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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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konnte. Allein schon der Verdacht eines Attentatversuches wurde mit einem grausamen Tod bestraft. Es wurde ihnen aber auch plötzlich schlagartig bewußt, daß sie jetzt selber in Lebensgefahr waren. Anstatt Caius zu helfen, hätten sie ihn sofort bei der Polizei anzeigen müssen.
    Auch Xantippus schwieg betroffen. Ein greller Blitz erleuchtete das Zimmer. Kurz darauf grollte der Donner, und ein Windstoß rüttelte an den Fensterläden.
17. Kapitel
Von einer Mauer und einem Dolch
    Die Jungen waren noch immer wortlos über Caius' Geständnis eines angeblichen Mordanschlages auf den Emperor. Der Donner war verhallt. Kein Lüftchen rührte sich mehr draußen. Es war schwül und still geworden, die Ruhe vor dem Sturm.
    Xantippus räusperte sich. »Die Angelegenheit hat zweifelsohne eine bedrohliche Wendung angenommen für uns alle, Caius«, sagte er sorgenvoll.
    »Ich weiß«, murmelte Caius.
    »Warum glaubst du, daß Ben Gor dich retten kann?« sagte Xantippus streng. Alle Augen richteten sich fragend auf Caius. »Er hat mich hingeschickt zum Emperor«, sagte Caius. »Was?« Xantippus klapperte mit den Augendeckeln. »Ben Gor wollte den Emperor umbringen lassen?«
    »Bei allen Göttern, nein«, beteuerte Caius. »Er hat mich zum Emperor geschickt, damit ich ihn um Eintrittskarten für den Zirkus Maximus bitte.«
    »Fang gefälligst von vorne an und nicht in der Mitte«, forderte Xantippus ihn auf.
    Caius rieb sich die Stirn. »Es ist alles eine Verkettung unglücklicher Umstände, Meister Xanthos«, begann er stockend zu erzählen. »Als wir an den Kassen des Zirkus Maximus keine Karten mehr bekamen, fiel mir ein, daß Ben Gor immer welche an seine besten Freunde verschenkt. Ich lief zu ihm hin und bat ihn um sieben Karten für mich und meine Freunde.«
    »Ha, seht ihr«, rief Antonius. »Das hab ich euch doch gleich gesagt. Erinnert ihr euch nicht?«
    »Warum hast du uns damals nicht verraten, Caius, was du vorhattest?« fragte Flavius.
    »Weil ihr mich ausgelacht habt. Ich war böse und wollte euch zeigen, daß ihr die Dummen seid. Deswegen freute ich mich schon darauf, euch mit den Karten zu überraschen. Aber leider hatte Ben Gor keine Karten mehr«, fuhr Caius fort. »Er riet mir, zum Emperor zu gehen. >Mein Verehrer und Gönner, der gute Cäsar, verfügt über mehr Freikarten als ich<, sagte er. >Aber spute dich, sonst hat er inzwischen auch alle verschenkte >Kannst du nicht mit mir kommen?< bat ich ihn, »dann kriege ich bestimmt so viele Karten, wie ich haben will.< >Leider nicht<, sagte er. >Heute ist nämlich nicht nur der Feiertag zu Ehren von Pales, sondern auch der höchste religiöse Feiertag meines Volkes, der Tag der Versöhnung. Ich erwarte jeden Augenblick meine Glaubensgenossen für viele Stunden der Andacht.< >Wird man mich denn ohne weiteres reinlassen in den Palast?< fragte ich. Ben Gor lachte hell auf. >Keine Sorge, mein junger Freund. Du brauchst; nur zu sagen, daß du von mir kommst, dann öffnen sich dir alle Türen wie durch Zauberkraft.< Aber leider öffnete sich gleich die erste Tür nicht, und zwar das große goldene Eingangstor. Ben Gor wußte nicht, daß es wegen des Feiertages zu Ehren der Göttin Pales bis abends verschlossen blieb. Ich war so wütend, daß ich beschloß, über die Mauer zu klettern.«
    »Ihr himmlischen Mächte«, unterbrach Xantippus ihn. »Das allein gilt schon als Hochverrat. Wie recht hat der weise Mann gehabt, der sagte: >Wen die Götter verderben wollen, den verblenden sie vorher*.«
    Caius nickte reuevoll. »Ich war auch wirklich wie besessen. Ich hatte nur die Freikarten im Kopf. Ich dachte, wenn ich erst glücklich im Garten bin, brauche ich nur zu sagen, daß Ben Gor mich schickt, und mir geschieht nichts. Ich lief in die Triumphstraße, weil die Mauer dort hinter Bäumen versteckt liegt, so daß mich beim Hinüberklettern niemand beobachten würde, aber entdeckte enttäuscht, daß sie viel zu hoch war, fast doppelt so hoch wie ich. Ich gab mich aber noch nicht geschlagen. Ich kaufte mir bei einem Trödler die Strickleiter, dann rannte ich zum Reitstall des Vincelli und mietete mir das Maultier.«
    »Wozu brauchtest du das Maultier, wenn du eine Strickleiter hattest?« fragte Julius.
    »Ich mußte sie doch oben an der Mauer erst irgendwie festmachen, sonst hätte ich die Strickleiter weder hinauf- noch hinuntersteigen können. Dazu brauchte ich das Maultier. Ich wollte den Rand oben nach einem Haken oder etwas Ähnlichem abtasten. Von unten konnte ich nichts

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