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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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von dem Emperor in die Marmorbrüche auf Paros geschickt und zu lebenslänglicher harter Arbeit verurteilt werden.'"
    Die Jungen waren wie vom Blitz getroffen.
    „Oh, wie entsetzlich!" stöhnte Flavius.
    „Was für eine erschütternde Wendung!" sagte Xantippus heiser.
    „Claudia wird die Anstrengungen nicht vierzehn Tage überleben", stammelte Rufus.
    „Wir müssen Caius und Claudia retten", sagte Mucius wild entschlossen. „Und zwar auf der Stelle, bevor es zu spät ist!"
    „Wir verstecken sie tagsüber in unserer Versammlungshöhle", schlug Antonius aufgeregt vor. „Heute nacht müssen sie als Bettler verkleidet in die Berge fliehen. Claudia soll sich die Haare abschneiden und so tun, als ob sie ein Junge sei. Wir nehmen eine große Schere mit."
    „Claudia wird selber eine Schere haben", sagte Publius.
    „Die kann stumpf sein", entgegnete Antonius gereizt.
    „Und du bist stumpfsinnig", erwiderte Publius.
    „Zankt euch nicht um eine blöde Schere!" fuhr Mucius sie an. „Wir müssen sofort losrennen! Komm, Caius!"
    „Nein", sagte Caius. „Ich danke euch, aber ihr bemüht euch umsonst. Ich lasse meinen Vater nicht allein; ich muß ihm helfen in den Marmorbrüchen. Mein Vater ist sechzig Jahre alt. Auch Claudia hat bei allen Göttern geschworen, daß sie niemals, niemals von seiner Seite weichen wird. Mein Vater hat uns auch befohlen zu fliehen, aber wir haben ihm zum erstenmal nicht gehorcht und uns geweigert."
    „Wir retten deinen Vater auch!" rief Rufus. „Wir verstecken euch alle drei!"
    „Wirklich?" fragte Caius, hoffnungsvoll aufschauend.
    „Ich Idiot! Ich hätte gleich daran denken sollen!" rief Mucius. „Selbstverständlich retten wir euch alle drei."
    „Wir können sie nicht in unsere Höhle bringen", wandte Julius ein. „Sie liegt viel zu dicht an Vinicius' Villa. Die Spürhunde des Emperors werden die ganze Nachbarschaft absuchen."
    „Ich weiß was Besseres", meldete Antonius sich wieder. „Wir verstecken sie in dem Haus des verstorbenen Zauberers Lukos dort drüben." Er zeigte aus dem Fenster hinaus auf ein turmartiges Gebäude, das der Xanthosschule schräg gegenüber lag. „Es steht seit Lukos' Tod leer", fuhr er fort. „Es traut sich kein Mensch hinein. Alle Leute wissen, daß Lukos' Geist dort spukt, und das Gespenst eines Zauberers ist etwas ganz besonders Fürchterliches."
    „Wir können uns um Gespenster jetzt nicht kümmern", sagte Mucius. „Nichts ist furchtbarer als die Marmorbrüche auf Paros. Iukos' Haus ist ein glänzendes Versteck."
    Mucius brach ab und guckte Xantippus fragend an. Auch die anderen warteten gespannt, was ihr Lehrer zu ihren Plänen sagen würde.
    Erstaunlicherweise kritzelte Xantippus geheimnisvolle Zahlen auf ein Blatt Papyrus. Er war so vertieft, daß er anscheinend den Jungen gar nicht zugehört hatte. Seine Schüler waren baff. Sollte er plötzlich alles Interesse an dem schrecklichen Schicksal von Vinicius, Caius und Claudia verloren haben ? Aber sie täuschten sich gewaltig. Xantippus versuchte gerade verzweifelt, eine glücklichere Lösung des Problems der Familie Vinicius zu finden.

24. Kapitel
Was wiegt wohl ein Bär?
    Claudia kniete vor dem Hausaltar, als die Jungen in die Wohnhalle stürmten.
    Sie hatten Xantippus schließlich vor seinen Zahlen einfach sitzen lassen, da er nicht gewillt gewesen war, auch nur anzudeuten, was ihn plötzlich an seinem rätselhaften Gekritzel so fesselte. Sie waren losgerannt, um Vinicius und Claudia zu holen und sie zu Lukos' Haus zu bringen.
    Auf dem Forum waren sie in einer unübersehbaren Menschenmenge steckengeblieben und beinahe zerquetscht worden. Die Bacchanalien waren in vollem Gang. Schwärme von Bürgern, Männern und Frauen, viele mit Kränzen aus Weinlaub auf den Köpfen, schoben und drängten sich an den Verkaufsbuden vorbei. Die Händler schrien sich heiser, um ihre Waren anzupreisen. Es roch nach gebratenem Fleisch, Würstchen, Zwiebeln, frischen Brötchen und gerösteten Kastanien. Spaßmacher mit grotesk geschminkten Gesichtern und spitzen Hütchen torkelten auf Stelzen im Kreise herum, freche Lieder grölend. Viele Kinder hockten auf Ponys, die mit bunten Federn geschmückt waren, und zwängten sich rücksichtslos einen Weg durch die Massen. Dazwischen balgten sich, laut kläffend, Hunde. Auf der Rednertribüne, zu Füßen des Jupitertempels, saß eine Musikkapelle. Trompeten schmetterten, silberne Flöten trillerten, und bronzene Becken schlugen krachend gegeneinander. Es herrschte ein

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