Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
Vom Netzwerk:
solcher Lärm, daß Flavius sich die Ohren zuhielt. Die einzige saure Note in dem allgemeinen Freudenrausch war eine schwarze Gewitterwand, die drohend hinter dem Janiculum aufstieg. Hin und wieder wetterleuchtete es auch schon grell am Himmel.
    „Die Leute sind alle verrückt!" hatte Rufus gebrüllt, um sich verständlich zu machen. Er war wütend, weil alle Menschen ringsherum vergnügt waren, während die Jungen aus der Xanthosschule um das Leben ihres Freundes Caius und seiner Schwester Claudia zitterten.
    Mucius freute sich jedoch. „Dieser Wirbel kommt wie gerufen", hatte er ausgerufen. „Vinicius, Claudia und Caius können in dem Menschenhaufen völlig untertauchen. Sie setzen sich am besten auch Kränze auf."
    Allerdings waren die Jungen viel langsamer vorwärts gekommen, als ihnen lieb war; denn jede Minute war kostbar.
    Der Türhüter der Villa Vinicius hatte sie diesmal wortlos eintreten lassen. Er starrte sie nur geistesabwesend an. Auch die anderen Sklaven blickten verstört drein. Sie hatten eine düstere Zukunft vor sich, sollte ihr Herr in die Verbannung geschickt werden.
    In der Wohnhalle warteten die Jungen, bis Claudia ihre Andacht beendet hatte. Lysis stand mit gesenktem Kopf neben ihr. Sie waren beide allein.
    „Claudia!" rief Antonius, als sie sich schließlich erhob. „Rasch! Du mußt dir die Haare abschneiden! Du bist von jetzt an ein Junge!"
    Claudia drehte sich erstaunt um. Ihre Augen waren von Tränen verschleiert, sie sah blaß und verhärmt aus. Sie hatte nur eine schlichte dunkle Tunika an und Hausschuhe. Ihre am Tage vorher kunstvoll aufgebauten Locken waren hoffnungslos zerzaust.
    „Warum bin ich ein Junge ?" fragte sie müde. „Wir fliehen! Sofort!" sagte Caius erregt. „Wo ist Vater ? Er muß mitkommen!"
    Claudia setzte sich. Sie schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte bitterlich. „Ihr kommt zu spät", brachte sie mühsam hervor. Sie konnte, von Kummer überwältigt, nicht weitersprechen.
    „Warum ist es zu spät ?" fragte Caius, von Panik ergriffen.
    „Junger Herr", sagte Lysis, „soeben ist der Tribun Lucius Octavius Veranus gekommen, begleitet von zwei höheren Offizieren."
    „Was wollen sie ?" fragte Caius heiser. Er wußte leider nur zu gut, was sie wollten.
    „Der Emperor ist früher eingetroffen als erwartet. Er ist schon seit heute morgen in Rom und hat den Tribun und die Offiziere geschickt, um unseren Herrn, dich und Claudia zu verhaften", antwortete Lysis.
    Caius erbleichte.
    Seine Freunde schwiegen entsetzt. In der Ferne donnerte es grollend.
    Plötzlich ertönte ein noch lauteres Donnern draußen hinter dem Vorhang zur Eingangshalle.
    „Laßt mich sofort durch, ihr verbohrten Burschen!" schnauzte jemand. Gleich darauffegte Xantippus wie ein racheschnaubender Gott ins Zimmer.
    „Meister Xanthos!" rief Claudia überrascht.
    „Xantippus!" stotterten die Jungen fassungslos.
    „Wo ist dein Vater, Claudia?" ächzte Xantippus. Er war völlig außer Atem. Er mußte wie ein Marathonläufer gerannt sein. „Mein Vater wird gerade von einem Tribun und zwei Offizieren verhaftet", rief Caius.
    „Unsinn! Blödsinn!" schimpfte Xantippus. „Hol deinen Vater sofort her! Ich weiß, wo das Gold ist!" Claudia sprang blitzschnell auf. „Du weißt, wo das Gold ist?" wiederholte sie mit zitternder Stimme.
    „Frag nicht, sondern hol deinen Vater!" donnerte Xantippus.
    Claudia flog förmlich durch den Raum auf das Zimmer ihres Vaters zu. „Vater! Vater!" schrie sie. „Vater, komm sofort! Meister Xanthos ist hier! Er weiß, wo das Gold ist!"
    Die Tür wurde aufgerissen, und Senator Vinicius erschien. Er war groß und etwas dicklich. Er hatte weißes Haar und schwarze Augenbrauen, was die Jungen immer sehr beeindruckte. Er war bleich, aber gefaßt. Er eilte zu Xantippus. Der Tribun, Lucius Octavius Veranus, und die beiden Offiziere folgten ihm. Sie waren mit langen Schwertern bewaffnet. Hinter ihnen tauchten Tiro und der Centurio Turnus auf, der Hauptmann der Prätorianer.
    „Hab' ich recht gehört, Meister Xanthos ?" fragte Vinicius erregt. „Du weißt, wo das Gold sein soll?" „Ich hab' es mir vor zehn Minuten ausgerechnet", sagte Xantippus, nach Luft schnappend.
    „Bitte, setz dich, Meister Xanthos", bat Vinicius besorgt. Er schob ihm einen Stuhl hin. Er war ein gebildeter Mann und behandelte den berühmten Mathematiker Xanthos, den Lehrer seines Sohnes, mit größter Achtung.
    Xantippus setzte sich. Er schnaufte ein paarmal, dann fuhr er fort: „Seitdem Udo

Weitere Kostenlose Bücher