Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf
hat doch auch unser Geld bei sich."
„Er war sehr besorgt, daß wir rechtzeitig nach Hause kommen", sagte Flavius. „Sein Vater ist sehr genau in solchen Sachen."
Das überzeugte die andern, aber irgendwie war es ihnen doch unheimlich, daß Mucius so spurlos verschwunden war. Ein greller Blitz zuckte am Himmel auf, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donnerschlag. Unmittelbar darauf prasselte ein heftiger Hagelschauer auf die Jungen herab.
„Nach Haus!" schrie Publius, raffte seine Toga hoch und setzte in großen Sprüngen über den Fahrdamm. Die andern rannten brüllend hinter ihm her.
12. Kapitel
Wie kommt der Fluß in das Haus?
Mucius war weder ausgerückt, noch hatte er Angst gehabt, zu spät nach Hause zu kommen; er war bei Lukos geblieben. Er hatte nämlich eine überraschende Entdeckung gemacht.
Nachdem er Julius die Kette in die Hand gedrückt hatte, war er hinter seine Freunde getreten und hatte sich neugierig und verstohlen umgeschaut, weil er gerne herausbekommen hätte, wie Iukos die Eingangstür geöffnet haben konnte, ohne das Gewölbe zu verlassen. Dicht am Boden neben der Wand liefen ein paar Schnüre entlang, und er dachte: „Aha, das ist der Trick!" Dabei fiel sein Blick auf einen Wollmantel, der in der Nähe des Kamins halbversteckt hinter einer Säule lag. Mucius stutzte. Der Mantel kam ihm bekannt vor. Er schlich hin, hob ihn auf und musterte ihn genau. Es war tatsächlich Rufus' Mantel. Auf der linken Schulter war der saubergestopfte Riß, der Mucius noch besonders aufgefallen war. Mucius war verwirrt. Rufus mußte bei Lukos gewesen sein. Aber warum? Und warum hatte er seinen Mantel zurückgelassen?
Er war so in Gedanken versunken, daß er nicht darauf achtete, was um ihn vorging. Er hörte nur plötzlich Lukos' Geschrei, und sah seine Freunde in wilder Flucht davonrennen. Er zögerte einen Augenblick, und das wurde ihm zum Verhängnis; denn als er nun instinktiv hinter ihnen her rannte, war die Tür zu. Die andern mußten sie hinter sich zugeworfen haben. Er rüttelte an ihr, schlug mit den Fäusten dagegen, aber seine Freunde hörten ihn nicht oder kümmerten sich nicht um ihn.
Das war eine schöne Geschichte! Er saß wie eine Maus in der Falle. Es war so dunkel, daß er nicht einmal die Wände zu beiden Seiten des Ganges sehen konnte. Nur aus dem Holzkasten hinter der gelben Glasscheibe fiel ein grünlicher Lichtschimmer auf seine Hände. Und er sah, daß sie zitterten. Er hatte Angst. Sein Herz pochte laut. „Lächerlich", sagte er sich, „es tut mir doch niemand was." Aber er fürchtete sich vor Lukos. Vielleicht sollte er ihn einfach bitten, ihn rauszulassen? Er schlich auf Zehenspitzen zum Vorhang zurück und lugte hindurch. Lukos ging mit einem Korb umher und sammelte etwas auf. Sein Gang war merkwürdig unbeholfen, und bei jedem Schritt klang es, als ob er mit einem Holzblock auf den Boden stieße. Auch das Bücken schien ihm schwerzufallen, denn er stöhnte jedesmal laut dabei.
Jetzt entdeckte Mucius entsetzt, daß überall Schlangen am Boden herumkrochen, und flüchtete in den Gang zurück. Er tastete verzweifelt die Wände ab, um einen Schlupfwinkel zu finden, und plötzlich spürte er eine Leiter unter den Fingern. Er zog sich rasch Rufus' Mantel an und kletterte die Sprossen hinauf. Es dauerte eine ganze Weile, bis er nicht mehr weiterkonnte. Sein Kopf stieß gegen etwas Hartes. Er fühlte es ab und merkte, daß es eine Dachlukenklappe war. Er stemmte sich dagegen, und sie schlug nach außen um. Dicke Regentropfen peitschten ihm ins Gesicht; es blitzte und donnerte, doch das schreckte ihn nicht zurück. Er schwang sich aufs Dach, machte rasch die Dachluke zu und setzte sich drauf. Dann seufzte er erleichtert auf. Er war gerettet. Er grinste und summte selig vor sich hin, aber allmählich wurde ihm ungemütlich. Er konnte schließlich nicht die ganze Nacht bei strömendem Regen und Donner und Blitz auf dem Dach sitzen. „Vielleicht kann ich Iiinuntcrspringen?" dachte er sich. Das Dach war glücklicherweise nicht sehr schräg, und er kroch auf Händen und Füßen zum Rand hin. Er wartete, bis es blitzte, schaute hinunter und fuhr schaudernd zurück. Das Haus war viel zu hoch, als daß er es hätte wagen können, hinunterzuspringen. Er mußte sich unweigerlich alle Knochen dabei brechen. Nun kroch er am Rand entlang, weil er hoffte, eine Regenrinne zu finden, an der er vielleicht hinunterklettern konnte. Aber auch damit hatte er kein Glück, es gab keine. I i hockte
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