Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf
Seitenblick auf Caius. „Wir feiern noch heute ein tolles Fest! Entweder bei mir zu Hause oder bei Mucius. Wir machen ein Freudenfeuer im Garten und tanzen drumherum."
„Vorher bringen wir den Göttern ein Dankesopfer", sagte Flavius.
„Wir haben auch allen Grund zu einer Feier", rief Julius begeistert. „Caius ist gerettet, Mucius ist wieder da, der Schuft Gorgon versiegelt und verriegelt, und dein Vater, Caius, ist nicht mehr bedroht."
„Von nun an ist alles Nektar und Ambrosia", jubelte Antonius.
„Wir sollten auch Claudia zu dem Fest einladen", warf Rufus ein.
„Und Meister Xanthos", sagte Mucius. „Ohne ihn wären wir hilflos gewesen." „Danke", sagte Xantippus. „Ich tanze nicht gern, schon gar nicht um ein Feuer herum." Die Jungen lachten ausgelassen. Bis auf Caius. Er fing plötzlich an zu weinen. Seine Freunde verstummten bestürzt.
„Was hast du?" fragte Flavius ängstlich.
„Liebe Freunde", sagte Caius schluchzend, „ich bin nur gekommen, um mich für immer von euch zu verabschieden." Er versuchte krampfhaft, sich zu beherrschen.
„Was. . . was meinst du damit?" stotterte Mucius.
„Mein Vater, Claudia und ich sind verloren", sagte Caius tonlos. „Ein grauenvolles Schicksal steht uns bevor." Die Jungen starrten ihn verstört und verständnislos an. Xantippus war tief erschrocken. „Reiß dich zusammen, Caius!"
sagte er sanft. „Was ist geschehen? Warum seid ihr verloren?" „Mein Vater kann den Schatz von hunderttausend Goldstücken nicht finden, den der Statthalter Pollino unterschlagen hat."
„Aha!" murmelte Xantippus. „Das sind also die Reichtümer, von denen der Kapitän Ammon gesprochen hat. Ich hab's geahnt. Es handelt sich um das Gold, das vor elf Jahren in der Schlacht im Teutoburger Wald verschwunden ist, nicht wahr, Caius?" fragte er.
„Ja", sagte Caius. „Zehn Legionäre hatten das Gold damals vergraben, damit es den Germanen nicht in die Hände fällt. Von den zehn Legionären ist nur ein einziger am Leben geblieben: der Stadtpräfekt Manilius. Er hat gewartet, bis sein Schwager Pollino Statthalter wurde, dann hat er ihm von dem Schatz erzählt, um die Beute mit ihm zu teilen."
„Woher weißt du das alles plötzlich?" fragte Julius erstaunt.
„Tiro hat es mir vorhin erzählt."
„Aber dein Vater hat Pollino doch bei Veii verhaften lassen ?" sagte Mucius. „Warum zwingt er ihn nicht zu gestehen, wo das Gold ist?"
„Pollino ist tot", sagte Caius.
„Tot?" wiederholten die anderen verdattert.
„Gleich nachdem er gefangengenommen wurde, hat er sich in sein Schwert gestürzt", fuhr Caius stockend fort. „Er hat niemand verraten, wo er das Gold versteckt hat. Selbst seinem Schwager Manilius nicht. Mein Vater ist durch einen seiner Spione dahintergekommen, daß Pollino die zehn Millionen Sesterzen gestohlen hat, und hat es dem Emperor erzählt. Das Gold gehört dem Emperor, und er braucht es dringend. Das alles mußte ein Staatsgeheimnis bleiben, solange Pollino frei war. Man konnte ihn nämlich nicht in seiner Festung in Germanien verhaften; dort ist er von zehn Regimentern seiner Legionäre geschützt. Man mußte warten, bis er nach Rom kam."
„Er wollte mit Manilius nach Äthiopien flüchten", sagte Mucius.
„Das wußte mein Vater nicht", sagte Caius.
„Aber wieso sagst du, daß ihr verloren seid und einem grauenvollen Schicksal entgegengeht?" fragte Julius.
„Der Emperor hat strengstens befohlen, daß das Gold unbedingt dasein muß, wenn er von Capri zurückkommt. Er trifft heute abend ein."
„Es ist doch nicht die Schuld deines Vaters, daß er das Gold nicht linden kann", sagte Mucius.
„Ihr kennt den Emperor nicht", sagte Caius leise.
„Oh, doch", murmelte Julius, sich ängstlich umschauend.
„Gerade als ich zu Hause war, kam mein Vater aus dem Senat zurück", fuhr Caius fort. „Wußte dein Vater, daß er ermordet werden sollte ?" unterbrach Julius ihn.
„Nein", sagte Caius. „Er war sehr erstaunt, als ich ihm davon erzählte. ,Bei Pluto!' hat er ausgerufen. ,Pollino hat also auch seine Spione gehabt! Aber jetzt haben wir ihn endlich in unserer Gewalt!' Mein Vater hatte kaum ausgesprochen, da erschien der Centurio Marcus Turnus, der Hauptmann der Prätorianer, die auf Befehl meines Vaters Pollino bei Veii überfallen haben. Er erstattete Bericht von dem Selbstmord Pollinos. Mein Vater wurde so bleich wie dieses Bettlaken. Jetzt werde ich das Gold niemals finden!' stieß er hervor. ,Ich bin verloren! Caius, Claudia und ich werden
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