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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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schüttelte ihn. „Hab' ich dich doch erwischt, mein Bürschchen", schimpfte er. „Das ist jetzt schon das zweitemal, daß du dich hier nachts heimlich einschleichst! Steh auf! Du kommst mit auf die Polizei!"
    Mucius fuhr verwirrt hoch und stotterte: „Was ist los? Wo bin ich? Wer bist du?" „Ich bin der Bademeister", sagte der Araber. „Wie bist du hier reingekommen?"
    „Ich bin aus Versehen dort reingefallen", sagte Mucius und zeigte auf die Dachöffnung hoch oben, durch die man einen kleinen Ausschnitt des Morgenhimmels sehen konnte.
    „Du lügst", schnauzte der Bademeister. „Du bist schon gestern nacht hier reingesprungen. Gestern morgen bist du mir leider entwischt, aber heute entwischst du mir nicht."
    „Ich lüge nicht", schrie Mucius. „Ich bin nur einmal hier reingefallen."
    „So? Du leugnest also? Wie heißt du?"
    „Mucius Marius Domitius", sagte Mucius stolz.
    „Ha!" rief der Bademeister ergrimmt. „Dann bist du's!" Und er hielt Mucius plötzlich eine bronzene Handlaterne vor die Nase. „Da! Hier steht's! Mucius Marius Domitius! Das ist deine Laterne.

    Du bist überführt. Dein Leugnen ist ganz zwecklos." Mucius war sprachlos. Es war tatsächlich seine Laterne. Dieselbe, die Rufus versehentlich mitgenommen hatte.
    Der Bademeister triumphierte. „Die Laterne habe ich gestern morgen auf dem Boden des Bassins gefunden. Du bist ein Lügner und verdienst Prügel."
    Aber Mucius hörte nicht auf ihn. Ein erregender Gedanke hielt ihn gepackt. Sollte Rufus auch im Dianabad gewesen sein? „Wie sah der Junge aus, der gestern nacht hier gewesen ist?" fragte er hastig.
    Der Bademeister war verblüfft. „Wie? Was? Wie er ausgesehen hat? Wie du natürlich!"
    „Das ist nicht wahr", sagte Mucius. „Er kann nicht so ausgesehen haben wie ich, weil ich es nicht gewesen bin."
    Der Bademeister wurde wieder wütend. „He! Was soll das! Du bist mir ein frecher Patron. Du hast hier heimlich gebadet und nicht einmal das Eintrittsgeld bezahlt. Das ist Betrug. Dafür kommst du ins Gefängnis."
    Jetzt war Mucius erschrocken. Ins Gefängnis wollte er nicht. „Ich habe nicht betrügen wollen", sagte er. „Ich will alles bezahlen. Was kostet der Eintritt?"
    „Zehn Sesterzen, Kinder die Hälfte", sagte der Bademeister.
    „Ich bringe dir heute noch das Geld", sagte Mucius. „Nein, warte, vielleicht habe ich es bei mir ... " Er rollte hastig seine Toga auf, griff in die Tasche seiner Tunika und entdeckte erfreut, daß er das Taschentuch mit dem Geld nicht verloren hatte. Er knüpfte es auf, suchte fünf Silbermünzen im Werte von zwanzig Sesterzen heraus und gab sie dem Bademeister.
    „Ich kann dir aber nicht rausgeben", sagte der Bademeister und starrte erstaunt auf das viele Geld.
    „Du kannst den Rest behalten", sagte Mucius großmütig.
    Der Bademeister zögerte. „Wo hast du das viele Geld her?" fragte er mißtrauisch.
    „Das ist mein Taschengeld", behauptete Mucius kühn. Er hatte keine Lust, erst umständlich auseinanderzusetzen, wie er zu dem Geld gekommen war.
    „Dein Vater muß aber mächtig reich sein", sagte der Bademeister gedehnt, „wenn er dir soviel Taschengeld geben kann."
    „Mein Vater ist Marius Domitius, der Tribun", sagte Mucius.
    Der Bademeister riß ungläubig die Augen auf. „Wie?" rief er. „Seine Exzellenz Domitius? Lügst du auch nicht?" Mucius grinste herablassend und zeigte auf die Laterne. „Da steht's doch!" sagte er. „Marius Domitius. Kannst du nicht lesen?"
    Der Bademeister war auf einmal wie verwandelt, verbeugte sich lief und stammelte: „Entschuldige vielmals! Bitte, sag deinem Vater nicht, daß ich mit dir geschimpft habe. Ich war sehr wütend, aber ich hoffe, du verzeihst mir! Ich kann doch nicht zulassen, daß jemand hier heimlich badet. Wenn einer kein Geld hat, soll er nicht baden, nicht wahr? Und dann kann doch auch etwas passieren. Ich lasse jeden Abend das Wasser ab. Wenn jemand in das leere Bassin springt, ist er sofort tot, und dann habe ich nichts als Scherereien. Du hast großes Glück gehabt, junger Herr, daß noch genügend Wasser im Bassin war. Soll ich dir noch deine Sachen trocknen? Du kannst doch so nicht nach Hause gehen."
    „Ich habe keine Zeit", sagte Mucius erschrocken. „Wie spät ist es eigentlich?"
    „Die Sonne muß gerade aufgegangen sein", sagte der Bademeister.
    „Oh, dann muß ich aber weg", rief Mucius und lief auf die Eingangstür zu. Aber er kam zurück und fragte: „Wie war das mit dem Jungen, der gestern nacht hier

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