Caitlin, du bist zauberhaft
davon war ihr gefolgt. „Kann ich etwas für Sie tun, Mrs. McCloud?“ In einer Seidenbluse mit Leopardenmuster und einer schmal geschnittenen braunen Hose wirkte Lenore elegant wie immer. „Sie wissen vermutlich, worüber ich gern mit Ihnen reden würde.“ Eigentlich sollte Caitlin erklären, dass sie in nichts hineingezogen werden wollte, doch sie erwiderte nur: „Setzen Sie sich doch, Mrs. McCloud. Möchten Sie Kaffee? Ich habe gerade frischen gemacht.“ Lenore lehnte den Kaffee ab, setzte sich jedoch im Wartezimmer auf eine Couch.
„Es hat Sie getroffen“, bemerkte Caitlin, „dass Nathan die Verantwortung für seine kleine Schwester übernommen hat.“
Lenores Gesicht verschloss sich noch eine Spur mehr. „Es hat mich nicht nur getroffen. Ich bin verzweifelt, weil mein Sohn sein Leben zerstört.“
Seines oder deines, fragte sich Caitlin. „Na, ganz so schlimm ist es wohl nicht.“
„Natürlich ist es so schlimm. Nathan ist erst einunddreißig, und er sollte sich jetzt auf seine eigene Zukunft konzentrieren. Er muss an die Kanzlei denken. Sie hat einen guten Ruf, was ich zu einem großen Teil Ihnen zuschreibe.“
„Danke, aber…“
„Und er riskiert dabei ja nicht nur seinen beruflichen Erfolg. Was wird denn aus seinem Privatleben?
Wie wird sich denn das alles auswirken, wenn er eines Tages eine eigene Familie gründen möchte?
Welche Frau lässt sich mit einem Mann ein, der allein ein Kind großzieht, noch dazu, wenn sich um dieses Kind ein gewaltiger Skandal rankt?“
Caitlin wollte ganz sicher nicht über Nathans Liebesleben sprechen, weder in der Gegenwart noch in der Zukunft. „Er hat sich das alles gründlich überlegt und…“
„Nathan überlegt nie etwas gründlich“, fiel Lenore ihr verbittert ins Wort. „Er ist impulsiv wie sein Vater. Große Entscheidungen und beeindruckende Gesten, aber andere sollen ihm am Ende immer aus der Patsche helfen. Genauso war es anfangs mit seiner Kanzlei. Etliche Leute warnten ihn, er wäre noch nicht bereit, sich selbstständig zu machen. Er sollte zuerst einige Jahre für eine andere Kanzlei arbeiten und Erfahrungen sammeln, aber er hat auf niemanden gehört. Sobald ihm dann die Arbeit zu viel wurde, hat er Sie geholt und Ihnen einen Großteil der Verantwortung aufgebürdet.“
„So kann man unsere Partnerschaft nun wirklich nicht beschreiben“, wandte Caitlin ein. „Nathan erledigt durchaus seinen Anteil. Er hat zwar seine eigenen Methoden, aber er ist ein ausgezeichneter Anwalt. Wäre er das nicht, hätte er die Kanzlei nicht in so kurzer Zeit zum Erfolg führen können. Er ist das Gesicht dieser Kanzlei, von ihm gehen die ausschlaggebenden Impulse aus. Ich organisiere alles drum herum und kümmere mich um die Einzelheiten. Jeder bringt eben seine Talente ein.“ Lenore beugte sich zu ihr herüber und sagte eindringlich: „Nathan hört auf Sie und respektiert Sie. Auf meinen Rat gibt er nichts, weil er mich nicht für objektiv hält, aber Sie haben mit allem nichts zu tun.
Wenn Sie ihm vor Augen führen, was für einen Fehler er begeht…“ Diesmal fiel Caitlin ihr ins Wort. „Ich habe schon mit ihm gesprochen, Mrs. McCloud, und Nathan hat sich entschieden. Er wird es sich nicht anders überlegen, nur weil ich oder sonst jemand etwas dagegen sagt.“
Lenore schüttelte den Kopf. „Sie können ihn davon überzeugen, dass es für das Kind das Beste wäre, wenn er es bei anderen Leuten unterbringen würde. Nathan ist nicht für die Vaterrolle geeignet. Er weiß nichts von Kindererziehung. Und er steht ganz allein da.“
„Sie könnten ihm doch helfen.“
Lenore wich erschrocken zurück. „Nein, das ist ausgeschlossen!“
„Ich begreife ja, wie schwierig das alles für Sie ist, Mrs. McCloud, aber Nathan braucht Sie. Gut, Sie und ich verstehen vielleicht nicht ganz, wieso er diese Verpflichtung auf sich genommen hat, aber seine Absichten sind grundsätzlich lobenswert. Er hat ein großes Herz, das hat er wohl von Ihnen geerbt. Sie sind schließlich für Ihr wohltätiges Engagement bekannt, bei dem es sich hauptsächlich um Kinder dreht.“
„So geht das aber nicht“, wehrte Lenore ab. „Ich bin zwar bestimmt kein hartherziger Mensch, aber niemand kann von mir verlangen, dass ich meinen Sohn unterstütze, wenn er für den Rest seines Lebens für die Fehler seines selbstsüchtigen Vaters bezahlen will. Das werde ich nicht tun!“
„Die Kleine ist wirklich reizend.“
„Sie wollen mir also nicht helfen?“
„Ich kann
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