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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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und dünnflüssige und irgendein bitteres Zeug, das grün war. Tellus stieß unaufhörlich mit mir an, und ich stieß mit ihm an, und dann stießen die Herren mit mir an, und ich stieß mit den Herren an und trank einen Becher nach dem andern. Die Herren wurden sehr lustig und erzählten Geschichten. Ich mußte auch eine lustige Geschichte erzählen, es fiel mir aber nichts ein, und da erzählte ich, wie wir unsern Lehrer gefesselt und geknebelt im Schrank gefunden haben. Darüber lachten alle sehr. Tellus lachte am meisten. Plötzlich war Musik, ein ganzes Orchester, ich konnte es aber nicht sehen, es saß hinter einem Vorhang. Flöten piepsten, Harfen und Leiern klimperten, Trompeten und Posaunen und Fanfaren schmetterten, zwischendurch gab es immer einen großen Krach, als ob jemand das gesamte Geschirr hinschmiß, und alles spielte auf einmal. Dann traten Schauspieler auf, die irgend etwas deklamierten, was ich nicht verstand, weil es griechisch war. Ich kann griechisch nur reden und lesen, aber nicht verstehen. Tänzerinnen hüpften herum, als ob sie Bauchschmerzen hatten, aber die Clowns waren schrecklich komisch, und ich brüllte vor Lachen. Dabei wurde mir schlecht, und alles fing an, sich im Kreise zu drehen. Und plötzlich fiel mir entsetzt ein, daß ich die Namen an der Wand vielleicht nicht mehr lesen kann, und ich traute mich nicht, mehr zu trinken."
    „Warum bist du nicht ausgerückt?" unterbrach Flavius ihn.
    „Das wollte ich, aber Tellus ließ mich nicht weg. Schließlich schwindelte ich ihm vor, daß ich mal rausmüßte, weil mir schlecht sei, und darüber lachten die Herren, und Tellus lachte auch und befahl einem Sklaven, mich hinauszubringen. ,Bring ihn aber ja zurück!' rief er hinterher. Wir kamen in die große Halle, und ich blieb vor der Marmorwand stehen und suchte nach dem zwanzigsten März, konnte ihn aber nicht finden; mir schwirrte alles vor den Augen. Der Sklave wurde ungeduldig, da sagte ich, ich will auch meinen Namen drauf schreiben. Ich wollte Zeit gewinnen. Der Sklave lachte blöd und fragte: ,Wer bist du denn?' Ich sagte: ,Weißt du nicht, daß ich der Ehrengast bin, heute?' und er sagte: ,Das weiß ich, aber du bist doch nur ein kleiner Junge.' Da schrie ich ihn an: ,Was fällt dir ein! Ich bin kein kleiner Junge, ich bin der Neffe des Kaisers.' Er erschrak sehrund lief weg, um Farbe und Pinsel zu holen, und ich freute mich, daß ich ihn reingelegt hatte. Ich fand den zwanzigsten März, aber es waren keine Namen drunter; das Datum war zweimal durchgestrichen."
    „Aha", sagte Xantippus, „das Fest war abgesagt worden!"
    „Und wie bist du weggekommen?" riefen Flavius und Caius.
    „Ich wollte fliehen", erzählte Antonius weiter, „aber ich hatte Angst, daß der Türhüter mich nicht rausläßt, deswegen lief ich einen Gang hinunter, weil ich hinten einen Garten sah, aber im Garten waren Sklaven, da lief ich den Gang zurück, doch von der anderen Seite kamen auch Sklaven, und ich rannte rasch in ein Zimmer hinein und machte die Tür zu. Ich wollte zum Fenster raus, aber davor waren Glasscheiben. Ich hörte Stimmen hinter der Tür, wollte unters Bett kriechen, in dem Zimmer stand ein großes Bett, aber der Zwischenraum war zu eng, und ich konnte mich nicht drunter quetschen. Darum versteckte ich mich hinter einem Mantel, der in einer Nische hing. Ich hörte die Sklaven reden, und der eine sagte: ,Vielleicht ist er da drin!' Doch der andere sagte: ,Du weißt, daß der Herr bei Todesstrafe verboten hat, ohne seine Erlaubnis sein Schlafzimmer zu betreten.' ,Aber was sollen wir tun, wenn der Junge da drin ist?' hat der Sklave gesagt, der zuerst gesprochen hatte. Da sagte der andere: ,Wir schließen ab und fragen unsern Herrn, was wir tun sollen.' Sie gingen weg, und ich dachte, o weh! jetzt werde ich umgebracht, weil ich ohne Erlaubnis hier drin bin. Das war sehr aufregend. Ich guckte hinter dem Mantel hervor und stieß mit der Nase gegen die Kette. Ich hab' sie sofort erkannt und dachte: Jetzt muß ich aber weg! Und der Mantel muß mit! Ich wickelte ihn mir um den rechten Arm, schlug die Scheiben damit ein und sprang raus. Zum Glück ging das Fenster direkt auf die Straße hinaus, und ich rannte weg. Toll, was?" brach Antonius atemlos ab und schaute seine Freunde wie ein siegreicher Gladiator an.
    „Du hast deine Sache gut gemacht", lobte Xantippus ihn.
    Antonius strahlte. „Seht ihr?" rief er. „Ihr brauchtet mich auch nicht mit Wasser zu begießen. Ich bin nicht betrunken

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