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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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sich hin.
    Xantippus wandte sich ratlos an seine Schüler. »Könnt ihr daraus schlau werden?« knurrte er.
    »Nein«, riefen sie im Chor.
    »Ich auch nicht«, sagte Xantippus. »Seit vielen Jahrhunderten sind mehr Männer beinah ertrunken als Sterne am Firmament stehen. Das können wir gleich ad acta legen. Und von einer Frau, die eine grauenvolle Schlacht gewonnen haben soll, erzählt kein Geschichtsbuch. Alle Schlachten sind sowieso grauenvoll.«
    »Wir sind in einer Sackgasse«, sagte Mucius. »Ohne die Parole können wir uns begraben lassen.« Er vermied es, Caius anzusehen. »Bringt mich zurück ins Mausoleum«, schluchzte Caius, »und kümmert euch nicht mehr um mich.«
    Keiner seiner Freunde würdigte ihn einer Antwort.
    »Der einzige Lichtblick in dieser Misere ist: die Geheimpolizei ist zum Glück fest davon überzeugt, daß Caius tot ist«, sagte Julius hüstelnd. »Aber er ist so gut wie tot«, wandte Flavius ein. »Caius kann sich nie wieder sehen lassen. Selbst zu Hause nicht.«
    »Er ist ein lebender Leichnam«, sagte Publius.
    Die Jungen schwiegen bedrückt.
    Es blitzte und donnerte wieder, diesmal ganz in der Nähe.
    »Ha! Haltet die Luft an«, rief Antonius aufgeregt, »Caius hat doch erzählt, daß er mit Claudia in den Ställen gewesen ist. Vielleicht kennt sie die Parole.« Caius' Augen leuchteten auf. »Bestimmt. Sie stand neben mir, als ich den Torwächtern das Losungswort sagte.«
    Rufus schoß hoch. »Ich renne sofort zu ihr. Wir müssen ihr sowieso endlich erzählen, daß Caius noch lebt. Sie wartet sicherlich schon vor Ungeduld zappelnd auf uns.«
    »Wir kommen mit«, bestimmte Mucius. »Wir haben doch außerdem unsere kostbaren Togen bei ihr gelassen.«
    Xantippus stand auf. »Kommt unverzüglich zu mir zurück, wenn ihr bei Ben Gor gewesen seid. Caius soll sich so lange auf das Feldbett legen, in meiner Geheimkammer hinter dem Küchenschrank. Ich werde die Sachen abräumen, die darauf liegen.« Er verschwand nach nebenan. Die Jungen hörten ihn den Küchenschrank beiseite schieben.
    Sie wollten hinauseilen, aber sie zögerten, denn ein Blitz schlug mit ohrenbetäubendem Lärm in eins der benachbarten Häuser ein. Gleich darauf prasselte ein Platzregen aufs Straßenpflaster, als ob der Himmel alle seine Schleusen geöffnet hätte.
    »Ich gehe jetzt nicht weg«, sagte Flavius. »Ich hab keine Lust, vom Blitz erschlagen zu werden.«
    »Wir warten, bis das Schlimmste vorbei ist«, sagte Mucius. »So ein Wolkenbruch dauert gewöhnlich nicht lange. Auf ein paar Augenblicke mehr kommt es schon auch nicht mehr an.«
    Aber ein paar Augenblicke sind manchmal entscheidend im Leben.
    Der Vorhang zum Schulraum wurde brutal beiseite gerissen, und drei Prätorianer in voller Kriegsausrüstung stürmten herein. Ihnen folgte ein Geheimpolizist, in einen Mantel gehüllt. Durch die Küchentür zwängten sich noch mehr Prätorianer ins Zimmer. Sie umringten die Jungen und zückten drohend ihre Schwerter.
19. Kapitel
Im Kerker
    Die Jungen standen vor Schreck wie versteinert. Caius schrumpfte in seinem Sessel zusammen, als ob er im Erdboden verschwinden wollte. Der Beamte der Geheimpolizei zeigte mit dem Finger auf ihn. »Da ist er ja, der Schurke«, donnerte er. »Packt ihn!«
    Zwei Prätorianer zerrten Caius hoch und hielten ihn umklammert.
    »Wo sind dein Vater und deine Schwester?« fragte der Beamte ihn drohend. »Jemand muß sie gewarnt haben, denn sie sind geflohen. Heraus mit der Sprache: wo sind sie?«
    »Ich weiß nicht, wo sie sind«, murmelte Caius heiser.
    »Du lügst«, schrie der Beamte. Er schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. »Caius ist unschuldig«, rief Julius heldenmütig. »Ben Gor kann beweisen . . .«
    »Halt den Mund«, unterbrach der Beamte ihn wutschnaubend. »Du redest nur, wenn du gefragt wirst. Merk dir das. Sonst haun wir dir gleich hier den Kopf ab. Ihr seid alle verhaftet, wegen Verschwörung gegen den Emperor. Ihr dachtet, ihr seid besonders schlau, was?« Der Beamte lachte höhnisch. »Aber jeder Verbrecher macht einen Fehler. Und ihr seid keine Ausnahme. Ihr hättet den Schlüssel zum Mausoleum nicht draußen im Schloß steckenlassen sollen. Ein Wächter hat es gesehen und uns gemeldet. Dadurch haben wir entdeckt, daß der Sarg fehlt. Alles andere war ein Kinderspiel. Ihr wart die einzigen, die heute am Tag der Rennen mit einem Sarg in die Stadt wollten.«
    Oh, ich Wahnsinniger, dachte Mucius, von Reue überwältigt. Warum habe ich mich nicht umgeschaut, als ich die Tür

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