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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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dergleichen entdecken, weil die Mauer zu hoch war. Ich ritt also von der Triumphstraße den Abhang hinauf . . .«
    »He, warte mal«, unterbrach Mucius ihn. »Jetzt bin ich wirklich neugierig, wie du raufgekommen bist auf das Maultier. Ich traf dich doch auf dem Forum Boarium und erinnere mich, das Tier war höher als du, und du hattest keinen Sattel mit Steigbügeln.«
    »Ich bin einfach auf einen dicken Olivenbaum am Straßenrand geklettert und dann auf den Rücken des Viehs gesprungen. Das klappte wie am Schnürchen.«
    »Da soll mich doch ein Haifisch schlucken«, rief Antonius. »Caius ist viel schlauer, als wir immer gedacht haben.«
    »Ruhe!« befahl Xantippus erzürnt. »Was wir hier miterleben, ist kein Possenspiel, sondern eine Tragödie. Erzähl weiter, mein Freund.«
    Caius starrte einen Augenblick ins Leere. »Ich bin immer noch nicht recht bei Sinnen«, sagte er dann, »aber ich werde versuchen, mich zu konzentrieren. Ja, ich sehe es jetzt wieder vor mir. Als ich dicht an der Mauer war, stellte ich mich auf den Rücken des Maultiers und entdeckte, daß auf dem Mauerrand spitze Eisenzacken herausstachen. Die schreckten mich aber nicht zurück, im Gegenteil, sie halfen mir. Ich legte die Strickleiter zwischen zwei Sprossen über die Eisenzacken, so daß sie nicht abrutschen konnte, dann kletterte ich auf ihr über die Mauer weg und auf der anderen Seite rückwärts hinunter.«
    »Was ist aus dem Maultier geworden?« fragte Flavius, mit einem ängstlichen Blick auf Xantippus. Aber Xantippus schien selber an dem Maultier interessiert zu sein, denn er beanstandete Flavius' Disziplinlosigkeit nicht.

    »Wenn man es nur einen Moment allein läßt, galoppiert es schnurstracks in den Stall zurück, hatte mich ein Stallknecht bei Vincelli gewarnt. Das Tier war im Augenblick meine kleinste Sorge. Ich mußte erst einmal den Palast erreichen, den ich im Hintergrund sah. Ich hatte nämlich Angst vor den drei Leoparden des Emperors, die manchmal frei im Garten herumlaufen. Die hätten nichts von Ben Gor gewußt. Deswegen schlich ich wie auf rohen Eiern an den Taxushecken und Hagedornbüschen vorbei. Aber ich kam nicht weit. Plötzlich fielen zwei Prätorianer über mich her. Sie mußten die Strickleiter gesehen haben, als sie gerade über die Mauer flog. Sie hatten wahrscheinlich hinter einer Hecke versteckt auf mich gelauert. Der eine Kerl packte mich am Hals und würgte mich, als ob er mich gleich auf der Stelle erdrosseln wollte. Mir blieb die Luft weg, und ich konnte kein Wort mehr hervorbringen. Der andere schlug mir derartig heftig mit seinem Schwert auf den Kopf, daß ich bewußtlos zusammenbrach.
    Ich kam erst in einem fensterlosen Kerker wieder zu mir. Ich fühlte mich hundselend. Meine Kehle war wie abgeschnürt. In meinem Kopf drehte sich alles. Trotzdem wurde mir zu meinem Schrecken überwältigend klar: es ist aus mit mir, ich bin dem Tode geweiht. Ich konnte niemand sagen, daß Ben Gor mich geschickt hat. Ich konnte kaum röcheln, geschweige denn reden.«
    »Daß du über die Mauer geklettert bist, beweist doch noch nicht, daß du den Emperor ermorden wolltest«, sagte Julius. »Das war auch nicht das Ausschlaggebende«, sagte Caius, aber die Geheimpolizei fand den Dolch bei mir.« Die Jungen waren aufs neue entsetzt.
18. Kapitel
Der Blitz schlägt ein
    »Großer Jupiter«, sagte Xantippus verstört. »Ein Dolch? - Wieso hattest du einen Dolch bei dir?«
    »Jeder von uns hatte doch einen Dolch mitgenommen, als wir nachts zum Zirkus Maximus zogen«, fuhr Caius fort. »Am nächsten Morgen hatte ich ihn bereits vergessen. Der Dolch war mein Ruin. Ich erwartete, sofort hingerichtet zu werden, ohne meinen Vater oder Claudia jemals wiederzusehen. Die Henker des Emperors mußten jeden Moment kommen, um mich den Krokodilen zum Fraß vorzuwerfen oder mich ans Kreuz zu schlagen.«
    Caius wurde wieder heiser und machte eine Pause.
    »Diese Tyrannen lassen kaltblütig Tausende Menschen umbringen, aber zittern immer um ihr eigenes Leben«, sagte Xantippus. »Fortuna war dir hold, Caius, daß du nicht auch zu den vielen Opfern zählst.«
    »Du hast recht, Meister Xanthos, im Kerker dachte ich, es ist aus mit mir. Aber zu meiner Überraschung brachte mich nach ein paar Stunden eine Kohorte von Prätorianern, unter der Leitung mehrerer Geheimpolizisten, nach Hause. Sie wußten, wer ich bin, mein Name steht doch auf meiner Bulla. Warum sie mich nach Hause brachten, war mir schleierhaft. Es konnte nur Böses bedeuten,

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