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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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vorbeigingen, um dann aus Leibeskräften um Hilfe zu brüllen. Doch alles, was er sah, war Rufus. Rufus spähte vorsichtig über den Fensterrand ins Zimmer hinein. Plötzlich raste er weg wie jemand, der von allen Furien verfolgt wird. „Er rückt aus!" dachte Julius wütend. Er wunderte sich darüber. Es sah Rufus nicht ähnlich, seine Freunde im Stich zu lassen. Hatte er vergessen, was sie damals seinetwegen alles gewagt hatten, um ihn aus dem Gefängnis zu retten ?
    Der Exgladiator schaute sich mit seinem einen Auge wild im Kreise um. „Na, wird's bald!" grollte er. „Wollt ihr mir endlich sagen, wo Udo ist, oder nicht?" Er zückte den Dolch, als ob er Flavius erstechen wollte. Flavius schaute seine Freunde flehend an.
    „Halt!" rief Xantippus. „Ich geb' dir zweitausend Goldstücke, wenn du uns in Ruhe läßt und den jungen, den du in den Katakomben eingesperrt hast, freigibst!"
    Gorgon war zuerst verblüfft, aber dann spuckte er zornig aus. „Du kommst zu spät damit", sagte er. „Der halsstarrige Bursche muß jetzt schon in die Arena geschickt worden sein, zusammen mit den andern zum Tode verurteilten Gefangenen."
    „Wie entsetzlich!" dachte Antonius. „Der Exgladiator hat also doch gemerkt, daß Caius nicht ausgerückt war."
    Die Jungen starrten den Exgladiator haßerfüllt an.
    „Ihr Schufte!" zischte Julius in ohnmächtiger Wut.
    Der Zwerg schnitt eine höhnische Fratze. „Das geht, schwups, eins, zwei, drei, in der Arena", sagte er. Xantippus atmete schwer. „Ich werde dafür sorgen, daß ihr alle hingerichtet werdet", keuchte er.
    „Wenn du soweit kommst", sagte Gorgon, häßlich auflachend. „Dein Gold hätte mir sowieso soviel genützt wie eine Handvoll Asche aus der Hölle. Wenn ich den Sklaven Udo mit dem Brief nicht noch heute finde, dreht man mir selber den Hals um. Ich hab' mich verpflichtet, einen berühmten Senator in den Hades zu senden."
    Sein Blick fiel zufällig auf die Wandtafel, die noch immer über dem Bild hing. „Bei Pluto und allen Teufelshunden, da steht doch alles, was ich wissen will!" rief er aus.
    Xantippus verwünschte jetzt seine gewohnte Gründlichkeit. Er hätte besser nicht an die Tafel schreiben sollen: „In dem Brief Pollinos, den der Bote Udoge bracht hat, stehen folgende Namen." Und weiter unten hatte Caius auch noch unglückseligerweise in großer Schrift hingekritzelt: Vinicius.
    „Vinicius! Ha!" brüllte der Exgladiator triumphierend. „Ihr unverschämten Lügner! Ihr kennt also doch den Boten Udo und habt den Brief gelesen! Vinicius! Das ist also der berühmte Senator, den ich umbringen soll. Endlich kann ich mir meine tausend Goldstücke verdienen. He, Minimos, wir sind eben am Senat vorbeigekommen. Die Tore werden bald aufgemacht, was?"
    „Das geht, schwups, eins, zwei, drei", sagte der Zwerg. „Beeil dich! Vinicius muß bald rauskommen."
    Xantippus und die Jungen waren zerschmettert. Alle ihre Anstrengungen, Caius' Vater zu retten, waren mit einem Schlage zunichte gemacht. Und Caius selber war hoffnungslos verloren. Vielleicht konnten sie wenigstens Vinicius noch rechtzeitig warnen, wenn der Exgladiator weg war. Aber auch das vereitelte ihnen Gorgon.
    „Minimos!" krächzte er. „Halt den Jungen hier fest, und erstich ihn, wenn einer von den andern sich auch nur muckst. Dann warte hier auf mich, bis ich zurückkomme! Ich werde..." Er brach erschrocken ab.
    Irgend jemand schlug ihm durch den Vorhang durch mit einer solchen Gewalt auf die Schulter, daß er nach vornüber taumelte. Er drehte sich um und kreischte: „Du elender Hund, wer immer du bist, ich erwürge dich!"
    Er riß den Vorhang beiseite und prallte mit einem Aufschrei zurück. Vor ihm saß, zum Sprung geduckt, mit wütend hin und her peitschendem Schwanz ein gewaltiger Löwe. Hinter dem Löwen stand Rufus mit der losgebundenen Wäscheleine in der Hand. Ehe der Exgladiator ausweichen konnte, flog Ramses durch die Luft auf ihn los. Gorgon kippte hintenüber und fiel der Länge nach auf den Rücken. Ramses legte sich auf ihn drauf und fauchte ihn mit aufgesperrtem Rachen an.
    „Hilfe!" gurgelte der Exgladiator. Sein Auge quoll ihm beinah aus dem Kopf vor Entsetzen. „Minimos! Hilfe!" röchelte er wieder. Aber der Zwerg war schon längst nicht mehr da. Er hatte Dolch und Schwert fallen lassen, war mit einem Hechtsprung zum Fenster hinausgesaust und geflohen.
    Die Jungen tanzten jubelnd im Zimmer herum. „Gepriesen sei Ramses, der Gute, Brave!" schrie Julius. „Und gepriesen sei

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