den Kopf gestellt. Diesmal verkraftet sie die Veränderung nur so gut, weil sie mich kennt und wir eine gute Beziehung haben. Glauben Sie, bei Fremden wäre das so einfach?“ Caitlin hielt Isabelle zwar für stark, aber sie hing tatsächlich an Nathan und hatte während des Einkaufe ständig von ihm gesprochen. Lenore sollte ihren Sohn eigentlich gut genug kennen, um zu wissen, dass er gar nicht anders handeln konnte.
„Ihre Mutter überlegt es sich
Weitere Kostenlose Bücher