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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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Rufus!" stöhnte Flavius. Er zitterte noch immer am ganzen Leibe. „Ramses, das hast du fein gemacht!" lobte Antonius ihn. Xantippus war ängstlich geworden. „Er beißt doch nicht etwa zu?" fragte er.

    „I wo", flüsterte Antonius freudestrahlend. „Er hat das von einem Dompteur gelernt. Er ist nur böse, weil der Kerl ihn angebrüllt hat. Du kannst ruhig deinen Kopf in Ramses' Rachen stecken."
    „Danke", sagte Xantippus, „ich verzichte darauf. Zieht den Löwen runter von dem Mann, bevor er erstickt."
    „Das geschähe ihm nur recht!" riefen Flavius und Rufus.
    „Ruhe!" befahl Xantippus. „Wir werden diesen Verbrecher fesseln und knebeln und in die Geheimkammer einsperren. Vinicius soll ihn von Prätorianern abholen lassen."
    „Helft mir! Helft mir! Gnade!" bettelte der Exgladiator mit letzter Kraft. Ramses' heißer Atem blies ihm ins Gesicht, und das mächtige Gebiß schwebte um Nasenlänge drohend über ihm.
    Antonius klopfte Ramses energisch auf den Rücken. „Benimm dich, Ramses!" ermahnte er ihn und zerrte ihn an der Mähne.
    Julius, Publius und Rufus zogen Ramses mit vereinten Kräften am Schwanz. Ramses ließ widerstrebend von dem Exgladiator ab, aber er legte sich in nächster Nähe nieder und starrte ihn wachsam an.
    Gorgon richtete sich ächzend auf.
    Xantippus nahm rasch das Schwert an sich. „Eine Bewegung von dir, und ich ersteche dich!" warnte er ihn. Publius und Julius bewaffneten sich mit den beiden Dolchen. „Laßt mich leben! Habt Mitleid mit mir!" flehte Gorgon. „Du hast mit Caius auch kein Mitleid gehabt!" schrie Flavius ihn an. „Er hat mir den Eimer mit Honig über den Kopf gestülpt", stöhnte Gorgon. „Er hätte dir ganz was anderes über den Kopf stülpen sollen", fauchte Publius. „Schneidet die Wäscheleine in die Hälfte", sagte Xantippus.
    „Ihr braucht die eine Hälfte, um den Löwen wieder draußen anzubinden."
    Julius schnitt die Wäscheleine in zwei Teile, und Rufus und Antonius wickelten die eine Hälfte mindestens zwanzigmal um den Exgladiator herum, so daß er schließlich aussah wie Laokoon in die Schlangen verstrickt. Zu guter Letzt schoben sie ihm auch noch einen Knebel in den Mund. Dann schleiften sie ihn alle zusammen über den Fußboden in die Küche, verstauten ihn in der Geheimkammer und rollten den Schrank vor die Tür.
    „So, jetzt haben wir den Spieß mal umgedreht", sagte Publius, sich vergnügt die Hände reibend. „Wir haben auf jeden Fall verhindert, daß er Vinicius umbringt", sagte Rufus. „Die Sache mit Ramses war eine fabelhafte Idee von dir, Rufus", lobte Julius ihn.
    Rufus strahlte. „Ich hab' durchs Fenster gesehn, in was für einer furchtbaren Klemme ihr wart", erzählte er. „Ich bin zuerst herumgerast, um Polizisten zu suchen; es waren natürlich weit und breit keine zu finden. Da bin ich durch die kleine Pforte in den Garten gelaufen und hab' Ramses losgebunden." ' „Warum bist du nicht durch die Küche mit ihm hereingekommen?" fragte Julius.
    „Ich hatte gesehen, daß der Exgladiator vor dem Vorhang zum Schulzimmer steht", sagte Rufus. „Von dort aus hätte er mich rechtzeitig entdeckt und gedroht, Flavius zu erstechen, wenn ich mich mit dem Löwen näher wagte. Deswegen hab' ich Ramses mit auf die Straße genommen und bin durchs Schulzimmer geschlichen."
    Rufus grinste vergnügt. „Ich sag' euch, die Leute auf der Straße sind aber auseinander gestoben, als ich mit dem Löwen erschien! Zum Glück waren keine Kinder da. Zwei Männer sind durch ein Fenster in ein Haus geklettert. Ein anderer ist in ein leeres Weinfaß gekrochen. Eine Frau ist zu unserem Bäcker hineingeflüchtet, als er gerade ein Blech mit frisch gebackenen Keksen heraustragen wollte. Sie sind zusammengeprallt und mitsamt den Keksen hingefallen."
    Die Jungen bogen sich vor Lachen. Es war eine Reaktion auf ihre ausgestandenen Schrecken.
    Xantippus rief in die Küche:
    „Hörtauf mit dem Geschwätz Caius ist in größter Lebensgefahr! Habt ihr das vergessen ?" Die Jungen verstummten bestürzt. Antonius holte Ramses und die andere Hälfte der Wäscheleine, und sie machten ihn wieder an dem Olivenbaum fest.
    „Julius, du hast dochnoch den Rest von unserm Taschengeld", sagte Antonius. „Wir müssen Ramses was zu fressen geben." „Das hat er aber auch wirklich verdient", rief Flavius. Sie liefen in die Breite Straße bis zum nächsten Schlächter und kauften für zehn Sesterzen einen Berg Knochen und Fleischabfälle.
    Ramses fiel heißhungrig darüber

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