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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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machen. Ich weiß sehr gut, was es für einen jungen Römer bedeutet, ein Schüler der Xanthosschule zu sein. Und ich hoffe, ihr wißt es auch."
    „Ja!" riefen die Jungen ehrlich. Sie waren wirklich sehr stolz auf ihre Schule.
    Xantippus nickte befriedigt, aber plötzlich wurde er zornig und schrie sie an: „Aber wehe euch! "Wenn mir noch ein einziges Mal eine solche haarsträubende Disziplinlosigkeit wie gestern abend vor kommt, werfe ich euch alle hinaus. Und nun, marsch! Macht, daß ihr rauskommt!" „Die Ferien sind ein Geschenk der Götter", sagte Julius auf der Straße, sich vergnügt die Hände reibend. „Das müssen wir feiern."
    „Wir spielen Räuber und Polizisten", schlug Antonius vor. „Ich bin der Räuber, und ihr seid die Polizisten. Oder wir spielen Krieg. Ich bin Römer, und ihr seid Barbaren. Wir können auch Wagenrennen spielen. Ich bin der Lenker, und ihr seid die Pferde."
    „Du bist ein Esel, und wir werden dir das Fell versohlen", widersprach Publius. „Ich weiß was viel Besseres. Wir gehen zum Tiber hinunter. Am Ochsenmarkt hat eine große ägyptische Galeere angelegt. Wir schmuggeln uns an Bord und schauen uns alles an."
    „Das ist gefährlich", warnte Flavius. „Wenn die Matrosen uns dabei erwischen, kriegen wir Prügel. Laßt uns lieber auf dem Marsfcld Ball spielen."
    „Nein, ich hab' eine andere Idee", sagte Julius. „Im Amphitheater des Taurus sind eine Menge wilde Tiere angekommen. Wir können zusehen, wie sie in die Ställe gebracht werden."
    „Fabelhaft!" schrie Antonius. „Da sind bestimmt Elefanten, Löwen und Drachen dabei. Kommt!" Er wollte losrennen, aber Mucius hielt ihn zurück und sagte: „Wir müssen zuerst zu Rufus."
    „Wieso?" riefen die andern enttäuscht.
    „Wir müssen ihm sagen, daß Xantippus ihm verziehen hat. Er glaubt doch, daß Xantippus heute zu seiner Mutter kommt. Wir können ihn nicht den ganzen Tag in Angst und Schrecken lassen. Das wäre gemein von uns."
    „Sehr richtig", sagte Julius. „Er kann gleich mit uns kommen." Sie liefen die Breite Straße hinunter am Kapitol vorbei zum Forum. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber einige Wölkchen am Himmel leuchteten schon rosa angestrahlt, und im Osten war es ganz hell. Das Forum Romanum, das am Tage von unübersehbaren Menschenmengen wimmelte, war noch ziemlich vereinsamt. Nur die vielen Tauben waren schon munter und kreisten in großen Schwärmen über dem Platz; und ein paar Sklaven gingen mit Einholekörben zu den nahe gelegenen Märkten oder kamen schwerbeladen von ihnen zurück.
    Die Jungen überquerten das Forum, bogen in eine schmutzige, enge Gasse und erklommen dann eine steile Steintreppe, die zum Plateau des Esquilinus-Hügels hinaufführte. Keuchend kamen sie oben an. Sie befanden sich jetzt auf dem Minervaplatz. Von hier hatten sie es nicht mehr weit zu Rufus.
    Der Minervaplatz war ein stiller, verträumter Platz am Rande eines ausgedehnten Pinienwaldes, in dem die Villen der reichen Patrizier lagen. In der Mitte stand der Minervatempel, ein schlichtes, weißgetünchtes Gebäude; nur vor dem Eingang waren ein paar Säulen und drei breite Marmorstufen. Der kleine Tempel war aber sehr heilig, denn er war dem Kaiser geweiht. Gegenüber dem Tempel lag im Schatten hoher Zypressen die prächtige Villa des Senators Vinicius, des Vaters von Caius.
    „Ich möchte wissen, warum Caius nicht in die Schule gekommen ist", sagte Flavius, zum Haus hinstarrend.
    „Er wird behaupten, daß er Bauchschmerzen hat", sagte Publius.
    „Wollen wir ihm sagen, daß wir Ferien haben?" fragte Julius.
    „Nein", entschied Mucius grimmig. „Er kann warten. Er soll ruhig seineStrafarbeit machten. Das schadet ihm gar nichts. Kommt!" Sie liefen an der Villa vorbei. Als sie den Tempel erreicht hatten, ging gerade die Sonne auf und tauchte ihn in ihr goldenes Licht. Publius blieb plötzlich stehen. „Alle guten Götter!" rief er entsetzt und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf den Tempel. An der weißgetünchten Wand stand mit blutroter Farbe herausfordernd hingeschmiert: CAIUS IST EIN DUMMKOPF
5. Kapitel
Wenn Caius' Vater das sieht, gibt's Krach
    ,.Das ist Rufus gewesen", stieß Julius hervor. „Er muß verrückt geworden sein", sagte Publius. „Wenn Caius' Vater das sieht, gibt's Krach."
    Die Jungen blickten sich ängstlich nach der Villa des Senators um. Vinicius war ein sehr frommer Mann und ein großer Verehrer des Kaisers. Er hatte seinerzeit viel Geld für die Errichtung des Minervatempels

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